Kurfürsten würdigten Reformation mit Gold und Silber – nun kommt der Glanz aus Dresden unter den Hammer
Dresden, 11. Januar 2017. Wenn am 2. Februar auf der Münzmesse „World Money Fair 2017“ in Berlin das Osnabrücker Auktionshaus Künker zahlungskräftige Sammler und Anleger aus aller Welt zur Auktion 285 aufruft, werden auch Dukaten, Taler und Medaillen dabei sein, die einst in der fürstlichen Münze in Dresden geprägt wurden. Und einige dieser wertvollen Stücke erzählen ihre ganz eigene Geschichte von der Reformation, die sich 2017 zum 500. Mal jährt.
Das älteste Stück ist ein unter Kurfürst August (1553-1586) geprägter Taler. Besonders begehrt sind jene Münzen, die nicht, wie der eben zitierte Taler, zur Deckung des öffentlichen Geldbedarfs, sondern aus besonderem Anlass und meist in extrem kleinen Stückzahlen geprägt wurden. Diese Münzen wurden vom Kurfürsten nur an von ihm gezielt ausgewählte Persönlichkeiten seines Hofes oder auch an seine Gäste ausgegeben. Sie gingen nie von Hand zu Hand und befinden sich deshalb alle, trotz ihres respektablen Alters, in einem sehr guten Zustand.
Im Lutherjahr 2017 dürfte sich das Interesse der Dresdner Sammler und Kunstfreunde speziell auf jene Gepräge richten, deren Anfertigung vom sächsischen Kurfürsten Johann Georg I., anlässlich zweier bedeutender Reformationsjubiläen angewiesen worden war: Dazu zählt ein 6-Dukaten-Stück aus 22,53 Gramm Feingold, welches im Jahre 1617 in der Dresdner Münze auf die 100-Jahrfeier der Reformation geprägt wurde.
Als das Luthertum „…fast ganz und gar auf der nase“ lag
Ausgangspunkt für diese Feierlichkeiten war die Anregung des reformierten Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz, das 100-jährige Jubiläum des Reformations-Beginns in den Ländern der Protestantischen Union in möglichst einmütiger und gleichförmiger Weise festlich zu begehen. Damit sollte die Einheit der Anhänger des evangelischen Bekenntnisses gegenüber den Gegnern der Reformation demonstriert werden. Das schien bitter nötig zu sein: Im August 1624 hatte Johann Georg I. in einem Brief beklagt, dass das Luthertum „…fast ganz und gar auf der nase liegt.“
Kurfürst befahl Jubelfest
Im Mai 1617 befahl der Kurfürst der Kirchenbehörde „uf einen gewißen modum, auch wie und uf welchen tag solch Jubelfest gehalten werden soll, bedacht sein.“ In ganz Kursachsen erfolgten die Feierlichkeiten vom 31. Oktober bis 2. November 1617. Der Historiker Wolfgang Flügel ordnete im Jahre 1913 diese Feiern als zweitwichtiges Ereignis der protestantischen Eigengeschichte neben der Veröffentlichung der 95 Thesen ein.
Einige Predigten dauerten über 3 Stunden
Der Ablauf war strikt geregelt. Eine zentrale Bedeutung hatten die kirchlichen Feierlichkeiten mit teils vorgegebenen Predigten, Abendmahlen, Dankgebeten und dem Absingen bestimmter Lieder an jedem der drei Festtage. Die Predigten erschienen den Zeitgenossen teils „ungeheuer lang“: Einige Reden dauerten über drei Stunden. Feiern sowie Umzüge und musikalischen Darbietungen lockerten den religiöse Charakter auf. Es wurden anlassbezogene Komödien aufgeführt und Gedichte vorgetragen. Die Hochschulen trugen dem Anlass mit öffentlichen Ansprachen, Disputationen und Promotionen Rechnung.
Auch zum 100-jährigen Jubiläum der Verlesung und Übergabe der Augsburger Konfession ordnete Johann Georg I. für das Jahr 1630 dreitägige Feierlichkeiten nach dem Vorbild der Festivitäten von 1617 an. Sie fanden vom 25. bis 27. Juni 1630 statt.
Auch mehrere zu diesem Anlass geprägte prächtige Goldstücke gelangen auf der Auktion von Künker zum Aufruf. Die Beter können sich beispielsweise um ein 5-Dukaten-Stück aus 17 Gramm Feingold streiten.
Die Augsburger Konfession war im Wesentlichen von Kursachsen initiiert worden. Am 25. Juni 1530 trug auf dem Augsburger Reichstag der kursächsische Kanzler Christian Beyer dem Kaiser Karl V. das von Melanchthon verfasste und von den protestantischen Reichsständen unterzeichnete Augsburger Bekenntnis vor.
Wer mitbieten will: Hier gibt es die Infos
Zum Weiterlesen:
Sächsisches Hauptstaatsarchiv: Jubiläen und Dankfeste 1617-1668; A. Galley: Die Jahrhundertfeiern der Augsburgischen Konfession von 1630, 1730 und 1830. W. Flügel: Konfession und Jubiläum. Zur Institutionalisierung der lutherischen Gedenkkultur in Sachsen 1617-1830“.
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