Alle Artikel mit dem Schlagwort: Medienforschung

Dr. Uwe Krüger. Foto: Uni Leipzig

Kritik: Journalisten kleben zu sehr an den Eliten

Forscher Uwe Krüger diskutierte mit Dresdnern über Medienkritik und „Lügenpresse“ Dresden, 5. November 2016. Eine tiefe Vertrauenskrise zwischen Massenmedien und Menschen, die teils in Vorwürfen bis hin zum Goebbelschen Wort von der „Lügenpresse“ gipfelt, hat der Leipziger Medienwissenschaftler Uwe Krüger in einer öffentlichen Diskussionsveranstaltung in der sächsischen Landeszentrale für politische Bildung in Dresden diagnostiziert. Dies beruhe aber auf Missverständnissen und Versäumnissen auf beiden Seiten: sowohl der Journalisten, die zu abgehoben berichten, als auch vieler Zuschauer und Leser, die kaum eine Vorstellung haben, wie Presse funktioniert. „Eine meiner Kernthesen ist: Die Massenmedien sind zu eliteorientiert geworden“, sagte er.

Ist Deutschland auf der Weg zu einer internetbasierten Empörungsgesellschaft? Foto: S. Hofschlaeger / pixelio.de

Deutschland steuert in eine Empörungs-Demokratie

Medienforscher Pörksen sieht in den „vernetzten Vielen“ eine 5. Gewalt im Staate reifen Dresden/Tübingen, 10. Juni 2015. Die deutsche Gesellschaft befindet sich mitten in einem Übergang von einer „Mediendemokratie“ zu einer „Empörungsdemokratie“. Das hat der Tübinger Medienforscher Prof. Bernhard Pörksen gestern Abend während einer öffentlichen Ringvorlesung der TU Dresden im Dresdner Residenzschloss eingeschätzt. In dieser „Empörungsgesellschaft“, so ist Pörksen überzeugt, agieren nicht mehr (allein) die etablierten Massenmedien als quasi „Vierte Gewalt“ und Korrektiv für Staat und Wirtschaft. Vielmehr werden in ihr viele politische, wirtschaftliche und andere gesellschaftliche Prozesse und Entscheidungsfindungen von den „vielen Vernetzten“ getrieben und beeinflusst: Den Twitterern, Bloggern, „Scheißesturm“-Entfesslern, Netz-Trollen, digitalen Subkulturen und Aktivisten, die den Eliten genauer denn je auf die Finger schauen – und ihre Befunde und Meinungen durch das Internet auch massenwirksam publizieren können. „Hier entsteht eine Fünfte Gewalt“, meint der Medienforscher.