Satellit „Eu:CROPIS“ macht für Marsmissionen Tomaten aus Urin
Erdorbit, 15. Juni 2015: Deutsche Forscher wollen einen etwas unappetitlichen, aber wohl unvermeidlichen Weg zum Mars ebnen: Anfang 2017 will das „Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt“ (DLR) den Satelliten „Eu:CROPIS“ ins All schießen und der testet dann ein neues Lebenserhaltungssystem für lange kosmische Missionen, das aus Urin und anderen menschlichen Abfallprodukten Sauerstoff und Lebensmittel für die Astronauten macht.
Rotation simuliert Schwerkraft auf Mond und Mars
Der Satellit wird sich in zirka 600 Kilometern Höhe über der Erdoberfläche kontinuierlich um die eigene Achse drehen, um durch die entstehende Zentrifugalkraft die Schwerkraft auf dem Mond und auf dem Mars zu simulierten. Unter diesen Bedingungen sollen dann das neue System seine Praxistauglichkeit für die Raumfahrt beweisen. Bakterien und Algen trennen dabei den – hier im Test zunächst künstlichem – Urin und gewinnen daraus Dünger für Tomatenpflanzen und Wasser.
Mini-Labore von Fraunhofer an Bord
Das Fraunhofer- Institut für Chemische Technologie (ICT) steuert dafür ein eigenes für den Weltraum-Einsatz konzipiertes Mikrolabor – kaum größer als eine Chipkarte – zu, das diesen Aufbereitungsprozess überwacht. Dabei setzen die Fraunhofer-Ingenieure die sogenannte „Kapillarelektrophorese“ ein, bei der ein elektrisches Feld über die Stoffflüsse gelegt wird, um so die darin enthaltenen Ionen zu analysieren. Diese Technik wird zwar auch schon heute in irdischen Labors eingesetzt. Für den Einsatz in unbemannten Weltraummissionen gelten jedoch zusätzliche Anforderungen: Vorgänge müssen automatisiert ablaufen und Geräte dürfen kaum Platz benötigen, betonten die Fraunhofer-Forscher in Mainz.
Eu:CROPIS testet neue Lebenserhaltungs-Systeme auch für irdischen Einsatz
Letztlich soll das Eu:CROPIS-Projekt nicht nur Raumfahrten zu und bewohnte Stationen auf Mond oder Mars vorbereiten, sondern auch neuartige Lebenserhaltungs-Systeme auf der Erde austesten – zum Beispiel“ geschlossene Lebensräume in lebensfeindlicher Umgebung, in Katastrophengebieten, in Bergwerken oder unter Wasser“, wie das DLR betont.
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