Alle Artikel mit dem Schlagwort: Dokumentation

Wie kontrovers sind Karikaturen heute überhaupt noch? Viel Biss ist durch Selbstzensur verloren gegangen, meinen viele Karikaturisten. Abb.: Chappatte, Absolut Medien

DVD Ausgelacht!?: Wenn die Karikatur niemandem mehr beißt, ist sie tot

Doku spürt Zensur und Selbstzensur der zeichnenden Kommentatoren weltweit nach Zerstören politische Korrektheit und Terrorangst die Karikatur als Kunst- und Publikationsmittel? Die Dokumentation „Ausgelacht!?“ lässt diesen Verdacht aufkommen: Regisseur Olivier Malvoisin hat in seiner Dokumentation 18 Karikaturisten aus aller Welt über Kunst, äußere Zensur, die Schere im Kopf und die Situation in ihrer Zunft ausgefragt. Und die Antworten fielen meist wenig optimistisch aus.

Deutsche Soldaten ergeben sich den Engländern - ein zeitgenössisches Stereofoto. Abb.: Neue Visionen

Der 1. Weltkrieg in 3D: Stereopuzzle aus der Hölle

3D-Bluray zeigt plastisch den Marsch in die Katastrophe 3D gilt vielen als neumodische Erfindung von blauen Kino-Wesen vom Planeten Pandora. Doch tatsächlich wurde die Kunst der Stereobilder schon vor über 150 Jahren erfunden. Und so entstand auch im technik- und kriegsbegeisterten Europa des frühen 20. Jahrhunderts eine große Zahl stereoskopischer Aufnahmen, die im Nachhinein oft von Hand nachcoloriert wurden – und heute Zeitzeugnisse von einzigartiger Dichte und Nähe für uns sind. Eine Auswahl solcher Stereofotos aus den Jahren 1914 bis 1918 hat Regisseur Nikolai Vialkowitsch nun in einem berührenden Dokumentarfilm verarbeitet: Die nun veröffentlichte 3D-Bluray „Im Krieg – Der 1. Weltkrieg in 3D“ komponiert die restaurierten Stereofotos, spätere 3D-Videos von den Kriegsschauplätzen, zeitgenössische 2D-Filmschnipsel, Auszüge aus damaligen Frontbriefen und Tagebüchern und symphonische Musik zu einem einzigartigen visuellen und akustischen Erlebnis.

Nick Cave, der Poet, der Musiker, der große Selbstinszenator, an der Schreibmaschine. Foto: REM

„20.000 Days on Earth“: Ambitionierte Collage über Rockpoeten Nick Cave

Ein alter Analogwecker schellt, eine mechanische Schreibmaschine tackert, ein Anrufbeantworter spult seinen Spruch von einer ollen Tonbandkassette runter: Nick Cave gibt sich daheim herrlich analog-altmodisch, das muss man dem australischen Ausnahme-Musiker einfach lassen. Was könnte aber auch besser zu dieser melodiösen, expressiven, wunderbar artikulierenden Stimme passen, die zusammen mit Kylie Minogue über die wilde Rose schmachtete, die mit Blixa Bargeld („Einstürzende Neubauten“) die bösen Saaten blühen ließ und die Ermordung des Jesse James besang? In der Dokumentation „20.000 Days on Earth“, die nun auf DVD erschienen ist, tauchen die Performance-Künstler Iain Forsyth und Jane Pollard auf ganz eigene Weise in das Leben dieses Rockpoeten ein.

Die 21-jährige Larisa ist mit ihrer Familie aus Tschetschenien nach Deutschland geflohen. Als die Mutter zusammenbricht, muss die große Schwester plötzlich an Mutters Statt für die ganze Familie sorgen. Foto: Foto: Torsten Reimers, Pier53

„Willkommen in Deutschland“ – und die deutsche Asyldebatte

Facettenreicher Dokfilm über unseren Umgang mit Flüchtlingen Das niedersächsische Dorf Appel hat etwas über 400 Einwohner. Die Vorgärten sind gepflegt, die Autos geputzt, man hält auf Ordnung. Bis, ja bis der Landrat dem Gemeinderat ankündigt, demnächst 53 Asylbewerber vorbeizuschicken. Die Appelaner fürchten sich vor den angekündigten „Negern“, stellen Schilder vor dem geplanten Heim auf: „53 Asylanten sind zuviel für Appel“. Mit anwaltlicher Hilfe schaffen es Bürgermeister und Bürgerinitiative tatsächlich, das Flüchtlingsheim zu verhindern. Der Dorfwirt vermietet statt dessen seine Hotelzimmer für elf Asylbewerber an den Landrat, der schließlich widerwillig in den sauren Apfel beißt. Erzählt wird diese Geschichte, die stellvertretend für die aktuellen Asyl-Debatten in so vielen deutschen Gemeinden angesichts der neuen Flüchtlingsströme steht, in „Willkommen auf Deutsch“ von Carsten Rau und Hauke Wendler. Angelaufen ist dieser teilweise per „Crowd Funding“ (Internetschwarm-Finanzierung) kofinanzierte Dokumentarfilm nun in den deutschen Kinos.

Schlafender Volkspolizist. Foto: Peter Badel

Die ungeschminkte DDR gefilmt

Rund 300 Dokfilme über den ungeschönten DDR-Alltag im Bundesarchiv wiederentdeckt Dresden. Medienforscher und Dokumentarfilmer haben einen einzigartigen historischen Schatz im Bundesarchiv entdeckt: Rund 300 Dok-Filme, die in den 1970er und 80er Jahren von einem ostdeutschen Spezialteam gedreht wurden und ein kaum geschöntes Bild des DDR-Alltags zeigen. Die Dresdner Medienproduktionsfirma „Eichbergfilm“ hat erste restaurierte Ausschnitte aus diesem Fundus nun in der Dokumentation „Der heimliche Blick – Wie die DDR sich selbst beobachtete“ verarbeitet. Gestern Abend konnten über 150 Neugierige dieses Kleinod in einer restlos überfüllten Voraufführung in der sächsischen Landeszentrale für politische Bildung zu sehen:

Die deutsche Zeppeline greifen an! Ausschnitt aus dem britischen Kurzfilm "Airship Destroyer" von1909. Abb.: Absolute Medien

„Das alte Europa am Vorabend seines Untergangs“

Wie die Briten 1908 Marschflugkörper gegen hunnische Zeppeline sandten Eine britische Kleinstadt gerät in Panik: Deutsche Kriegs-Zeppeline tauchen am Horizont auf, die „Hunnen“ mit ihren Pickelhauben werfen Bomben auf die friedliche Gemeinde. Auch ein eilends entsandter Panzerwagen mit Röhrengeschütz kann den Invasions-Flugschiffen nichts anhaben. Doch zum Glück hat ein findiger Tüftler im Ort eine Art Marschflugkörper gebaut, der sich den Weg zum nächsten germanischen Zeppelin sucht und ihn vom Himmel holt… Der siebenmintüge Kurzfilm „The Airship Destroyer“ wurde bereits 1909 gedreht, reflektierte die Angst der Briten vor einer kontinentalen Invasion durch die neuen Möglichkeiten der Luftkriegsführung – und nahm die Schrecken der späteren Weltkriege voraus.

Als Grünen-Sekretär muss Dirk immer still sein, als "Fürst des untoten Fleisches" metzelt er am Wochenende. Foto: Neue Visionen

DVD „Wochenendkrieger“: „Ich wollte doch 16 Uhr längst tot sein!“

Doku spürt Motiven und Gegenwelten von Real-Rollenspielern nach Werktags montiert Sven am Fließband in der VW-Fabrik Motoren. Doch sonnabends wird er zum buckligen, knurrenden Gärtner der öligen Pestillenz – und keiner der edlen Ritter wagt eine Bemerkung über seinen Bauch. In ihrem Dorf kennt man Nicole als schüchternes Mädchen, das gerne schneidert. Am Wochenende ist sie die mächtige Elbenkönigin Lenora. Deutsch-Lehrerin Chris schlüpft derweil in ihr aufwendiges Kostüm und transformiert zur unverwundbaren Herrscherin der Leere… Was sie alle gemeinsam haben, ist die Leidenschaft für Real-Rollenspiele, für Verkleidungen, für einen zweiten biografischen Entwurf, den sie an den Wochenenden durchleben – als Elben, Orks, Zauberer oder Monster in einer dem Tolkienschen „Herr der Ringe“ nachempfundenen Fantasiewelt mit Schlachten, königlichen Empfängen und Rätseln.

Foto: Tiberius

Doku „NWR“ über einen Erneuerer des Dänenkinos

Trailer (MorganeGroupe) Regisseur Refn sorgte in Dogma-Zeit für neue Filmsprache Neben den Briten und Franzosen gehören skandinavische und vor allem dänische Kinofilme und TV-Serien („Kommissar Lund“, „Borgen“, „Die Brücke“) gehören zu den innovativsten und erfolgreichsten Produktionen, die Europa derzeit zu bieten hat. Das wird auch auf der anderen Seite des großen Teichs so wahrgenommen, wo Hollywood fleißig skandinavische Ideen („Verblendung“, „Nightwatch“) kopiert. Das ist vor allem auf einen stilistischen und künstlerischen Schub in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre zurückzuführen, der das dänische Kino erdiger, realistischer, härter machte und sich um Dogma-Regisseure wie Lars von Trier oder Thomas Vinterberg, aber auch um Einzelkämpfer wie Nicolas Winding Refn rankt. Letzterem hat der Franzose Laurent Duroche nun mit der Doku „NWR“ ein filmisches Porträt gewidmet.

