Arbeitsagentur und Jobcenter ziehen gemischte Reformbilanz
Dresden, 7. Januar 2014: Zehn Jahre nach dem Start von „Hartz IV“ im Januar 2005 haben die Arbeitsagentur und das Jobcenter in Dresden eine durchmischte Reform-Bilanz gezogen. Einerseits sei die Bereitschaft von Landzeitarbeitslosen gestiegen, angebotene Jobs auch wirklich anzunehmen, seit die höhere Arbeitslosenhilfe abgeschafft wurde, schätzte der Dresdner Agenturdirektor Thomas Wünsche ein. Das Hartz-Anliegen hingegen, die staatliche Stütze zu einer nur kurzfristigen Übergangslösung für die Betroffenen zu machen, sei kaum aufgegangen. „Viele zu viele Menschen sind immer noch über lange Jahre hinweg auf die Grundsicherungs-Leistungen angewiesen“, sagte Wünsche. „Das kann nicht Sinn und Zweck der Übung sein.“
Kreis der Hartz-Empfänger gesunken – aber vor allem durch Wirtschaftsboom
Messe man den Erfolg der Arbeitsmarktreform rein an Statistiken, könne man allerdings von einem Erfolg sprechen, schätzte der Dresdner Jobcenter-Chef Jan Pratzka ein: Startete die Reform in Dresden im Jahr 2005 mit zunächst reichlich 35.000 „Bedarfsgemeinschaften“, (Alleinstehende oder Familien, die auf Hartz-IV-Leistungen angewiesen sind), sind es inzwischen nur noch 28.992 Bedarfsgemeinschaften. Allerdings ist Dresden – wie so vielen anderen Großstädten in Deutschland – dabei der Wirtschaftsaufschwung nach der großen Krise 2009-2011 zugute gekommen. Der verschaffte auch vielen Langzeitarbeitslosen Jobs, wenngleich oft schlecht bezahlten oder nur über Zeitarbeitsfirmen.
Grundsicherung aus einer Hand angeregt
Zugleich habe sich die Zusammenarbeit zwischen Arbeitsagentur und städtischen Ämtern bei der Betreuung von Langzeitarbeitslosen im gemeinsamen Jobcenter bewährt, betonten Wünsche wie auch Pratzka. Der Dresdner Agenturdirektor würde allerdings weitere Reformschritte hin zu einer konsequenteren Arbeitsteilung begrüßen: Ob es sinnvoll sei, dass einige Hilfsbedürftige weiter beim Sozialamt, andere beim Jobcenter ihre Grundsicherung beantragen müssen, sei fraglich, meinte Wünsche.
Wünsche: Schulabbruch ist Anfang allen Übels
Um die Langzeitarbeitslosigkeit an der Wurzel zu bekämpfen, sei vor allem das Bildungssystem gefragt, betonte der Agenturdirektor. Denn gerade Jugendliche ohne Schulabschluss beziehungsweise abgeschlossene Berufsausbildung in den Arbeitsmarkt zu vermitteln, sei sehr schwierig. „Die Schule ist der Anfang allen Übels“, sagte Wünsche – und meinte damit vor allem mehr Bemühungen, die Schulabbrecherquote zu senken. In Dresden verlassen etwa 8,6 Prozent der Jugendlichen die Schule ohne Schulabschluss, sachsenweit liegt die Quote sogar bei 10.1 Prozent. Autor: Heiko Weckbrodt
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