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Samsung zieht an Intel vorbei

Blick in eine Chipfabrik vom Samsung. Die Koreaner gehören zu den Treibern in der Mikroelektronik-Industrie. Foto. Samsung

Blick in eine Chipfabrik vom Samsung. Die Koreaner gehören zu den Treibern in der Mikroelektronik-Industrie. Foto: Samsung

Südkoreaner machen mehr Umsatz mit Mikroelektronik als der einstige Dauer-Branchenprimus

Scottsdale, 22. August 2021. Der südkoreanische Samsung-Konzern ist am US-amerikanischen Halbleiterkonzern Intel vorbeigezogen: Beim Verkauf integrierter Schaltkreise (ICs) haben die Amerikaner zwar noch einen hauchdünnen Vorsprung vor Samsung, Aber rechnet man Optoelektronik und einzelne Bauelemente ein, dann kam Samsung im zweiten Quartal 2021 auf 20,3 Milliarden Dollar (17,4 Milliarden Euro) Mikroelektronik-Umsatz, Intel nur auf 19,3 Milliarden Dollar (16,5 Milliarden Euro). Das geht aus einem Bericht des US-amerikanischen Marktanalyse-Unternehmens „IC Insights“ aus Scottsdale hervor.

Konzerne aus Südkorea, Taiwan und den USA dominieren die Top 10 - hier eine Momentaufnahme vom II. Quartal 2021. Tabelle: IC Insights

Konzerne aus Südkorea, Taiwan und den USA dominieren die Top 10 – hier eine Momentaufnahme vom II. Quartal 2021. Tabelle: IC Insights

Europa kommt in Top10 gar nicht vor

Auf den Folgeplätzen der weltweit umsatzstärksten Mikroelektronik-Konzerne folgen demnach TSMC aus Taiwan, SK Hynix aus Südkorea und Mikron aus den USA. Europäische Halbleiterunternehmen haben es überhaupt nicht in die Top-10 geschafft. Zwar ist das Überholmanöver von Samsung nicht ganz neu: Schon 2017/18 hatten der südkoreanische Konzern dem einstigen Dauer-Branchenprimus die Krone abgenommen. Damals hatte Samsung vor allem von der starken Nachfrage für Speicherchips – die derzeit auch wieder da ist – profitiert. Intel dagegen ist stärker auf Prozessoren spezialisiert und hängt daher weniger am dynamischen Auf und Ab im Speicherchip-Markt.

2017/18 hatte Samsung schon einmal überholt, dann hatte sich Intel die Branchenkrone für ein paar Jahre zurückgeholt - um sie nun erneut zu verlieren. Grafik: IC Insights

2017/18 hatte Samsung schon einmal überholt, dann hatte sich Intel die Branchenkrone für ein paar Jahre zurückgeholt – um sie nun erneut zu verlieren. Grafik: IC Insights

Krone ging zuletzt hin und her – doch Koreaner sind technologisch vorn und breiter aufgestellt

Zwar hatte Intel zwischenzeitlich kurz wieder die Führungsposition eingenommen (und nun wieder verloren). Aber Samsung hat ein viel breiteres Produktportefeuille (aiuch jenseits der Mikroelektronik) und hat Intel zuletzt auch technologisch überholt: Die Amerikaner laborieren immer noch an der 7-Nanometer-Strukturgeneration herum, während Samsung bereits die nächste Generation beherrscht. Und schaut man sich die langfristigen Umsatzentwicklungen in der Top-10 an, dann ist deutlich, dass sich eben auch mit der Mikroelektronik der Schwerpunkt einer weiteren wichtigen Schlüsselbranche der Weltwirtschaft allmählich gen Asien verlagert. Diesen Trend gab es schon mal in den 1980ern, als Japan den USA viele Führungspositionen abjagte. Das Reich der aufgehenden Sonne hat auch heute noch starke Chiphersteller und Mikroelektronik-Fabrikausrüster. In der Spitzenliste kommen die Japaner aber nicht mehr vor, ähnlich wie die Europäer.

Audi kooperiert bei der Entwicklung von Autopiloten für das autonome Fahren mit Nvidia. Foto: Heiko Weckbrodt

Audi kooperiert bei der Entwicklung von Autopiloten für das autonome Fahren mit Nvidia. Foto: Heiko Weckbrodt

Autos, Spielkonsolen, Kryptogeldgier – Parallele Nachfrage aus vielen Sektoren:

Allerdings profitieren auch europäische Unternehmen wie Infineon, ASML und andere vom aktuellen Mikroelektronik-Auftragsschub. Der wiederum ist einerseits der wirtschaftlichen Erholung von China und anderen Ländern noch während der Corona-Krise geschuldet sowie der parallelen Nachfrage aus mehreren Sektoren. Gefragt sind beispielsweise Chips, Speicher, Grafikkarten-Schaltkreise, Sensoren und andere Bauelemente für Autos, 5G-Smartphones, Multimedia-Systemen, Spielkonsolen, Rechenzentren, Kryprogeld-Schürffarmen und andere Anwendungen.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: IC Insights, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt