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Exportrekord für sächsische Wirtschaft

Die sächsischen Export haben 2014 deutlich zugelegt. Grafik: hw, Fotos: hw, Infineon

Die sächsischen Export haben 2014 deutlich zugelegt. Grafik: hw, Fotos: hw, Infineon

Ausfuhren legen um 14 % auf 36 Milliarden Euro zu

Dresden, 4. März 2015: Produkte aus Sachsen sind international gefragt: Im Jahr 2014 hat die sächsische Wirtschaft ihre Exporte um 14 Prozent auf 36 Milliarden Euro gesteigert und damit einen neuen Nachwende-Rekord aufgestellt. Besonders gefragt waren laut Statistischem Landesamt Autos, Wohnmobile und Computerchips „Made in Saxony“. „Sachsen exportiert soviel wie noch nie“, kommentierte der sächsische Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) heute in Dresden. Auch im Bundesvergleich stehe der Freistaat mit seinen Ausfuhren gut da, nur Bremen habe seine Exporte noch schneller steigern können.

Starke Nachfrage vor allem aus China

Verantwortlich für das recht deutliche Exportwachstum waren vor allem die Ausfuhren nach Asien (+ 30 %) und hier vor allem nach China (+ 36 %) – dorthin hat insbesondere die sächsische Automobilindustrie einen guten Stand. In die klassischen Hauptabnahmeländer in Europa konnte der Freistaat hingegen seine Exporte „nur“ um acht Prozent steigern.

Wegen Sanktionen: Russlandgeschäft bricht ein

Martin Dulig. Foto: Götz Schleser, SMWA

Martin Dulig. Foto: Götz Schleser, SMWA

Bei einem Treffen mit Minister Martin Dulig in Dresden zeigten sich Wirtschaftsvertreter indes beunruhigt über die Entwicklung des Russlandsgeschäfts. Im Osten verzeichneten die sächsischen Unternehmen einen erheblichen Exporteinbruch um immerhin 13,4 Prozent: Wegen der vom Westen verhängten Wirtschaftssanktionen gegen Russland liegen nun viele jahrelang gewachsenen Partnerschaften zwischen sächsischen und russischen Unternehmen auf Eis, kamen sonst übliche Geschäftsabschlüsse – zum Beispiel Anlagenzulieferungen für die russische Ölindustrie – nicht zustande. Sachsen habe als einziges Bundesland die Handelsbeziehungen zu Russland aufrecht erhalten, betonte Dulig. Auf Nachfrage erklärte er dann allerdings, dass sich dies vor allem auf gegenseitige Unternehmerreisen und ähnliche Dialogformate beziehe – denn an die Sanktionen muss sich auch die sächsische Wirtschaft halten.

Viele Unternehmer und Wirtschaftsverbände hoffen nun, dass die Ukraine-Krise rasch beigelegt und die Sanktionen gegen Russland aufgehoben werden – denn eher oder später werden sich die Russen neue Geschäftspartner zum Beispiel in Industrie suchen, befürchten sie. Teilweise wurzeln diese Wirtschaftsbeziehungen direkt oder indirekt bis in die DDR-Zeit , als viele Produkte aus dem heutigen Sachsen – zum Beispiel Robotron-Computer aus Dresden oder Werkzeugmaschinen aus Chemnitz – an die Sowjetunion geliefert worden. Leider liegen keine belastbaren Statistiken vor, die das Handeslvolumen zwischen Sachsen und Russland in der Zeit vor 1989 vergleichbar beziffern würden.

Freihandelsabkommen TTIP ist umstritten – doch für Sachsens Exporte könnte es belebend wirken

Laut Dulig sind die hiesigen Unternehmer aber auch besorgt über die schleppenden Verhandlungen mit den USA über das Freihandelsabkommen „TTIP“. Das Abkommen war aus mehreren Gründen in die öffentliche Kritik geraten: beispielsweise wegen der (anfänglichen) Geheimniskrämerei um die Verhandlungen, der Forderungen der USA, internationale Schiedsgerichte über die nationale Gerichtsbarkeit zu stellen. Auch befürchten Kritiker, dass TTIP zum Beispiel deutsche Verbraucherschutz- oder auch Qualitäts-Standards aushöhlt.

DAS-Chef Horst Reichardt. Foto: Heiko Weckbrodt

DAS-Chef Horst Reichardt. Foto: Heiko Weckbrodt

Aber exportorientierte sächsische Unternehmer haben auch ein starkes Interesse an dem Freihandelsabkommen: „Bei uns würde solch ein Abkommen dazu führen, dass wir etwa fünf Prozent unserer Exportkosten sparen könnten“, sagte etwa Geschäftsführer Horst Reichardt vom Dresdner Umwelttechnik-Unternehmen DAS. „Und eine Vereinheitlichung technischer Standards wäre auch sinnvoll.“ Wenn etwa in dem einen Land für Kabel die Farbe X, im Deutschland aber Farbe Y vorgeschrieben sei, dann werde Export unnötig erschwert.

Günter Bruntsch, Abb.:IHK Dresden

Günter Bruntsch, Abb.:IHK Dresden

Das sieht Günter Bruntsch, der Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Dresden, ganz ähnlich: „In einigen Branchen, etwa im Anlagenbau, liegt das Einsparpotenzial durch Freihandel sogar noch deutlich höher als fünf Prozent“, argumentierte er. Und für viele sächsischen Mittelständler seien die unterschiedlichen Standards und Zertifizierungsverfahren in Europa und den USA derart hohe Hürden, dass sie deshalb auf den transatlantischen Handel verzichten.

Außenwirtschaftswoche soll Export-Newbies informieren

Um den sächsischen Außenhandel weiter anzukurbeln, startet am 9. März 2015 in Dresden eine „Außenwirtschaftswoche“, zu der etwa 480 Teilnehmer erwartet werden. In den drei sächsischen Großstädten Dresden. Leipzig und Chemnitz wollen Kammern, Verbände, erfahrene Unternehmer und andere Akteure exportwillige Firmengründer und Mittelständler beim Aufbau ihrer internationalen Geschäftstätigkeit beraten. Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt