Spiele
Schreibe einen Kommentar

„Limbo“: Gefangen im schwarz-weißen Albtraum

Nun aber Huschhusch, kleiner Limbo-Junge: Die Monsterspinne naht. Abb.: Playdead

Nun aber Huschhusch, kleiner Limbo-Junge: Die Monsterspinne naht. Abb.: Playdead

Ein Junge erwacht – und findet sich in einem surreal-grausigen Albtraum wieder: Seine Schwester ist verschwunden, er ist allein in einem Wald voller Fallen, Riesenspinnen und bösartiger „Herr der Fliegen“-Teenies. Das nennt sich „Limbo“ und ist ein gleichermaßen minimalistisches wie zauberhaftes Jump’n-Run-Spiel. Das hat freilich mit den bunten Szenarien von Klassikern wie „Mario Brothers“ oder „Sonic“ rein gar nichts zu tun: „Limbo“ ist eine grausame Scherenschnitt-Welt in Schwarz-Weiß, in der wir in Nullkommanix elendig zerhäckselt werden.

Insofern spielt der Titel wohl weniger auf den gleichnamigen Tanz, als vielmehr den „Limbus“ der mittelalterlichen Theologie, eine Art Zwischenwelt und Vorhölle, in die nach Meinung einiger Kirchenlehrer jene Kinder auf ewig stürzen, die ungetauft sterben.

Tödliche Zwischenwelt voller Fallen und Spinnen

Und sterben kann man in „Limbo“ reichlich: Der Junge ohne Namen wird von Bärenfallen geköpft, wenn er achtlos durch den Wald rennt, von Riesenspinnen zerstückelt, er ersäuft in fauligem Tümpeln oder wird von wilden Kindern niedergestreckt. Es sei den, er stellt sich trickreich an und kennt die Gesetze der Physik, schiebt Kisten so zurecht, dass er auf ihnen den steigenden Fluten entkommt, schüttelt im rechten Moment Gehirnparasiten ab, die seine Schritte in den Abgrund lenken wollen, legt Hebel in Labyrinthen so um, dass ihm die vergammelten Maschinen einen Weg öffnen.

Simple Steuerung, aber kunstvoll

Die Limbo-Gang. Abb.: Playdead

Die Limbo-Gang. Abb.: Playdead

Der Däne Arnt Jensen, der dieses Indie-Spiel in seinen „Playdead Studios“ (gegründet 2006 in Kopenhagen, derzeit 15 Mitarbeiter) entwarf, legt dabei Wert auf eine supersimple Steuerung: Vor, Zurück, Sprung und Greifen sind die einzigen Freiheitsgrade. Dieses einfache Prinzip kombiniert er jedoch gekonnt mit raffinierten Rätseln und künstlerischem Anspruch in Optik und Sound, dass es einfach eine Freude ist, den „Limbo“ immer weiter zu durchschreiten. Und keine Angst: Wer in eine Falle tappst, springt nach dem Tode wenige Schritte in der Zeit zurück, so dass man nach einem Rückschlag immer nur ein Rätsel erneut lösen muss.

Spezialedition mit Sammelbildern

Nun ist „Limbo“ in einer Spezialedition für den PC erschienen, samt Sammelbildern, Soundtrack und Aufkleber – sowie einer beigelegten grün-roten Anaglyphen-Brille, die eine Zwischenwelt in 3D verspricht, wohl aber als Ironie gemeint ist, denn weniger bunt und 3D als in diesem traumhaft-grusligen Abenteuer geht eigentlich nicht. Heiko Weckbrodt

„Limbo“ (Headup/Playdead), Spezialedition für den PC, Jump’n’Run, P 16, die Demo gibts hier zum Laden
Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

Schreibe einen Kommentar