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Wie Mönche Europa früh vernetzten

Mönche wie der gelehrte William von Ockham (nach dem auch das "Ockhamsche Rasiermesser" benannt ist) vernetzten sich schon im Mittelalter international. Abb.: Wikipedia, Moscarlop, GNU-Free-Lizenz

Mönche wie der gelehrte William von Ockham (nach dem auch das „Ockhamsche Rasiermesser“ benannt ist) vernetzten sich schon im Mittelalter international. Abb.: Wikipedia, Moscarlop, GNU-Free-Lizenz

Kongress über Ordensgeschichte in Dresden

Dresden, 25. Oktober 2016. Viel ist schon über die gleichermaßen segensreiche wie reaktionäre Rolle gesagt und geschrieben worden, die die katholische Kirche und ihre Glieder im Mittelalter spielten: Hier die gelehrten Mönche, die antikes Wissen über die „Dunkle Zeit“ hinweg retteten, da die Inquisitoren, die angebliche Hexen und Ketzer verbrennen ließen.

„Musterbeispiel für Einheit im europäischen Raum“

Oft wird dabei aber vergessen, dass die Benediktiner, Dominikaner, Franziskaner und all die anderen christlichen Orden auch als ideeller Vorreiter der europäischen Integration gesehen werden können: „Mit ihren gut funktionierenden Organisationsmodellen dehnten sich die Klöster und Orden grenzüberschreitend innerhalb des mittelalterlichen Europas und weit über den Kontinent hinaus aus“, schätzen Forscher der TU Dresden ein. „Eine solche frühe europäische Vernetzung durch Institutionen, die keine nationalen Grenzen kannten, ist aktuell von besonderer Bedeutung. Sie ist ein Musterbeispiel für die Realisierung einer Einheit im europäischen Raum.“

Internationale Experten erwartet

Um ihre Überlegungen mit Kollegen aus aller Welt zu diskutieren, richten die Wissenschaftler der „Forschungsstelle für Vergleichende Ordensgeschichte“ (FOVOG) der TU ab Mittwoch einen internationalen Kongress „Wohin geht die Ordensgeschichte? Themen, Wege und Methoden einer vergleichenden Ordensgeschichte“ (27. bis 29. Oktober 2016) aus. Sie erwarten über 40 Experten aus Deutschland, ganz Europa, aus Kanada, den USA, Argentinien und Australien. Im Dresdner „Haus der Kathedrale“ möchten sich diese Historiker, Theologen und anderen Wissenschaftler bis zum Samstag über den neuesten Forschungsstand austauschen. Die Organisatoren wollen zudem die Frage zur Diskussion stellen, ob der sogenannte „Dresdner Ansatz“ für eine „innovative und moderne kultursoziologische Erforschung der Ordensgeschichte“ taugt. Wissenschaftler, die diesen Ansatz verfolgen, betrachten die verschiedenen Mönchs-Orden des Mittelalters und die Motive von Menschen, ihr Leben ganz religiös auszurichten, in einer vergleichenden Perspektive.

Forschungsstelle untersucht Einfluss der Klöster auf Gesellschaft im Mittelalter

Die FOVOG wurde 2005 zunächst an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt gegründet, aber im Jahr 2010 nach Dresden transferiert. Die Forschungsstelle ist seitdem eine zentrale Einrichtung der TU. Sie widmet sich laut eigener Darstellung der „vergleichenden Analyse der institutionellen Formen klösterlichen Lebens, wie sie sich in den Jahrhunderten zwischen Antike und früher Neuzeit herausgebildet und weiterentwickelt haben“. Auch untersuchen die Experten dort interdisziplinär, wie Orden und Klöster die gesamte mittelalterliche Gesellschaft verändert haben. Die FOVOG dient dabei als Klammer für viele Einzelprojekte, eine Sommerschule und ein Graduiertenkolleg. Außerdem gibt sie die wissenschaftliche Reihe „Vita regularis“ heraus. hw

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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