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Piraten kritisieren Sperren im geplanten Dresdner Gratis-WLAN

Im Alaunpark soll das Piraten-WLAN-Netz starten. Foto: Christian Werner. CC-Lizenz, bearbeitet (hw)

Im Alaunpark soll das Piraten-WLAN-Netz starten. Foto: Christian Werner. CC-Lizenz, bearbeitet (hw)

Vorstoß für echten Freifunk im Stadtrat geplant

Dresden, 25. November 2014: Dresden erhält möglicherweise in naher Zukunft ein dichteres und breiter nutzbares WLAN-Internetfunknetz als bisher gedacht und von der „Dresden Informations GmbH“ konzipiert: Die Piraten wollen im kommenden Jahr im Stadtrat beantragen, kommunale Gebäude für WLAN-Stationen nach dem „Freifunk“-Prinzip freizugeben. Das kündigte Stadtrats-Pirat Norbert Engemaier dem Oiger an.

EU-Geld für wirklich freies WLAN einsetzen

„Dresden braucht ein freies WLAN für freie Menschen“, betonte Engemaier, der kürzlich mit seinem Piraten-Kollegen Martin Schulte-Wissermann der Linksfraktion beigetreten war und damit die rot-rot-grüne Mehrheit im Rat hinter sich hat. „Die staatlichen Fördermittel der EU sollten jetzt zur Unterstützung von Freifunkinitiativen wie Freifunk Dresden ausgegeben werden.“

Freifunker wollen zensurfreie Netzwerke – doch Standorte fehlen

Bei „Freifunk“ handelt es sich um ein deutschlandweites Netzwerk von Privatpersonen, die WLAN-Zugänge im öffentlichen Raum kostenlos und ohne Beschränkungen freigeben. Welche Zugangsgeräte („Router“) gerade verfügbar sind, berechnet eine spezielle Mesh-Software. Dabei werden die Nutzeranfragen teilweise auch über Schweden und andere Länder geleitet, um Zensur-Mechanismen zu umgehen. Bisher gibt es in Dresden erst ein paar Handvoll Freifunk-Stationen, die lose über das Stadtgebiet verteilt sind. „Das Hauptproblem sind hier die Aufstellplätze für die Router“, meint Engemaier. „Da könnte die Stadtverwaltung mehr tun, da sie nahezu überall eigene Gebäude hat, die sie zur Verfügung stellen könnte.“ In Chemnitz zum Beispiel sei das Freifunk-Netz viel dichter als in Dresden, weil dort das Rathaus diese Initiativen unterstützt.

Viele öffentliche Gratis-Hotspots limitiert

Bisher gibt es in Dresden – anderes als in vielen Städten des europäischen Auslands – nur sehr dünne WLAN-Netze, die öffentlich und kostenlos nutzbar sind. Kabel Deutschland, Telekom und eine Reihe von Läden und Restaurants bieten zwar teils Gratis-Internetfunk an, aber meist mit vielen Einschränkungen.

Piraten lehnen private Internetsperren ab

Norbert Engemaier. Foto: Piraten Sachsen

Norbert Engemaier. Foto: Piraten Sachsen

Das bisher ambitionierteste Projekt kommt von der „Dresden Informations GmbH“ (DIG), die ab Mitte 2015 ein Kostenlos-Netz in der Innenstadt installieren will. „Prinzipiell ist jede Privatinitiative, die WLAN-Versorgung zu verbessern, natürlich erst mal begrüßenswert“, sagte Engemaier. Aber das DIG-Projekt lese sich so, „als ob hier alles falsch gemacht werden soll, was man falsch machen kann“. Insbesondere kritisierte der Pirat, dass im DIG-Netz diverse Datenaustausch-Dienste („File Sharing“) und „unerwünschte“ Inhalte (zum Beispiel Porno-Seiten) geblockt werden sollen. „Schon die Debatte um kontrollierte staatliche Zensur von Webinhalten stieß gerechtfertigterweise auf breite Ablehnung. Eine Privatisierung von Internetsperren ist jedoch noch viel problematischer und daher ohne Wenn und Aber abzulehnen.“ Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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