Ventar will vergammelte Braunsche Brotfabrik in Dresden-Dölzschen als Wohnwerk sanieren
Dresden-Dölzschen, 7. Februar 2014: Wo sich einst große Mühlräder drehten und die Konsum-Genossenschaft ihre Brote backen ließ, blättert heute die Farbe von der Decke, folgt eine Wandfliese nach der anderen den Gesetzen der Schwerkraft. Die brusthohen Ofentore der alten Braunschen Brotfabrik – auch als Dresdner Brotfabrik bekannt – verströmen schon seit einem Vierteljahrhundert nicht mehr den Duft frischgebackener Laiber, die Angeln sind eingerostet. Nur die Graffitis an den Mauern wirken noch fast frisch: Junge Abenteurer waren wohl seit Jahren die einzigen, die den verfallenen Industriebau im Plauenschen Grund in jüngster Zeit von innen gesehen haben – und Uwe Herrmann. Er leitet die „Ventar Immobilien AG“, die die alte Brotfabrik gekauft hat, und will hier nun Wohnungen einbauen.
Immobilienfirma plant 54 Wohnungen mit Industrie-Zier
Vor vier Jahren hatten die Immobilieneigner endgültig die Hoffnung aufgegeben, das fast 150 Jahre alte Gebäude als Brotfabrik animieren zu können, und die Backausrüstungen entsorgt. Statt dessen will Uwe Herrmann hier 54 Wohnungen einbauen – und dabei auch übrig gebliebene Fabrikrelikte integrieren. Elemente der alten Backöfen, etwa die ebenso riesigen wie schmucken Backofentüren, würden an geeigneten Plätzen, beispielsweise im Eingangsbereich, eingefügt, kündigte er an. Auch die vernieteten Stahlstreben unterm Dach möchte er nutzen, um den künftigen Wohnungen ein besonderes postindustrielles Ambiente zu geben. Im Sommer 2016 soll die Wohnfabrik bezugsfertig sein.
Bisher ein Drittel verkauft – auch Studenten-WGs vorgesehen
Doch mit der Sanierung beginnt der Ventar-Aufsichtsratsvorsitzende erst, wenn die Wohnungen vorab verkauft sind. Seit Dezember 2014 preist das Immobilien-Unternehmen den Wohnraum am Markt an. Bisher sei etwa ein Drittel der Wohnungen, deren Größe von 28 bis 80 Quadratmeter geht, verkauft, sagte Uwe Herrmann. Davon werden neun Einheiten so gestaltet, dass sie sich problemlos jeweils paarweise für studentische Wohngemeinschaften herrichten ließen.
Denkmalpfleger haben ihre Hand auf der Fabrik
Dem Bauaufsichtsamt liegt ein Antrag für eine Baugenehmigung vor. Das Stadtplanungsamt sieht das Vorhaben aus städtebaulicher Sicht ebenfalls positiv. Es gibt denkmalpflegerische Auflagen, die aber Ventar keine Kopfzerbrechen bereiten würden, schätzte Herrmann ein. Seine Firma verfüge über große Erfahrungen mit denkmalgerechten Sanierungen in Dresden. Die Referenzliste sei lang.
Bilderstrecke von der Brotfabrik in Dresden-Dölzschen (PW):
Erst Mühle, dann Großbäckerei
Schon im 17. Jahrhundert wurde eine Mühle am Standort der späteren Brotfabrik erwähnt. Im 19. Jahrhundert erfolgte der Ausbau zur „Friedrich-August-Mühle“. Wurde zunächst die Wasserkraft der Weißeritz zum Antrieb der Mahlwerke genutzt, kamen ab 1842 zwei von den Freitaler Bergwerken erworbene Dampfmaschinen zum Einsatz. Der Hofbäcker Gottfried Luis Braune baute sie 1874 zur Roggenmühle mit angeschlossener Bäckerei aus. Nach 1945 nutzte der Konsum-Backwarenbetrieb die Brotfabrik, die zuletzt zum VEB Backwarenkombinat gehörte. Nach der Wende kam dann das Aus, erkalteten die Öfen.
Autor: Peter Weckbrodt
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