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Gehirn speichert Reisen wie eine Zeit-Schatzkarte ab

Die Teilnehmer am Experiment navigierten entlang einer Route durch eine virtuelle Stadt. Visualisierung: MPI CBS/Bellmund

Die Teilnehmer am Experiment navigierten entlang einer Route durch eine virtuelle Stadt. Visualisierung: MPI CBS/Bellmund

Planck-Forscher kartieren mit virtuellen Welten und Hirn-Scans die Entstehung von Erinnerungen

Leipzig, 8. August 2019. Um Erinnerungen an Reisen und ähnliche Erlebnis-Abfolgen abzuspeichern, legt unser Gehirn anscheinend eine Karte verknüpfter Erinnerungen an. Das haben Hirnforscher vom „Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften“ (MPI-CBS) in Leipzig durch Experimente herausgefunden.

„Entorhinaler Cortex“ organisiert Erinnerungen als zeitliche Abfolge

Demnach gibt es einen spezialisierten Teil des Gehirns, der für die Erinnerung an zeitlich verknüpfte Ereignisse zuständig ist: Der „entorhinale Cortex“ organisiert miteinander zusammenhängende Erlebnisse anscheinend als zeitliche Abfolge.

Experiment mit Schatztour durch virtuelle Stadt und Gehirn-MRTs

Für ihr Experiment hatten die sächsischen Planck-Forscher virtuelle Realitäten (VR) und Hirn-Scans kombiniert: Sie schickten 26 Versuchsteilnehmer mit Datenbrillen durch eine virtuelle Stadt, in der sie Schatztruhen suchen sollten. Jede Truhe enthielt ein anderes Objekt. Die VR-Wanderer konnten für ihre virtuelle Schatzsuche auch Teleporter verwenden, mit denen sie sich schnell über große Distanzen „beamen“ konnten. Dadurch wollten die Forscher vermeiden, dass die Gehirne der Probanten die Abfolge aus Schätzen als räumliche Erinnerungen abspeicherten.

Hinterher zeigten die Wissenschaftler den VR-Wanderern die Objekte aus den Truhen und scannten dabei deren Gehirne mit Magnet-Resonanz-Tompographen (MRT). Dabei stießen die Experimentatoren immer dann auf die immer gleichen Muster im „entorhinalen Cortex“ des Hirns, wenn sie nacheinander Objekte zeigten, die die Probanten in der virtuellen Stadt kurz hintereinander gesehen hatten.

„Karte der zeitlichen Beziehungen der Ereignisse“

„Das heißt, wenn Objekte gezeigt werden, die sich auf der Route zeitlich nah beieinander befanden, reagiert dieser Teil des Gehirns in ähnlicher Art und Weise“, interpretierte Jacob Bellmund, der den Versuch gemeinsam mit Christian Doeller geleitet hatte. „Sie sind sich damit also ähnlicher, als die Aktivierungsmuster von Ereignissen, die mit großen zeitlichen Abständen passieren.“ Nach Ansicht der Experimentatoren spiegeln diese Aktivierungsmuster im entorhinalen Cortex eine Art Karte der zeitlichen Beziehungen der Ereignisse wider.

Autor: hw

Quelle: MPI-CBS Leipzig, Wikipedia

Wissenschaftliche Publikation: Jacob LS Bellmund, Lorena Deuker, Christian F Doeller: „Mapping sequence structure in the human lateral entorhinal cortex“, in eLife (2019): DOI 10.7554 / eLife.45333

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt