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Kleinverleger: „Kurzgeschichten sind ideal als eBooks“

Leif Greinus vom Dresdner Verlag "Voland & Quist" publiziert eBücher ohne Kopierschutz - im Vertrauen auf die Kunden. Wirtschaftliche Erfolge erhoffen sich er und sein Partner Sebastian Wolter ohnehin eher in Literatur-App-Konzepten. Foto: Dietrich Flechtner

Leif Greinus vom Dresdner Verlag „Voland & Quist“ publiziert eBücher ohne Kopierschutz – im Vertrauen auf die Kunden. Wirtschaftliche Erfolge erhoffen sich er und sein Partner Sebastian Wolter ohnehin eher in Literatur-App-Konzepten. Foto: Dietrich Flechtner

Dresdner Verlag setzt auf Abo-Apps statt Kopierschutz

Dresden, 23. April 2014: Der Trend zu elektronischen Büchern („eBooks“) eröffnet nicht nur jungen Autoren, sondern auch kleinen Verlagshäusern mehr Spielräume – wenn sie denn auf andere und innovativere Konzepte als die Großverlage setzen. Denn sieht man sich Preisgestaltung und eBook-Politik bei vielen Star-Autoren und deren Verlegern an, dominiert der Eindruck, dass diese eBücher eher als Bedrohung denn als Chance sehen: eBooks sind in Deutschland trotz wegfallender Druckkosten und Händlermargen meist nur zehn Prozent billiger als die gebundenen Papierausgaben, werden teils auch erst später nachgeschoben. Die großen Verlage verweisen da auf die hohen Startkosten, um eBook-Netzläden aufzubauen und Kopierschutz-Mechanismen zu lizenzieren.

Bei 60 % Nachlass für eBook bleibt kaum Gewinn

Dass es auch anders geht, zeigt beispielsweise der Verlag „Voland & Quist“. 2004 von den Verlagswirten Leif Greinus und Sebastian Wolter gegründet, hat sich das Haus in der Dresdner Neustadt auf die Publikation von Kurzgeschichten aus Literatursalons, auf Lyrik, Romane und Kinderbücher aus Deutschland und Osteuropa spezialisiert. Einen Großteil davon vertreibt der Verlag seit vier Jahren auch in eBook-Form – und zwar mit Preisnachlässen von bis zu 60 Prozent. Viel Gewinne mache der sechsköpfige Verlag mit diesen eBooks nicht, sagt Greinus. „Wir sehen das als Zusatzangebot für Leser und als Möglichkeit, neue Zielgruppen zu erreichen.“

Nur vereinzelt Raubkopien

Möglich ist diese Niedrigpreis-Politik indes nur, weil „Voland & Quist“ ganz auf technische Kopierschutz-Maßnahmen verzichtet. Dadurch entstehen kaum Kosten, um die – ohnehin elektronisch eingereichten – Manuskripte der Autoren in eBooks zu wandeln und in den Internetladen zu stellen. „Wir vertrauen darauf, dass die Leute nicht massenhaft Raubkopien ins Netz stellen“, erklärt Greinus. „Bietet man eBooks nur preisgünstig genug an, werden die Kunden dazu neigen, sie legal zu benutzen“, ist er überzeugt. Vor einem Jahr habe er stichprobenartig die einschlägigen illegalen eBook-Börsen im Internet durchforstet, dort auch ein paar Raubkopien gefunden. „Aber wir haben die angeschrieben, die haben das aus dem Netz genommen und dann war’s auch gut“, erzählt der 37-Jährige. Allerdings muss man auch bedenken: Die Raubkopie-Gefahr für Verlage, die Bestseller unter Vertrag haben, auch größer, dass deren Werke als Raukopien im Internet landen – angesichts der breiteren Nachfrage.

Kleinverleger sehen Zukunft in innovativen eBuch-Konzepten

Kurz-eBücher sind das ideale Format, um in Totzeiten auf dem Smartphone gelesen zu werden, sind die Macher der "A Story a Day"-App überzeugt. Foto: Voland & Quist

Kurz-eBücher sind das ideale Format, um in Totzeiten auf dem Smartphone gelesen zu werden, sind die Macher der „A Story a Day“-App überzeugt. Foto: Voland & Quist

Ohnehin sehen Greinus und seine Mitstreiter aber weniger in reinen eBüchern, sondern vielmehr in innovativen digitalen Publikationsformen die Zukunft. So bereiten die Dresdner derzeit die Kurzgeschichten-App „A Story A Day“ vor, die die Leser demnächst kostenlos für ihr iPhone, iPad oder ihren Android-Tablettrechner laden können. Dort sollen die Literaturfreunde dann für drei bis fünf Euro Monats-Abonnements abschließen und bekommen im Gegenzug jeden Tag eine Kurzgeschichte geliefert.

Chancen sieht Greinus dafür vor allem im Markt der Gelegenheits-Leser: „Kurzgeschichten sind ideal als eBooks, sie haben gerade die richtige Länge, um sie auf dem Smartphone auf dem Weg zur Arbeit oder mal abends zwischendurch zu lesen“, meint Greinus – und ist nun auf die Resonanz gespannt. „Für uns ist dieses App-Abo-Modell auch Neuland.“ Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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