Forschung

Die dauerbefristete Uni

Befristete Stellen sind für wissenschaftliche Mitarbeiter an Hochschulen nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Foto: TUD/Eckold, Montage: hw

Befristete Stellen sind für wissenschaftliche Mitarbeiter an Hochschulen nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Foto: TUD, Eckold, Montage: hw

Wanka-Appell: Länder sollen Bafög-Millionen für mehr unbefristete Uni-Wissenschaftler einsetzen

Dresden, 18. April 2015: Bundesforschungsministerin Johanna Wanka (CDU) hat an die Bundesländer appelliert, die jüngst vom Bund bereitgestellte Bafög-Milliarde für mehr unbefristete Wissenschaftler-Stellen an den Unis und Hochschulen zu verwenden. „Befristete Projektstellen wird es immer geben und sie sind in vielen Fällen auch sinnvoll“, betonte Wanka in dieser Woche während einer CDU-Veranstaltung in Dresden. „Aber inzwischen ist das Verhältnis zwischen befristeten und unbefristeten Stellen an den Unis aus der Balance geraten.“

Bundesforschungsministerin Johanna Wanka. Foto: BMBF

Bundesforschungsministerin Johanna Wanka. Foto: BMBF

90 % des wissenschaftlichen Nachwuchses an Unis nur auf Zeit beschäftigt

Laut dem jüngsten „Bundesbericht Wissenschaftlicher Nachwuchs“ aus dem Jahr 2013 ist der Anteil befristeter Stellen unter den wissenschaftlichen Mitarbeitern zwischen 2000 und 2010 von 79 auf 90 Prozent angestiegen. Ein Grund dafür ist die langfristige finanzielle Entwicklung der deutschen Unis: Im Vergleich zu den außeruniversitären Forschungs-Instituten von Max Planck, Fraunhofer, Helmholtz etc., die in den vergangenen Jahren durch den Bund spürbar besser ausgestattet wurden, ist die Grundfinanzierung der Universitäten und Hochschule durch die Länder nur wenig gestiegen. „Die Schere zwischen Unis und außeruniversitären Forschungseinrichtungen ist dadurch auseinander gegangen“, warnte Wanka. Da die Hochschulen Ländersache sind, kann da der Bund auch nicht direkt eingreifen.

Profs: Wir verplempern Forschungszeit fürs Dauer-Antragschreiben

Viele Uni-Leitungen reagierten auf diese Schere, indem sie ihre Professoren dazu anhielten, mehr Projektmittel durch Industriepartner oder andere Drittmittelgeber zu akquirieren. Immerhin gelingt es den Akademikern inzwischen immer besser, auf diesem Wege die Ausstattung ihrer Lehrstühle zu verbessern – wobei die ostdeutschen Professoren da mittlerweile sogar erfolgreicher agieren als ihre westdeutschen Kollegen. Dieser Drittmitteltrend hat allerdings seine Kehrseiten: Einerseits werden solche Projektgelder fast immer befristet vergeben, die damit angeheuerten wissenschaftlichen Mitarbeiter werden daher nur auf Zeit angestellt. Anderseits kritisieren viele Professoren, dass ein wesentlicher Teil ihrer Arbeitszeit inzwischen dadurch aufgefressen wird, nach Drittmittelquellen zu suchen und Anträge auszufüllen – zu Lasten der eigentlichen Forschung.

Sachsen leitet 2/3 seiner Bafög-Millionen in Hochschulen

Um die Unis zu stärken, hat derweil der Bund 2014 angekündigt, ab 2015 die Bafög-Ausbildungsbeihilfen ab 2015 vollständig selbst (vorher: 65 % durch den Bund, 35 % durch die Länder) zu finanzieren. Dies entlastet die Länderhaushalte letztlich um jährlich fast 1,2 Milliarden Euro. Wie die Bundesländer dieses Geld verwenden, ist deren Sache.

Für Sachsen zum Beispiel ergibt sich eine Entlastung von rund 85 Millionen Euro durch den Bafög-Deal. Der Freistaat leitet zwei Drittel dieser Summe in die Hochschulen um, das andere Drittel in die Schulen. Nur Hessen verwendet seine Bafög-Millionen vollständig für die Unis und Hochschulen ein. Die meisten Länder setzten je die Hälfte für Hochschule und für Schulen ein, einige wollen damit gar nur „nachträglich“ frühere Bildungsinvestitionen decken – was de facto heißt, dass das Geld frei im allgemeinen Haushalt verwendet wird. Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt