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Thriller „Headhunters“: Ein Unsympathling kämpft um sein Leben – und gewinnt unsere Sympathie

Roger versteckt sich von seinem Häscher auf dem Klo - ganz tief drin. Abb.: NFP

Roger versteckt sich von seinem Häscher auf dem Klo – ganz tief drin. Abb.: NFP

Roger (Aksel Hennie) ist ein Arsch, wie er im Buche steht: Ein Blender und Lügner, offiziell ein aalglatter Headhunter, der Topbewerber für Konzerne wie „Pathfinder“ besorgt, heimlich ein Kunstdieb, der auch noch seine Frau betrügt. Doch so unsympathisch diese Type zunächst auch ist: Schon nach einer halben Stunde kann man in Morton Tyldums Thriller „Headhunters“ gar nicht anders, ihn widerstrebend zu mögen, wie dieser geschniegelte Yuppie plötzlich um sein Leben kämpft, wortwörtlich in der Scheiße sitzt, gejagt von einem militanten Konkurrenten von „Pathfinder“. Der Norweger Tyldum versteht es eben, die erdige Kraft und die Bizarritäten des skandinavischen Krimis (die Romanvorlage stammt von Jo Nesbø) mit amerikanischer Coolness zu verknüpfen.

Schönritter als lächelnder Unhold

Um seine Ische zu beeindrucken, klaut Roger heimlich Kunstwerke. Abb.: BSF

Um seine Ische zu beeindrucken, klaut Roger heimlich Kunstwerke. Abb.: BSF

Dazu trägt neben Haupt-Antiheld Aksel Hennie alias Roger sicher auch sein Gegenpart Nikolaj Coster-Waldau – der Student aus der originalen „Nightwatch“ und der charmant-böse Jaime Lannister in „Game of Thrones“ – bei, der als lächelndes Ungeheuer Glas Greve den armen Yuppie bis aufs Messer jagt.

Rasante Action und bizarre Einlagen

Aber es sind eben auch die überzeugenden Nebenrollen, die mehr als nur Beiwerk wie im US-Kino sind, die den skandinavischen Krimi seit jeher so stark machen: Der Sicherheitsmann mit seinen bizarren Sexspielchen, der gealterte Kommissar, der um den Medienerfolges willen Fünfe grade sein lässt, und viele mehr. Hinzu kommen spektakuläre und teils rasant geschnittene Action-Einlagen, die amerikanischen Reißern nicht nachstehen – trotz viel niedrigeren Budgets in Norwegen. Allerdings hat Tyldum auch die Unsitte der Amerikaner übernommen, es mit der inneren Logik in seiner Geschichte und deren Wendungen nicht allzu genau zu nehmen – das ärgert etwas.

 
 Trailer (NFP):
 
Fazit:

Abb.: NFP

Abb.: NFP

Abgesehen von ein paar Logikdefiziten spannender, gut gespielter und durcherzählter Nervenkitzel mit mal bizarren, mal komischen Einschlägen. Erschienen ist „Headhunters“ nun auf DVD, als Boni winken dort ein Interview mit dem Hauptmimen und ein kleines Making-Of – das allerdings irgendwie den Eindruck hinterlässt, dass die norwegischen Filmemacher ein ernstes Problem mit Minderheitskomplexen haben. Heiko Weckbrodt

„Headhunters“ (Yellow Bird/NFP), Thriller, Norwegen 2011, Regie: Morten Tyldum, mit Aksel Hennie, Nikolaj Coster-Waldau, Synnøve Cacody Lund, 96 min, P 16, DVD zehn Euro, Bluray 17 Euro
Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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