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„Approaching Quito“: Nervenkitzel pur mit Anden-Panorama

Von malerischen Gebirgszügen umsäumt: der Flughafen Quito in 2800 Metern Höhe, hier nachmodelliert für Flugsimulatoren. Abb.: BSF

Von malerischen Gebirgszügen umsäumt: der Flughafen Quito in 2800 Metern Höhe, hier nachmodelliert für Flugsimulatoren. Abb.: BSF

Den stillgelegten Airport gibt es nun für Flugsimulatoren

Bereits 2013 hob die letzte Maschine vom alten Stadtflughafen in Quito, der Hauptstadt Ecuadors ab, bevor der komplette Flugverkehr auf den neuen, größeren und vor allem wesentlich sichereren Airport östlich der alten Piste verlegt wurde. Und dennoch wagt sich nun Aerosoft an die Umsetzung jenes außer Betrieb gesetzten alten Flughafens mit der Kennung SEQU, die seinerzeit die Luftfahrt-Organisation ICAO „International Civil Aviation Organization“ vergeben hatte.

Manches Flugzeug endete in Einzelteilen

Wer die Geschichte und die besondere Lage des alten Flugfeldes nicht kennt, wird sicher die Stirn in Falten legen und sich fragen, wozu der Aufwand, wenn doch heutzutage eh keine einzige Fluggesellschaft die alte Piste ansteuert. Wer so denkt, lässt allerdings außer Acht, dass der alte Quito-Airport einen der gefährlichsten, darüber hinaus aber auch einen der landschaftlich reizvollsten Anflüge der zivilen Luftfahrt bot. Nicht wenige Flugkapitäne haben ihren Flieger nach der Landung neben, hinter oder in Einzelteilen auf der Piste wiedergefunden.

Auch die Lufthansa zeigte hier in den Anden Flagge bzw. ihren Kranich. Abb.: BSF

Auch die Lufthansa zeigte hier in den Anden Flagge bzw. ihren Kranich. Abb.: BSF

Dünne Luft, gefährlicher Anflug

Die Gefahren beim Anflug ergeben sich vor allem aus der mit 2800 Metern extremen Höhe des Flughafens und der damit einhergehenden dünnen Atmosphäre, die deutlich weniger Vor- und Auftrieb erzeugt als auf Meereshöhe. Lande- und Startgeschwindigkeiten sind daher auch wesentlich höher als auf anderen Flughäfen. Zum anderen ragen rings um den Airport Berge mit über 4800 Metern Höhe auf, die es zu umschiffen gilt. Was bei Sichtflug noch einigermaßen gut zu meistern ist, entpuppt sich bei Wolken sowie starken und wechselnden Winden, wie sie in solchen Bergregionen häufig anzutreffen sind, als echtes Risiko.

Spektakuläre Aussicht

Versperren allerdings keine Wolken die Sicht, wird der Hobby-Flieger mit einem spektakulären Anflug zwischen den hoch aufragenden Bergen hindurch belohnt. Höhepunkt des Anflugs auf die am häufigsten genutzte Piste 35 ist der berühmte Hügel kurz vor der Landebahn, den die Flieger nur knapp passieren, um dann weiter auf dem Gleitstrahl auf den Aufsetzpunkt zu sinken.

Berühmtheit, zumindest unter deutschen Luftfahrtbegeisterten, hat Quito auch durch den Mitschnitt der Landung einer Lufthansa-Cargo-Maschine des Typs MD-11 erlangt, der in zehn verschiedenen Perspektiven den Anflug auf den alten Airport zeigt.

Aufwändig modellierte Szenerie

Die Szenerie im Flugsimulator ist sehr aufwändig umgesetzt. Die Bodentexturen sind von sehr guter Qualität, die 3D-Modelle zeichnen sich ebenfalls durch sehr scharfe Texturen aus. Das direkte Umfeld des Flughafens ist mit einer Fotoszenerie tapeziert, die sich zumindest bei Verwendung von zusätzlichen Vektor-Daten (z. B. FTX Global Vector) nahtlos in die weitere Umgebung einfügt. Verfügt man nicht über dieses Zusatzpaket, ist der Übergang leider nicht ganz so gleichmäßig, dann kommt es schon mal vor, dass Straßen abrupt enden. Auf den eigentlichen Flughafen hat dies jedoch keinen negativen Einfluss.

Die Detailverliebtheit der Entwickler ging sogar so weit, dass sie im Installationsprogramm eine Option vorgesehen haben, um den Hügel vor der Landebahn 35 auch im Simulator sichtbar zu machen. Denn die Standardversionen des Flight Simulator X wie auch Prepar3D haben gerade in Südamerika leider kein besonders detailliert gestaltetes Höhengittermodell (Terrain Mesh). Dem lässt sich allerdings mit besagter Option bei der Installation abhelfen, wenn ein feinmaschigeres Terrain wie z. B. von „FS Global“ oder das kostenlose Add-On „FreeMeshX Global“ installiert ist. Der szenische Eindruck beim Anflug ist dann für den Piloten besonders intensiv.

Erinnerungs-Kur für die Bordcomputer

Da es für geschlossene Flughäfen naturgemäß kein aktuelles Kartenmaterial mehr gibt, und auch die „Flight Management Computer“ (FMC) der Flugzeuge den alten Quito Airport nicht mehr kennen, hat Aerosoft in weiser Voraussicht im Handbuch sowohl Kartenmaterial verlinkt als auch eine Anweisung mitgegeben, wie die Flugzeugcomputer wieder mit Quito und seinen Anflugprozeduren vertraut gemacht werden können. Da die Anleitung im Handbuch allerdings unvollständig ist, sei an dieser Stelle auch auf das Aerosoft-Forum verwiesen.

Fazit: eine Perle der zivilen Luftfahrt wiederentdeckt

Aerosoft hat mit „Approaching Quito“ ein feines Gespür dafür gehabt, eine Perle der zivilen Luftfahrt für den Flugsimulator zu neuem Leben zu erwecken. Auch wenn in der Realität kein einziger Flieger mehr auf der mittlerweile zu einem Park umgestalteten Piste aufsetzen wird, so bleibt er uns zumindest in der virtuellen Welt des Flugsimulators erhalten. Mit einem riesigen Vorteil: Schießt der Flugsimulant über das Ende der Piste hinaus, bleibt das ohne Konsequenzen für Leib und Leben aller Beteiligten.

Autor: Jan Gütter

„Approaching Quito“, 22,95 Euro, für Microsoft Flight Simulator X und Lockheed-Martin Prepar3D hier erhältlich

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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