Jupiter, 31.5.2012: Von wegen, Senioren verknöchern zwangsläufig geistig: Auch im Alter kann sich das Gehirn noch neu verdrahten – wenn man nicht aufhört, zu lernen und neue Sinneseindrücke zu suchen. Das haben jetzt Max-Planck-Forscher in Jupiter (Florida) und der Forscher der Columbia-Universität New York herausgefunden.
Die Wissenschaftler hatten für ihre Experimente ältere Ratten in zwei Gruppen geteilt, die teils ohne, teils mit neuen Sinnenseindrücken gefüttert wurden. Parallel dazu untersuchten sie mit bildgebenden Verfahren die Veränderungen im für die Reizweiterleitung verantwortlichen Hirn-Thalamus der Tiere. Dabei stellten sie Umbauten der Reiz-Nervenfasern fest, teils schon binnen Tagen und abhängig von den Sinnenseindrücken der Nager.
Mit diesen Ergebnissen revidierten sie die bisher in der Forschung fest verankerte Meinung, dass die Neuverdrahtung im Gehirn im frühen Erwachsenenalter endet. „Wir konnten zeigen, dass sich die Struktur des Nagetiergehirns in ständigem Fluss befindet und dass die Neuverdrahtung durch die Sinneserfahrung und Interaktion mit der Umwelt geformt wird“, erklärte Neurowissenschaftler Marcel Oberlaender vom Max-Planck-Florida-Institut. „Diese Änderungen bleiben für den Rest des Lebens erhalten und gelten möglicherweise auch für andere Sinnessysteme und andere Arten, einschließlich des Menschen.“
Wenn sich dies so bestätigt, kann man folgern, dass die Forderung nach „lebenslangem Lernen“ mehr als ein Schlagwort ist und menschliche Senioren ihre geistige Beweglichkeit durch Lernen und Erlebnisse erhalten oder gar wieder gesteigert werden kann. Heiko Weckbrodt
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