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Indie-Adventure „Trauma“: Surrealer Abstieg ins Unterbewusstsein

Ob wir unter einer dieser seltsamen Kugeln etwas Wichtiges entdecken? Abb.: Headup

Ob wir unter einer dieser seltsamen Kugeln etwas Wichtiges entdecken? Abb.: Headup

Die Verletzte im Krankenbett bleibt für uns ohne Namen, wir lernen die junge Frau nur durch ihre Träume im Halbschlaf auf der Intensivstation kennen – ein Reigen surrealer wie verstörender Erinnerungsfetzen, die wir wie mit einem fotografischen Auge ertasten, aus dem Vergessen reißen, ihnen Sinn zu geben versuchen. So wandern wir beispielsweise mit ihr eine nächtliche Straße entlang, lösen mit wenigen Gesten eine scheinbar solide Mauer auf – und finden uns am Anfang unseres Pfades wieder. „Diese Welt ist zu klein“, haucht das Unterbewusstsein – und wieder haben wir ein Puzzle-Teil an die richtige Stelle gelegt.

„Trauma“, so der Titel dieser Traumwelt, ist ein künstlerisch ambitioniertes Adventure des gebürtigen Warschauers Krystian Majewski, das einem interaktivem Film, aber auch einer assoziativen Variante von „Myst“ ähnelt.

Trailer-Video (Headup):

Dieses – leider allzu schnell gelöste – Adventure steht in der Tradition solcher Indie-Abenteuer wie „Machinarium“: in Flash programmiert, unorthodox, von seiner interessanten, überwirklichen Bildwelt und Erzählweise lebend. Und wie es sich für eine Welt im Halbschlaf gehört, schleppen wir – anders als in klassischen Adventures – auch kein Inventar mit uns herum, sondern navigieren und manipulieren hier mit Gesten und einer Klicktechnik, die dem Auslöser einer Kamera ähnelt. Dabei stehen uns in jeder Episode alternative Lösungswege offen, die zu unterschiedlichen Ergebnissen führen.

Eine feste Mauer entpuppt sich mit einer Geste als durchdringbar. Abb.: Headup

Eine feste Mauer entpuppt sich mit einer Geste als durchdringbar. Abb.: Headup

Spieltechnisch erinnert „Trauma“ zwar auch ein wenig an „Wimmelbild-Spiele“, unterscheidet sich von dieser Dutzendware aber vor allem durch seinen hohen Qualitätsanspruch in Story, Optik und Musik. Als Extras sind der nun veröffentlichen DVD-Version übrigens ein illustriertes Heft mit Produktionsnotizen und ein paar Szenenfotos im Polaroid-Stil beigelegt.

Fazit:

Eine faszinierende surreale Bilderwelt, die Majewski da vor uns ausbreitet. Zwar noch etwas episodisch und kurz – aber wer weiß, vielleicht war das ja nur eine erste Fingerübung des Wahl-Kölners. Wir dürfen gespannt bleiben. Heiko Weckbrodt

„Trauma“ (Krystian Majewski/Headup Games), Adventure, USK 6
Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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