Telltale beschließt mit dem bluttriefenden Finale „Der Eisdrache“ eine faszinierende Adventure-Reihe zur Roman- und TV-Serie
Bis zum Schluss bleibt die Adventure-Spielereihe „Game of Thrones“ den Büchern von George Martin und der TV-Verfilmung treu. Denn wer glaubt, die Sympathie-Träger werden im großen Intrigenspiel von Westeros schon irgendwie gewinnen, auf jeden Fall überleben, wird im (bisher) letzte Teil wieder mal eines besseren belehrt. Natürlich wollen wir an dieser Stelle nicht zuviel erzählen, wie der „Der Eisdrache“ ausgeht, ob sich das Fürstenhaus der Forresters aus der Schlinge ziehen kann. Aber dies sei verraten: Die Autoren verstehen es doch immer wieder, die Erwartungen der Spieler zu unterlaufen.
Werbevideo (Telltale):
Veröffentlichung in Download-Kapiteln
Wer von dieser Adventure-Reihe noch nichts gehört hat, hier eine Kurzfassung: „Game of Thrones: A Telltale Games Series“ ist ein Videospiel-Ableger der Fantasy-Romanreihe „Das Lied vom Eis und Feuer“, die inzwischen unter dem Titel der TV-Verfilmung „Game of Thrones“ besser bekannt ist. Anders als viele unsägliche andere Spiele-Adaptionen von Erfolgsfilmen und -büchern haben sich die Telltale-Studios (die u. a. die gelungenen Neuauflagen von Monkey Island, Sam & Max schufen) hier eine eigene und originelle Story ausgedacht: Als Parallelerzählung zu den Büchern vertieft die kapitelweise zum Download veröffentlichten Adventure-Reihe das Schicksal des nördlichen Fürstenhauses Forrester, das in den Romanen nur kurz erwähnt wird.
Intrigen an allen Fronten
Der alte Lord Forrester wird wie so viele andere Stark-Anhänger bei der „Roten Hochzeit“ von Walder Frey ermordet. Wir erspielen uns im Adventure, wie es danach weiterging: Wie die Forresters danach von den Lannister-Gefolgsleuten an den Abgrund gedrängt werden. Wie die Tochter des Hauses, Mira Forrester, in der Hauptstadt von Westeros Gegenintrigen zu spinnen versucht. Wie der Knappe Gared hinter die Eismauer gesandt wird, um die Macht des legendären „Hain des Nordens“ für die bedrängten Forresters zu gewinnen. Oder wie der jüngere Sohn Asher in Essos eine Söldnerarmee aufstellt, um gen Westen zu segeln…
Mehr interaktiver Comic als Spiel
Erzählerisch ist diese Adventure-Reihe zweifellos ein delikates Mahl für „Game of Thrones“-Fan, bleibt es doch dem Tenor und der fabulierenden Rücksichtslosigkeit der Vorlage treu. Obwohl „Game of Thrones“-gestählt, fragt man sich auch hier im Spiel immer wieder (und dies ist ein gutes Zeichen): „Nein, das ist jetzt nicht euer Ernst: Den (oder die) wollt ihr jetzt wirklich sterben lassen?!“ Zudem sind viele Spielefiguren den Schauspielern der TV-Verfilmung nachempfunden, was die Fans ebenfalls freuen dürfte.
Spielerisch dagegen gewinnt diese „Game of Thrones“-Adaption keinen Preis: Über weite Strecken ist dieses Adventure eher eine Art Comic-Film mit ein paar interaktiven Passagen, wobei gerade die Kampfszenen in der PC-Version etwas umständlich in der Steuerung sind. Auch liegt das Adventure bisher nur in einer englischen Sprachversion vor. Und das ist misslich, da der Spieler oft unter Zeitdruck Dialoge mit anderen Spielefiguren führen und dabei sehr schnell taktisch kluge Antworten auswählen muss, die den weiteren Spieleverlauf teils deutlich verändern können. Beim Spieletest habe ich mich jedenfalls mehr als einmal verhauen mit dem, was ich eigentlich sagen wollte…
Fazit: spielerisch eher mau, erzählerisch top
Obwohl spielerisch wenig ambitioniert, ist diese Adventure-Version von „Game of Thrones“ für Fans der Bücher und der TV-Serie eine ganz klare Empfehlung: Denn in Story, Atmo und Stilistik folgt es besser als alle anderen Spieleadaptionen dem „Game of Thrones“-Grundtenor und erzählt eine ganz eigenständige, spannende Story. Wir hoffen hier einfach mal auf eine Fortsetzung – der Cliffhänger zum Ende der letzten Folge ist da ein deutliches Versprechen. Autor: Heiko Weckbrodt
„Game of Thrones – der Eisdrache“ (Telltales), Folge 6/6 der Adventurereihe, Altersempfehlung: nur für Volljährige
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