Sollten Marx und Lenin mit ihren Prognosen über den staatsmonopolistischen Kommunismus etwa doch noch recht behalten? Im tschechischen Adventure „Alternativa“ jedenfalls beherrschen im Jahr 2045 wenige Großkonzerne wie die Endora Cooperation die gesamte Wirtschaft, eng verflochten mit einem Unterdrückungsstaat, der die einst hilfreichen Roboter für brutale Polizeiwillkür einsetzt.
Bis vor kurzem hatte sich Richard mit diesem System arrangiert, hatte einen Job bei Endora und eine – wenn auch enge – eigene Wohnung, musste nicht wie die Masse der Bevölkerung in den Prager Slums wohnen. Doch dann setzt Endora ihn plötzlich und ohne Begründung vor die Tür, die Androiden nehmen ihm die überlebenswichtige ID-Karte weg, sperren seine Fahrberechtigungen – und kurz darauf wird Richard auch noch des Mordes an dem Roboter-Erfinder Professor Petrenko verdächtigt. Für unseren Helden bleibt nur der Weg in den Untergrund, zur Prager Résistance…
Nun, der Plot ist nicht ganz neu, aber unterhaltsam im Stile eines klassischen Point&Klick-Abenteuers erzählt, wir müssen also Rätsel lösen, Zeugen befragen, wichtige Gegenstände finden und per Mausklick kombinieren, um Richard aus seiner ausweglosen Lage herauszumanövrieren. Grafisch und künstlerisch kommt „Alternativa“ zwar nicht an solche distopischen Spitzen-Adventures wie „Longest Journey“ oder „Fahrenheit“ heran (Wo bleiben eigentlich da die Nachfolger?), ist aber dennoch recht anspruchsvoll inszeniert, in passend-düstere Farben getaucht. Routinierte Adventure-Haie werden den Schwierigkeitsgrad wohl als zu niedrig empfinden. Andererseits nimmt „Alternativa“ eine Unart wieder auf, die man seit „Maniac Mansion“ begraben glaubte: Man kann in diesem Abenteuer sterben und muss – so man denn nicht regelmäßig den Spielstand abspeichert – unter Umständen ganz von vorn wieder anfangen, wenn man seine „Chancen“ verbraucht hat.
Fazit: Interessante Story, gut inszeniert, allerdings fehlt es ein wenig am grafischen und künstlerischen Finish zur Oberklasse. Heiko Weckbrodt
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