Hugh Howey erzählt die Vorgeschichte zu „Silo“
Wenn wir die ultimative Nano-Waffe haben und die Schurkenstaaten auch, dann müssen wir natürlich zum Erstschlag ausholen und die gesamte Menschheit ausrotten – bis auf kleine überlebenswerte Elite, die wir für ein paar Jahrhunderte in unterirdischen Silos stecken. Klingt völlig logisch, oder? Das Komplott, das uns Sci-Fi-Autor Hugh Howey da in „Level“ entblättert, und damit endlich erklärt, wie die Menschen seiner „Silo“-Reihe unter die Erde kamen, mutet wie eine bitterböse Persiflage an: Eine Generalkritik an der Gewaltspirale in den Köpfen gewisser US-Politiker, die Krieg und Erstschlag bis zum heutigen Tage nicht etwa als ultima ratio, sondern als erste Wahl in der Konfliktbewältigung zu sehen scheinen.
Erbarmungslose „Weltverbesserer“
Der ehemalige Bootsbauer und Buchhändler Howey zeigt in „Level“ aber auch, wie schnell und effektiv politische Manipulation in menschenvernichtende Diktaturen umschlagen können, wie erbarmungslos vermeintliche Weltverbesserer allzu oft sind. Zur Erinnerung: In „Silo“ hatte der Autor von einer fernen Zukunft erzählt, in der Tausende Menschen unter der versuchten Erdoberfläche hausen, zusammengepfercht und in Unwissenheit gehalten in tiefen Silos, ihr Leben bestimmt von „Verträgen“, die sie niemals ausgehandelt haben.
Video-Kurzinterview mit Hugh Howey (Piper):
Aus Notfallbunker wird die Zukunft der Menschheit
Der Nachfolger „Level“ setzt nun in unserer eigenen nahen Zukunft ein, im Washington des Jahres 2049. Dort entwirft der junge Architekt Donald Keene einen vermeintlichen Notfallbunker, angeblich „nur für alle Fälle“. Doch sein 150 Stockwerke tiefer Turm wird 50-fach geklont, in die Erde nahe Atlanta gepflanzt – und damit legt Keene unwissentlich den Grundstein für eine tyrannische Zukunft.
Fesselnd, finster – und kühl
Kapitel für Kapitel, Schicht für Schicht, lässt Howey seine Protagnonisten frierend aus dem Kälteschlaf erwachen, nähert so die präapokalpytische Zeitebene den uns bereits aus dem Vorgänger bekannten Ereignissen an. Er habe hier erzählen wollen, „wie die Welt kaputt gegangen ist“, sagt Howey. Damit geht er stilistisch einen anderen Weg als in seinem gefeierten Sci-Fi-eBook „Silo“, denn diesmal kennt der Leser schon die Zukunft, legt damit gewissermaßen fehlende Puzzleteile dazwischen an die richtige Stelle. „Level“ ist insofern nicht ganz so spannend und offen wie „Silo“, ist aber dennoch eine fesselnde Lektüre und wieder schön finster.
Reihe hat das Zeug zum Klassiker
Inzwischen hat Howey übrigens in seiner Heimat mit „Dust“ („Staub“) den dritten und letzten eRoman der „Silo“-Reihe im Eigenverlag publiziert, allerdings eben nur auf Englisch. Die deutsche Übersetzung von „Level“ ist dafür nun beim Piper-Verlag erschienen – und meines Erachtens ein Muss nicht nur für Sci-Fi-Fans. Da steckt das Zeug für einen Genre-Klassiker drin… Autor: Heiko Weckbrodt
Hugh Howey: „Level“ (2. Teil der „Silo”-Reihe), Original: Jupiter/Florida (eBuch-Eigenverlag) 2012/13, dt. Ausgabe: Piper-Verlag 2014, eBuch: 16 Euro, ISBN 978-3-492-96791-4 – eine Leseprobe gibt es hier
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