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Programmkinos legen gegen den Markttrend zu

Grafik: hw

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Arthouse-Filmtheater verkauften 3 % mehr Eintrittskarten, Multiplexe dagegen weniger

Berlin, 16. September 2015. Anspruchsvolle Kinokost zieht derzeit besonders gut: Die deutschen Programmkinos legen in den Besucherzahlen und im Umsatz – gegen den Gesamttrend im Markt – zu. Sie konnten im Jahr 2014 insgesamt 16,3 Millionen Eintrittskarten verkaufen. Das waren drei Prozent mehr als im Vorjahr. Dagegen wurden im gesamten Kinomarkt in der Bundesrepublik, der stark von den großen Multiplexen dominiert wird, nur noch 121,7 Millionen Kino-Tickets verkauft, sechs Prozent weniger als im Vorjahr. Das geht aus der heute vorgestellten Programmkino-Studie der Filmförderanstalt (FFA) in Berlin hervor.

„Die Bücherdiebin“ beliebtester Film

Während die meisten Multiplex-Großkinos vor allem Hollywood-Filme zeigen, dominieren in den Programmkinos „Arthouse“-Kost. Dabei handelt es sich zum Beispiel um europäische Streifen, Filme aus Entwicklungs- und Schwellenländern beziehungsweise um Produktionen von Studios, die zu keinem der großen US-Filmkonzerne gehören. Die Publikumslieblinge waren in diesem Sektor im vergangenen Jahr „Die Bücherdiebin“, 12 Years a Slave“, „Dalles Buyers Club“ und „Philomenia“.

Dass solche Produktionen in Deutschland gute Resonanz finden, haben inzwischen auch viele Multiplex-Betreiber erkannt. Sie reservieren daher vielerorts einen Teil ihrer Vorführkapazitäten für Arthouse-Filme.

Vor allem Ältere zieht es ins Programmkino – doch die wollen zum Film weniger essen und trinken

Aus der Studie wird auch deutlich, dass sich die Zielgruppen der Multiplexe und der Programmkinos nur teilweise überlagern. So liegt das durchschnittliche Alter von Programmkino-Besuchern bei 50,4 Jahren und damit 13 Jahre über dem Durchschnitt im Gesamtmarkt. Während Multiplexe ein jüngeres Publikum haben, für das Popcorn, Cola und anderes „Fastfood“ zum Kinobesuch dazu gehören, sind Programmkino-Besucher weniger bereit, sich in „ihrem“ Filmtheater auch etwas zu essen und zu trinken zu kaufen. „Fast zwei Drittel des Filmkunstpublikums (61,8%) verzichtete 2014 sogar völlig auf Speisen und Getränke im Kino“, heißt es in der FFA-Studie.

Auch Umsätze steigen

Das stellt Programmkino-Betreiber vor größere Herausforderungen als Multiplex-Kinos, da sie nicht soviel Umsatz mit gastronomischen Angeboten machen. Zudem liegt der durchschnittliche Eintrittskartenpreis in Arthouse-Filmtheatern bei nur 6,97 Euro und damit etwa einen Euro unter dem Durchschnitt im gesamten Kinomarkt. Bemerkenswerterweise haben die deutschen Programmkinos dennoch auch ihre Ticket-Umsätze sogar um 4,7 Prozent auf 113,4 Millionen Euro steigern können – während im Gesamtmarkt die Umsätze schrumpften.

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt