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Künstliche Intelligenz hilft in Dresden bei Büchersuche

Dresden, 14.12.2011: Eine künstliche Intelligenz hilft seit gestern Lesern in der Sächsischen Landes- und Uni-Bibliothek (SLUB), die Bücher zu finden, die sie wirklich interessieren – auch mehrsprachig. Diese „SLUBsemantics“ greifen auf das Wissensnetz der Internet-Enzyklopädie „Wikipedia“ und Technologie der Dresdner Firma „Avantgarde Labs“ zurück.

Avantgarde Labs hat sich auf intelligente Suchtechniken spezialisiert. Abb.: AL

Avantgarde Labs hat sich auf intelligente Suchtechniken spezialisiert. Abb.: AL

Wer schon mal im elektronischen Katalog einer Großbibliothek nach passender Literatur zu einem Thema gesucht hat, kennt das Problem: Oft bekommt man zu wenige Treffer oder derer gleich Tausende. Denn herkömmliche Suchsysteme klammern sich eng an die eingegebenen Suchworte. Tauchen die weder im Buchtitel auf noch in den Schlagworten, die einst ein Bibliothekar für ein Buch erdacht hat, hat der Nutzer Pech gehabt. Umgedreht ist es manchmal schwer, zu einem beliebten Suchwort sinnvolle Einschränkungen zu finden, wenn man mit dem Thema noch gar nicht vertraut ist.

„SLUBsemantics“ will dem abzuhelfen, indem die Software gewissermaßen zu „erahnen“ versucht, was den Nutzer interessiert. Dafür verknüpft der Computer das Suchwort mit dem entsprechenden Wikipedia-Eintrag, der in aller Regel mit Nachbarthemen, oft gesuchten ähnlichen Begriffen und einem Kategoriennetz verknüpft ist. Dem Suchenden präsentiert der Rechner dann einen „Facettenbaum“ oder eine Spinnennetzgrafik, mit dem er oder sie die Suche leicht einschränken oder zu Nachbarthemen springen kann.

Möglich ist die Sucheingabe übrigens auch in mehreren Sprachen wie Englisch und Polnisch – die Software erkennt dies automatisch und sucht passende Bücher heraus. Insgesamt kennt „SLUBsemantics“ derzeit vier Millionen SLUB-Titel, künftig soll das System ausgebaut werden.

Das Spinnennetz hilft, Nachbarthemen zu finden und die Trefferzahl einzuschränken. Abb.: SLUB

Das Spinnennetz hilft, Nachbarthemen zu finden und die Trefferzahl einzuschränken. Abb.: SLUB

„Intelligente Informationssysteme auf der Basis offener Daten und semantischer Netze werden Bibliothekskataloge in den kommenden Jahren grundlegend verändern,“ ist SLUB-Vize-Generaldirektor Dr. Achim Bonte überzeugt. „SLUBsemantics“ sei ein „weiterer Baustein, um einer der bedeutendsten wissenschaftlichen Bibliotheken in Deutschland auch unter den Herausforderungen der Digitalen Revolution eine gute Zukunft zu sichern.“

Die Entwicklungsfirma Avantgarde Labs“, auf die die neue SLUB-Buchsuche zurückgeht, wurde im Jahr 2004 in Dresden gegründet. Ihr erstes Projekt war eine Software zum vollautomatischen Handel in Devisenmärkten. Heute beschäftigt das Unternehmen, das auf intelligente Informationssysteme und freie Wissensdatenbanken („Open Source“) spezialisiert ist, sieben feste und zahlreiche freie Mitarbeiter. Gerade durch die zunehmende Verbreitung von Open-Source-Projekten im Internet sei „heute die Entwicklung von intelligenten Informationssystemen möglich, die noch vor wenigen Jahren undenkbar waren“, schätzte Robert Glaß ein, der Geschäftsführer von Avantgarde Labs. Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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