Kommentar & Glosse, Wirtschaft
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Licht und Schatten im Foundry-Trend

Dresden, 20.8.2012: Mit Gießereien – so der frühere Wortsinn – haben „Foundries“ im heutigen Sinne nichts zu tun. Vielmehr sind sie eine Abkehr vom klassischen Industrieprinzip „Ich habe ein Produkt und produziere es in Fabriken, in denen ich Hunderten, vielleicht sogar Tausenden Menschen Lohn und Brot gebe“. Das „Foundry“-Prinzip steht inzwischen für Unternehmen ohne eigene Produkte, die „nur“ Auftragsarbeiten für andere abwickeln. Noch vor zehn, 20 Jahren nannte man so was abfällig „verlängerte Werkbänke“. „Abfällig“, weil solche Firmen in der jeweils nächsten Wirtschaftskrise oft als erste über die Klinge sprangen, weil die Aufträge plötzlich einbrachen.

Chipbranche hat’s vorgemacht – und viele Jobs wanderten nach Asien

Und in der Halbleiterbranche, die wegen der exorbitant steigenden Kapitalkosten für jede neue Chipwerk-Generation besonders rasant in Chipentwerfer und wenige große Chipproduzenten zerfällt (Wir berichteten), zeigt sich eine weitere Schattenseite des „Fabless- & Foundry“-Prinzips: Die jobträchtigen Großfabriken der Foundries stehen zumeist un Taiwan, Südkorea und China, „Globalfoundries“ gehört da zu den wenigen ausnahmen in der Spitzenliga. Was heißt: Unterm Strich wurden hier massenhaft Arbeitsplätze aus den westlichen Industrieländern nach Asien verlagert.

Früher starben Hightech-Ideen ohne Kapital – jetzt gibt’s dafür Foundries

Allerdings hat all dies auch positive Seiten: Früher wäre manch tolle Idee für ein neues Technologieprodukt schlicht gestorben, weil der Minifirma, die diese Idee gebar, das Kapital fehlte, um eine Fabrik zu bauen, in der dieses Produkt hergestellt werden könnte. Diese Lücke haben die Foundries gefüllt: Selbst kleine Unternehmen und Mittelständler wie Sitec Dresden (siehe unser Bericht als Beispiel) können es sich dadurch jetzt leisten, am Weltmarkt unter den ganz Großen mit ihren Produktkonzepten mitzumischen – ohne die ständigen Fixkosten für eine eigene Fabrik stemmen zu müssen.

Chance für regionale Auftragsfertiger – und Jobs in Deutschland

Und: Gerade solche Aufträge sind für die Mega-Foundries in Taiwan eher uninteressant, weil zu klein. Dadurch hat sich eine interessante Marktnische für Spezial- und Regional-Foundries gegeben, die hier ihre eigene Liga aufgemacht haben. Dieses Konstrukt funktioniert zwar nur, wenn in einer Region genug Technologiefirmen, Foundries, Kunden und Auftragnehmer zusammenfinden, sich ein Grundgerüst einer Wertschöpfungskette über mehrere Unternehmen durchzieht. Aber wenn diese kritische Masse zusammen kommt, kann das Foundry-Konzept durchaus Jobs in Deutschland schaffen und stützen. Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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