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Werden wir alle zu Cyborgs?

Auch an den Dresdner Fraunhofer-Instituten arbeiten Spezialisten an organischer Elektronik - hier im Foto zeigt eine Reinraum-Arbeiterin dünne Trägermaterialien für organische organische Schichten am Fraunhofer-Institut FEP in Dresden. Foto: Jürgen Lösel, Fraunhofer-FEP

Auch an den Dresdner Fraunhofer-Instituten arbeiten Spezialisten an organischer Elektronik – hier im Foto zeigt eine Reinraum-Arbeiterin dünne Trägermaterialien für organische organische Schichten am Fraunhofer-Institut FEP in Dresden. Foto: Jürgen Lösel, Fraunhofer-FEP

Hochkarätiges Symposium in Dresden beleuchtet die organische Elektronik in der „Medizin 4.0“

Dresden, 20. Juni 2017. In Science-Fiction-Serien wie „Raumschiff Enterprise“, „Robocop“, „Dr. Who“ oder „Der 6-Millionen-Dollar-Mann“ flößen sie uns Respekt vor dem Gesetz ein, oft auch Entsetzen, manchmal Bewunderung: Kyborgen (Cyborgs), also Lebewesen, die durch technologische Implantate übermenschliche Fähigkeiten entwickelt haben. Wenn sie krank sind, regenerieren sie sich in einem Alkoven, wenn sie sich verletzen, geht’s ab in die Werkstatt. Wie weit sind wir eigentlich noch von solch einer dystopischen Zukunft entfernt? Oder ist diese Cyborg-Technologie vielleicht gar nicht so schrecklich, sondern hilft uns endlich, Krebs, Fallsucht und Parkinson zu bändigen? Und welche ethischen Konsequenzen ergeben sich daraus?

Öffentliches Symposium der Hector Fellow Academy

In einem öffentlichen Symposium „Medizin 4.0 – Organische Elektronik in der modernen Medizin“ wollen internationale Experten eben solche Fragen Anfang Juli im Hygiene-Museum Dresden populärwissenschaftlich erörtern – und mit einem möglichst breiten Publikum darüber diskutieren. Veranstalter dieses Symposiums ist die „Hector Fellow Academy“ aus Karlsruhe. Sie wurde 2013 gegründet, um hervorragende Wissenschaftler und Nachwuchsforscher über Fachgrenzen hinweg zu vernetzen.

Dieser interdisziplinäre Ansatz ist auch besonders wichtig, wenn Mediziner, Biologen, Physiker und Ingenieure kühne Neuansätze wagen, um Blinde wieder sehen und Lahme wieder laufen zu lassen oder um schwere Verletzungen durch technische Stimulation im Nu zu heilen. Denn das Gehirn, die Haut, die Organe und alles biologische Gewebe im menschlichen Körper verträgt sich von Natur aus erst mal schlecht mit technologischen Einpflanzungen – Wissenschaftler vieler Fächer müssen zusammenarbeiten, damit dies gelingt. Prof. Thomas Stieglitz beispielsweise ist Professor für Biomedizinische Mikrotechnik an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, forscht also an solch einer Schnittstelle zwischen Medizin und Technologie. Während des Symposiums in Dresden skizziert er dem Publikum, wie schon heute technische Systeme aus Polymeren – also langen organischen Molekülketten – Cochlea-Implantate ermöglichen, die einigen Tauben das Gehör zurückgeben können. Prof. Stieglitz hält indes viele weitere Polymer-basierte Hilfssysteme für möglich und will diese Überlegungen dem Dresdner Publikum vorstellen.

Sein französischer Bioelektronik-Kollege Prof. George Malliaras von der „École des Mines de Saint-Étienne“ wiederum möchte die Nervenbahnen im Gehirn mit organischer Elektronik koppeln. „Man verspricht sich davon ein besseres Verständnis einiger der Funktionsweisen des Gehirns und damit bessere Werkzeuge zur Diagnose und Behandlung zahlreicher Krankheitsbilder einschließlich Epilepsie und Parkinson“, heißt es in der Ankündigung seines Vortrags im Hygienemuseum.

Die Wahl Dresdens als Veranstaltungsort ist nicht zufällig: Gerade in der Erforschung organischer Elektronik gilt die sächsische Landeshauptstadt heute als einer der international führenden Standorte. Das ist rund 1000 Forschern, Ingenieuren und Technikern am Standort zu verdanken, einem Mann aber besonders: Prof. Karl Leo leitet an der TU Dresden das Instituts für Angewandte Photophysik (IAPP). Er hat hier die Entwicklung organischer Leuchtdioden (OLED), Solarzellen (OPV) und Schaltkreise seit Jahren enorm vorangetrieben. In seinem Vortrag zum Hector-Fellow-Symposium wird er die Vorteile und besonderen Fähigkeiten organischer Elektronik gegenüber herkömmlichen Computerchips darstellen: ihre Biegsamkeit, ihre Fähigkeit, Daten auch mit Ionen statt nur mit Elektronen zu übertragen, ihre bessere Bioverträglichkeit und dünne Bauweise zum Beispiel. Und dies öffne, so prognostiziert die TU Dresden, die Tore zu einer „neuen, sanften Elektronik, die insbesondere auch in der Medizin neue Anwendungen ermöglicht“.

Autor: Heiko Weckbrodt

Was? „Medizin 4.0. – Organische Elektronik in der modernen Medizin“, Symposium der Hector Fellow Academy und der TU Dresden

Ort: Deutsches Hygiene-Museum Dresden, Marta-Fraenkel-Saal, Lingnerplatz 1

Zeit: 6. Juli 18-20 Uhr

Eintritt & Anmeldung: Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung ist aber über diese Adresse notwendig: tinyurl.com/yaepke2a

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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