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Bäume statt Schweine

Studentin Melanie Sterz pflanzt auf der alten Schweinemast in Dölzschen einen jungen baum - in 10 bis 20 Jahren soll zwischen Dresden und Freital ein Wald gewachsen sein. Foto: Peter Weckbrodt

Studentin Melanie Sterz pflanzt auf der alten Schweinemast in Dölzschen einen jungen Baum – in 10 bis 20 Jahren soll zwischen Dresden und Freital ein Wald gewachsen sein. Foto: Peter Weckbrodt

NABU-Gruppe will alte Mastanlage in Dresden-Dölzschen in urbanen Naturwald verwandeln – und kämpft mit Mülltouristen

Dresden/Freital, 29. Dezember 2014: Eine Gruppe Freiwilliger hat sich an diesem windig-kühlen Wintertag in Dresden-Dölzschen versammelt. Mit Wetterjacken schützen sich die Helfer gegen die Sturmböen, während sie an der Landstraße nach Freital-Pesterwitz auf einer Brache Traubeneichen, Hainbuchen und Winterlinden pflanzen. Ihr Ziel: Dort, wo vor einem Vierteljahrhundert Bauern noch Schweine mästeten, soll in den nächsten zehn bis 20 Jahren eine grüne urbane Oase wachsen.

Naturfreunde pflanzen 15.000 Bäume

Bis Mitte Januar 2015 wollen die Naturfreunde auf der acht Hektar großen Agrarbrache an der Ecke von Wurgwitzer Straße und Jochhöh über 15.000 kleine Bäume gesetzt haben. „Ich habe über Weihnachten Urlaub, nehme mir aber heute gern die Zeit für diese Baumpflanzaktion. Die Natur soll den ihr zustehenden Raum, ihren Platz in unserer Gesellschaft haben. Hier und heute kann ich konkret dafür was tun“, erklärt die Studentin Melanie Sterz aus Dresden ihre Motive.

Im Südwesten Dresdens, nahe der Grenze zu Freital, wird die alte Schweinemast-Anlage mit dem südlich davon existierenden Areal zu einem Wald zusammengeführt. Karten (2): Google Maps

Im Südwesten Dresdens, nahe der Grenze zu Freital, wird die alte Schweinemast-Anlage mit dem südlich davon existierenden Areal zu einem Wald zusammengeführt. Karten (2): Google Maps

Autobahn-Bau besiegelte Abriss

Wo jetzt mittels Bagger und Kipperfahrzeugen noch letzte Reste von einst riesigen Bauschuttbergen zum Recycling abgefahren werden, stand bis zur Wende eine Schweinemast-Großanlage mit insgesamt 21 Ställen, sechs weiteren Gebäuden nebst drei Wiegehäuschen und einem 20 Meter hohen Schornstein. Als die Autobahn 17 gen Prag gebaut wurde, vereinbarten der Verein „Naturbewahrung Dresden“, die Stadt und das Landesamt für Straßenbau und Verkehr, die alte Mastanlage abzureißen und daraus wieder ein Stück Natur zu machen.

Wald entsteht durch Spendenhilfe

Der Verein ist eine Gruppe des „Naturschutzbundes Deutschland“ (NABU) und will auch in der Großstadt Natur bewahren und wiederherstellen. Sieben Hektar Wald hatte die Gruppe zuvor bereits neben der alten Schweinemast erworben. Dank Spendengeldern konnte der Verein inzwischen auch die Agrarbrache nebenan dazukaufen, um die Ruinenwüste aufzuforsten.

Öko-Rowdys kippen immer wieder illegal Müll ab

Vandalismus und Müllablagerungen sind ein permanentes Ärgernis auf dem Rekultivierungsgelände in Dölzschen

Vandalismus und Müllablagerungen sind ein permanentes Ärgernis auf dem Rekultivierungsgelände in Dölzschen. Foto: Peter Weckbrodt

Völlig problemfrei verläuft dieser Umwandlungsprozess für die NABU-Gruppe allerdings nicht. Denn ständig muss der Verein illegalen Müll entsorgen, den Öko-Rowdys immer wieder heimlich auf dem entstehenden Naturschutzgebiet abkippen. Die Dreistigkeit der Verursacher macht sprachlos. An einem Zaun hängt ein Zeugenaufruf vom Umweltamt: Vandalen haben im Herbst den abgestellten Bagger auf dem Gelände kaputt gemacht, Unbekannte rückten anscheinend sogar mit einem ganzen Hängerzug und einem 7,5-Tonnen-Laster an, um hier illegal Müll zu entsorgen. Oft würden Leute mit Autos in den frühen Morgenstunden an der Schweinemast kurz anhalten, Müllsäcke aus den Kofferräumen abwerfen und wieder verschwinden, berichtet NABU-Vorstandsmitglied Karl-Hartmut Müller.

Auch Rehe knabbern an Jungbäumen

Ein zweites naturnahes Problem seien Rehe, die an den Jungpflanzen herumknabbern. Diese müssten noch über Jahre hinweg durch zusätzliche Umzäumungen geschützt werden. Der vorhandene große Außenzaun erwies sich als nicht ausreichend.

Wald soll Naturschutzgebiet werden

Erklärtes Vereinsziel ist es, einen insgesamt 15 Hektar großen Naturwald vor den Stadttoren von Dresden zu schaffen. Er soll mit dem ebenfalls in Vereinseigentum befindlichen Hangwald über dem Plauenschen Grund vereint und als ein über 15 Hektar großes Areal zum Naturschutzgebiet deklariert werden.

Verein braucht noch Helfer und Spenden

Dass dem Umweltverein Flächen gehören, ist eine Besonderheit. Daraus ergeben sich, so Müller, ungleich größere Möglichkeiten, darauf Naturschutz betreiben zu können. „Wir kümmern uns um die Reste unseres ursprünglichen Naturerbes, das sich in der Kulturlandschaft herausgebildet hat. Der NABU Deutschland umfasst inzwischen rund 500.000 Mitglieder. Die Gruppe „Naturbewahrung Dresden“ gehört zum Regionalverband Meißen-Dresden sowie zum Landesverband Sachsen. Der Verein braucht dringend finanzielle Unterstützung für den Ankauf weiterer Flächen sowie ehrenamtlicher Helfer für die Flächenbetreuung. Besondere Vorkenntnisse seien nicht erforderlich, hebt Müller hervor. Wer helfen will, findet hier im Netz nähere Informationen. Autor: Peter Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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