DVD „Deutschland von oben“: Suggestive Bilderflut

Zwei Stunden lang Natur- und Stadtaufnahmen von Deutschland? Das klingt ein klein wenig nach Ödnis-Alarm, nach Rentner-Amüsement. Doch überraschenderweise kann man sich kaum sattsehen an dieser DVD-Version einer ZDF-Reihe. Was uns die Doku „Deutschland von oben“ kredenzt, sind faszinierende Bilder von oft suggestiver Kraft: Wie aus einem Vulkan tropft heiße Schlacke aus einem Stahlwerk im Ruhrpott. Zwei Züge Schwäne und Kraniche treffen sich unter den Wolken. Ein Atomkraftwerk speit einen Wasserdampf-Pilz in die Atmosphäre. Kleine Stahlkäfer krabbeln über eine Marslandschaft, die sich auf den zweiten Blick als riesiger Braunkohle-Tagebau entpuppt…

„Hacker“ – eine deutsche Doku von Alexander Biedermann

Reinhard, Paul, Marcell, Marko und Steffen sind Hacker, deutsche Hacker. Mit ihren Fähigkeiten programmieren sie Viren, Würmer, Trojaner oder hacken sich bei Behörden ein. Die Einen vollbrachten diese Leistungen Mitte der 80er, als der Begriff “Hacker” das erste Mal in Deutschland auftauchte. Die Anderen sind immer noch aktiv und prägen mit ihren Taten die bestehende Hacker-Szene. “Hacker” nennen sie sich alle. Dabei ist für Reinhard klar: Den wahren Hacker gibt es schon lange nicht mehr.

Doku „Der zerbrochene Klang“: Zigeuner und Klezmer auf musikalischer Spurensuche

Vielen wird es wohl schon aufgefallen sein: Klezmer und die Zigeunermusik Südosteuropas ähneln einander – auch wenn die jüdische Spielart etwas feierlicher, durchgeistigter sein mag, die Roma-Weise kecker. Warum das so ist und was man daraus machen kann, wollten 14 Musiker aus Ungarn, Moldawien, den USA, Deutschland und anderen Ländern herausfinden und gingen – gefördert von der EU – auf eine Explorationsreise in das frühere Bessarabien. Was sie dort fanden (oder auch nicht), erzählt der Doku-Film „Der zerbrochene Klang“, der gerade auch für Musik-Laien interessant ist, erklären die Musiker bei ihren Diskussionen ganz en passant die ideellen Hintergründe, die Instrumentenrollen und Themen von Roma- und jüdischen Musikstilen.

Doku: „Plastic Planet“ oder wie unsere Erde immer mehr von Plastik verschmutzt wird

Eigentlich soll Baden ja Freude bereiten. Doch nach dem Ansehen der Dokumentation „Plastic Planet“ ist mir der Spaß am Baden im Meer gründlich verdorben wurden. Worum geht es in der Dokumentation? Natürlich, wie der Titel schon verrät, um Plastik. Also dem Material, das bei uns zu Hause Kiloweise herum steht und täglich verwendet wird. Begonnen bei der Plastik-Mülltüte über die Plastikzahnbürste bis hin zum Plastikcomputergehäuse. Plastik wohin das Auge schaut und eigentlich auch sinnvoll verwendet wird. Wenn da nicht das letzte Geheimnis wäre, welches uns bisher verschwiegen wurde.

La Vida Loca – Eine Dokumentation über die Straßengang M18 in El Salvador

In dieser Gegend von San Salvador, der Hauptstadt des mittelamerikanischen Landes El Salvador, wird kaum ein Bewohner älter als 30 Jahre. In den Ghettos der Stadt tobt seit 18 Jahren ein Krieg. Verfeindete Mitglieder der Banden M18 und Mara Salvatrucha liefern sich in den Straßen einen erbitterten Kampf, bei dem jedes Jahr 2.000 Menschen sterben. 2009 erwischte es auch den Dokumentarfilmer Christian Poveda, der in seiner Dokumentation „La Vida Loca“ einen bedrückenden Tatsachenbericht aus den Ghettos lieferte.

Doku: Let’s Make Money – Geschichten aus unserem Geldsystem

Mirko Kovats, ein Investor aus Österreich, schreitet gemächlich durch eine neue Fabrikhalle in Indien. Laut seinen Worten zwingt ihn der globale Wettbewerb dazu, immer leistungsfähiger zu werden und dabei Kosten zu sparen. Deswegen wundert es auch nicht, wenn er die Aussage seines Fabrikleiters zum Thema besserer sozialer Randbedingungen mit der Frage abwürgt „Was kostet uns ein Arbeiter?“. Mirko Kovats steht schließlich im Wettbewerb mit anderen und gehört nur zu den 15 reichsten Österreichern.

Insektendoku: Micropolis – Im Land der Termiten

Noch ist es heiß und trocken in Burkina Faso. Erst in wenigen Stunden wird die Regenzeit beginnen und das Land in ein Schlammloch verwandeln. Für den neuen König der Termiten ist somit noch genügend Zeit, um sich eine Partnerin zu suchen und sich dann mit ihr ins Erdreich zu verkriechen. Dort werden sie die nächsten 70 Jahre verbringen und einen Staat gründen, der mit ihnen leben oder sterben wird.