Forschung

Chemiker wollen Klimakiller CO2 als Rohstoff nutzen

Ringen nicht nur mit wissenschaftlichen Herausforderungen, sondern auch mit Image-Problemen: Chemiker gelten, wenn von der Öffentlichkeit überhaupt wahrgenommen, als eingekapselte Laborforscher, die potenziell gefährliche Stoffe mischen. Hier ein Szenefoto aus dem Chemietheater: „Das geheime Labor“, das Grundschülern zeigen soll, welchen Herausforderungen sich moderne Chemiker stellen. Foto: Umweltbühne / GDCh

Ringen nicht nur mit wissenschaftlichen Herausforderungen, sondern auch mit Image-Problemen: Chemiker gelten, wenn von der Öffentlichkeit überhaupt wahrgenommen, als eingekapselte Laborforscher, die potenziell gefährliche Stoffe mischen. Hier ein Szenenfoto aus dem Chemietheater: „Das geheime Labor“, das Grundschülern zeigen soll, welchen Herausforderungen sich moderne Chemiker stellen. Foto: Umweltbühne / GDCh

2000 Teilnehmer diskutieren beim Wissenschaftsforum in Dresden über Zukunftsaufgaben der Chemie

Dresden, 31. August 2015. Kohlendioxid und Methan werden heute meist als „Klima-Killer“ wahrgenommen. Als gefährliche Treibhaus-Gase, die die Erderwärmung vorantreiben. Doch deutsche Chemiker hoffen Verfahren zu finden, um diese in riesigen Mengen vorkommenden Gase als Ressource einzusetzen, um zum Beispiel Kraftstoffe herzustellen. „Kohlendioxid ist nicht nur eine Gefahr, sondern auch ein Rohstoff“, betonte Dr. Thomas Geelhaar, der Präsident der „Gesellschaft Deutscher Chemiker“ (GDCh) beim „GDCh-Wissenschaftsforum Chemie 2015“ in Dresden.

Transformation in Flüssigbrennstoff ist technologisch kein Problem – aber noch viel zu teuer

Technologisch ist die Umwandlung dieser Treibhausgase in Flüssigbrennstoffe zwar prinzipiell längst gelöst. Aber eben mit Verfahren, die so teuer, energiefressend und aufwendig sind, dass zum Beispiel Methan als „Abfallprodukt“ von Ölindustrie und Landwirtschaft lieber in großen Mengen in die Atmosphäre geblasen wird. Daher sei es eine der ganz großen Zukunfts-Herausforderungen für Chemiker, Physiker und Ingenieure, ein wirtschaftliches Verfahren zu finden, um solche in großen Mengen vorkommenden Treibhausgase zu verwerten, meint auch der Präsident der Humboldt-Stiftung, Prof. Helmut Schwarz von der Technische Universität Berlin. Damit könne man dann auch viele Energie- und Ressourcen-Probleme auf einen Schlag lösen.

Ist auf dem "Wissenschaftsforum Chemie 2015" in Dresden mit dem Karl-Ziegler-Preis ausgezeichnet worden: Prof. Helmut Schwarz von der ZU Berlin. Foto: hw

Ist auf dem „Wissenschaftsforum Chemie 2015“ in Dresden mit dem Karl-Ziegler-Preis ausgezeichnet worden: Prof. Helmut Schwarz von der ZU Berlin. Foto: hw

Biochemiker fragen sich: Wo beginnt das Leben?

Aber auch Materialien für bessere Batterien und Smartphones, die biochemischen Stadt-Haushalte der großen Mega-Cities weltweit und Lösungen für die Vermüllung der Meere mit Plastikmüll gehören derzeit zu den „Mega-Themen“, mit denen sich die deutschen Chemiker beschäftigen. Und für die Grundlagenforscher unter ihnen werden zudem die Schnittstellen zwischen Chemie, Biologie und Physik immer interessanter: „Da gehen wir Fragen nach wie: Wie funktioniert das Gehirn? Oder: Wie wird aus anorganischen organische Materialien, wo beginnt – chemisch gesehen – das Leben?“, nennt Prof. Schwarz Beispiele.

Chemiker ringen mit Image-Problem

Allerdings, und das beschäftigt auch die rund 2000 Teilnehmer des GDCh- Wissenschaftsforums Chemie in Dresden ganz besonders, haben die Chemiker auch ein Image-Problem zu lösen: In der öffentlichen Wahrnehmung, so CDCh-Präsident, dominiere das Bild vom „Chemiker, der im Elfenbeinturm auf Distanz geht, Chemikalien, die bei leichtfertiger Handhabung Katastrophen auslösen und Angst verbreiten, die chemische Industrie als Produzent gefährlicher Substanzen“. Dabei leiste die Chemie ganz erhebliche Beiträge für Wirtschaft und Gesellschaft. „Zum Beispiel basieren 20 Prozent der Weltökonomie auf Katalyse – aber das ist kaum einem bewusst“, meint Prof. Schwarz.

Auch deshalb haben die Chemiker für ihre Tagung in Dresden ein breites öffentliches Begleitprogramm auf die Beine gestellt, mit der sie für ihre Wissenschaft werben wollen.

Autor: Heiko Weckbrodt

Aus dem öffentlichen Programm:

  • Restaurierung historischer Uhren mit Hilfe der Chemie“, öffentlicher Abendvortrag von Prof. Arndt Simon im Deutschen Hygiene-Museum, Marta-Fraenkel-Saal, Montag, 31. August 2015, 20.30 Uhr
  • Chemietheater: „Das geheime Labor“ für Grundschüler, 31.8.-2.9.2015, Hygiene-Museum, Weitere Informationen und Anmeldung bei der Umweltbühne: Ivonne Fischer, Tel.: 0371/844 949-25, E-Mail: ivonne.fischer@umweltbuehne.de, www.umwelt-buehne.de
  • „Chemiker im Dritten Reich“, öffentliche Lesung in der Thalia-Buchhandlung an der TU, Rugestraße 6 – 10, Montag, 31. August 2015, 19 Uhr, Eintritt 5 €
  • Schülertag mit „ChemSlam – Science Slam”, Messe Dresden, Mittwoch, 2. September 2015, 13.40 Uhr, Saal Hamburg 1 (in der Messe-Börse)

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt