Alle sollen Englisch lernen, Hilbert will Dresden zu Vorzeigestadt für Flüchtlings-Beschäftigung machen
Dresden, 11. Mai 2015. Mit einer Sprach- und Charme-Offensive wollen Politiker und Forscher den mutmaßlichen Rufschaden niederboxen, der Dresden durch die asylkritischen Pegida-Demos entstanden sei. So will der amtierende Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) die Stadt zum deutschen „Vorzeigestandort“ integrative Flüchtlingspolitik machen. Außerdem möchte Professor Wieland Huttner vom Instituts-Verbund „dresden concept“, dass die Dresdner künftig mehr Fremdsprachen lernen und ihre Straßen und Haltestellen in Englisch ausschildern, damit die Stadt internationaler wirkt.
Planck-Forscher: Taxifahrer können in Pausen Vokabeln pauken
Den Anfang könnten Englisch-Sprachkurse für Taxifahrer machen, meint der Mediziner und Ko-Direktor des Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik Dresden. „Während die Fahrer auf Fahrgäste warten, können sie doch Vokabeln üben“, sagte Huttner. Perspektivisch schlage er eine „komplette Zweisprachigkeit“ in Deutsch und Englisch des öffentlichen Lebens in Dresden vor. „Wir müssen die Dresdner Bevölkerung an die Zweisprachigkeit gewöhnen“. Damit werde auch fremdenfeindlichen Tendenzen der Boden entzogen.
Bürgermeister gegen Zwang, aber für „positiven Druck“
Von Zwangsanordnungen hält der Liberale Dirk Hilbert zwar nichts, hält Huttners Ansinnen aber prinzipiell für richtig: Ein gewisser „positiver Druck“, zum Beispiel auf Taxigenossenschaften oder die Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB), sei von städtischer Seite durchaus denkbar und habe schon in der Vergangenheit zu Effekten geführt. So würden inzwischen wichtige DVB-Haltestellen bereits englisch in den Bahnen angesagt bzw. ausgeschildert.
Unternehmen sollen Sprachkurse für Asylbewerber anbieten
Derweil baggert der amtierende OB und Wirtschaftsbürgermeister laut eigenen Angaben schon seit geraumer Zeit Dresdner Unternehmen an, um die zu bewegen, Deutsch-Kurse für Flüchtlinge in ihren Betrieben anzubieten. Vorbild ist dabei Viola Klein und deren Softwareschmiede „Saxonia Systems“, die solche Kurse bereits für Asylbewerber realisiert hat. „Viele Unternehmen stehen diesem Anliegen sehr interessiert gegenüber“, berichtet Hilbert.
Pilotprojekt für rasche Job-Vermittlung von Asylbewerbern geplant
Dabei sieht er die Sprachkurse nur als ersten Schritt, damit Flüchtlinge künftig in Dresden auch rasch Jobs finden. „Unter diesen Menschen sind viele, die einen universitären Abschluss haben oder durch ihre Flucht ein Studium in ihrer Heimat haben abbrechen müssen“, schätzt der Bürgermeister ein. Ihnen zu helfen, wieder eine Arbeit zu bekommen oder ihr Studium in Dresden fortzusetzen, könne auch der Stadt nur nutzen – einerseits um zu zeigen, dass Dresden international und offen ist, andererseits mit Blick auf benötigte Fachkräfte. Inzwischen seien die Rathaus-Behörden bereits dabei, Datenbanken über die Qualifikationen der hier lebenden Asylbewerber aufzubauen, damit diese rasch vermittelt werden können, wenn die Sprachbarriere erst einmal überwunden sei. Darüber hinaus werde man insgesamt 300 öffentlich geförderte Arbeitsbeschäftigungen für Flüchtlinge bis einschließlich 2016 schaffen, kündigte Hilbert an. All dies solle für „Pilotwirkung in ganz Deutschland“ sorgen.
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Hilbert über Pegida-Image „tierisch verärgert“
Hilbert geht jedenfalls zweifelsfrei davon aus, dass Dresdens Ruf durch Pedgida Schaden genommen hat und national wie international ganz schlechte Schlagzeilen dadurch bekommen hat. „Da ärgere ich mich natürlich tierisch darüber“, sagt er.
Müssen uns fragen, warum so viele mitmarschiert sind
Zugleich sei es aber auch geboten zu fragen und zu analysieren, was dazu geführt habe, dass selbst „wohlsituierte“ Dresdner zumindest zeitweise bei den Pegida-Demos mitmarschiert seien. Der Umgang mit Flüchtlingen und Flüchtlingsheimen sei freilich kein Thema, dass allein die Menschen in Dresden oder nur bestimmte Schichten bewege. „Das ist ein Thema in ganz Deutschland und hat auch ,wohlsituierten‘ Viertel erreicht.“ Autor: Heiko Weckbrodt
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