Oiger-Test: Tempo und Verfügbarkeit gut, aber letztlich wird gedrosselt
Dresden/Madrid, 26. Juni 2014: Seien es nun die online-gestützte Fußgängernavigation von Google, von unterwegs auf Facebook hochgeladene Schnappschüsse oder die schnelle Lexikon-Auskunft vor einer Sehenswürdigkeit: Wer sich in seiner Heimatstadt einmal an die vielen Vorteile eines Computertelefons (Smartphones) mit Daten-Flatrate gewöhnt hat, wird sie auch im Urlaub nicht missen wollen. Scheuten aber bisher viele Urlauber wegen der hohen Zusatz-Gebühren im Ausland („Roaming“) die übermäßige Smartphone-Nutzung in den Spanien- oder Italien-Ferien, so zeichnet sich inzwischen eine digitale Entspannung ab: Die EU hat bereits eine schrittweise Angleichung der In- und Auslandstarife für den Telefonverkehr vorgegeben und die Datentarife sollen folgen. Und neuerdings bietet Vodafone für seine LTE-Kunden bereits an, deutsche Datenflatrate auch in ausgewählten EU-Ländern ohne Zusatzkosten weiternutzen zu können. Unser Fazit nach einem zweiwöchigen Praxistest in Spanien: Ein sehr nützliches Angebot insbesondere für digitale Gewohnheitstiere, freilich mit gewissen Einschränkungen.
Nur in LTE-Netzen nutzbar
Nutzbar ist das neue Vodafone-Angebot ausschließlich in Netzen, die den neueren Mobilfunkstandard „Long Term Evolution“ (LTE) unterstützen. Und solche LTE-Netze lagen auch – entgegen allen Klischees vom infrastrukturell unterversorgten Südeuropa – auf unserer Reise von Madrid gen Süden in allen Städten und selbst an vielen Stränden an.
16 Mbs Praxistempo gemessen
Auch das Tempo war sehr ordentlich: Zwar waren die nominal durch LTE erreichbaren Datenraten von bis zu 100 Megabit je Sekunde (Mbs) nirgendwo drin. Aber selbst die in Toledo, Sevilla und anderen Städten ausgemessenen rund 16 Mbs Praxistempo im Download und 1,7 Mbs beim Hochladen sind mehr, als mancher Deutscher daheim per DSL tatsächlich erreicht.
Besser als Gratis-WLAN vieler Hotels
Diese recht zuverlässige und relativ schnelle Verbindung in den LTE-Netzen der Vodafone-Partner in Spanien entschärft auch mit einem Schlag viele Praxisprobleme: So bieten zum Beispiel viele Hotels, Hostels und Ferienwohnungen in Spanien bereits kostenloses WLAN an. Dabei handelt es sich jedoch oft um Tröpfelleitungen. Dank der „Backup-Lösung“ mit dem LTE-Smartphone, das uns Vodafone testweise zur Verfügung gestellt hatte, gab es da stets eine schnellere Alternative. Zudem war es auch kein Problem, Fotos und sogar (kleingerechnete) Videos von Sehenswürdigkeiten auf Facebook, Youtube & Co. hochzuladen oder eben Googles Online-Fußgängernavigation in den verwinkelten Gassen von Toledo, Cordoba und Granada einzusetzen, die den eher für Autos optimierten Profi-Systemen von TomTom & Co. hier oft überlegen ist.
Drastische Drossel nach 1,5 Wochen
Allerdings hat Vodafone die Pauschalvolumina nicht allzu großzügig bemessen: Nach anderthalb Wochen einer typischen, aber keineswegs exzessiven LTE-Nutzung bekamen wir eine SMS, die uns informierte, dass das Inklusiv-Volumen aufgebraucht sei und wir nun gedrosselt werden (oder alternativ Zusatzpakete kostenpflichtig zubuchen können). Und die Drosselung war dann auch dramatisch: Statt nominal 50 bis 100 Mbs standen danach nur fünf Kilobit je Sekunde (!) zur Verfügung – und das reicht höchstens noch, um E-Mails abzurufen.
Fazit:
Da es sich um ein freiwilliges und kostenloses Zusatzangebot von Vodafone über die derzeitigen EU-Vorgaben hinaus handelt, kann man nicht wirklich meckern – wenngleich die Drosselung nach nur anderthalb Wochen wirklich gleich dramatisch war. Bis dahin stand uns aber eine ziemlich stabile und schnelle Verbindung zur Verfügung, die man auch als Urlauber eigentlich nicht mehr missen will. Allerdings stellt unserer Praxistest doch recht deutlich die Argumentation vieler Telekommunikations-Unternehmen in Frage, die Drosselklappen in den mobilen Datentarifen würden nur Exzess-Nutzer treffen. Autor: Heiko Weckbrodt
Das neues kostenlose LTE-Roaming ist laut Vodafone derzeit in Portugal, Spanien, Italien, Griechenland, den Niederlanden und Großbritannien verfügbar, weitere Länder sollen folgen. Weitere Infos hier. ÂZum Weiterlesen:
Oiger-Reisebericht: Auf maurischen Spuren durch Südspanien
Bitkom rechnet mit höheren Handy-Gebühren bei Roaming-Verbot
Ihre Unterstützung für Oiger.de!
Ohne hinreichende Finanzierung ist unabhängiger Journalismus nach professionellen Maßstäben nicht dauerhaft möglich. Bitte unterstützen Sie daher unsere Arbeit! Wenn Sie helfen wollen, Oiger.de aufrecht zu erhalten, senden Sie Ihren Beitrag mit dem Betreff „freiwilliges Honorar“ via Paypal an:
Vielen Dank!