Das Brit-Kino zeigt sich erneut von seiner harten Seite: Schauplatz des Thrillers „Sisters Hood“ um eine Mädchenbande ist ein heruntergekommenes Londener Vorstadtviertel, das von Dealern, Gewalt und soziale Abstieg beherrscht wird. Dorthin ist Teenie-Mädchen Kayla eben erst mit ihrer älteren Schwester gezogen, die zufällig in den Streit eines Rauschgift-Einwanderers mit dessen Ische gerät und brutal zusammengeschlagen wird. Das Mädchen mit dem Püppchengesicht sinnt auf Rache und bekniet die Mädchengang um Anführerin Danielle, ihr zu helfen – und bald sterben noch mehr Menschen…
Trailer von Sunfilm:
Sozialkritischer Blick in der Einwanderer-Szene
Hätte sich Hollywood des Plots angenommen, wäre daraus wohl ein überlanger wirrer Videoclip aus Rapmusik und Gewalt mit einem Schuss Hobby-Psychologie geworden. Der Brite Nirpal Bhogal – selbst Sohn einer Einwandererfamilie – hat dagegen daraus einen sozialkritischen Suburb-Krimi geformt, schonungslos, oft auch sehr gewalttätig, aber eben überzeugend erzählt und in moderner Bildästhetik gehalten.
Dabei nimmt er wie inzwischen einige andere junge britische Regisseure Themen und Probleme auf, die das Land heute bewegen: Die Gewalt von Einwandererkindern in den Vororten von London (man denke nur an die Mordserie an schwarzen Teenagern in jüngster Vergangenheit) oder die teils in Hedonismus und Drogen schwelgenden Jugend-Subkulturen. Schade nur, dass Bhogal letztlich auf ein etwas schleimiges Happy-End in dieser rauen Welt, in der Mädels zu brutalen Schlägern werden, um nicht selbst geschlagen zu werden, nicht verzichten wollte.
Fazit:
Erschienen ist der in nicht einmal anderthalb Stunden straff durcherzählte Krimi nun auf DVD und Bluray, als Bonus gibt es Interviews mit dem Regisseur und den jungen Darstellern – leider nur in Englisch ohne Untertitel. Ansonsten: sehenswert. Heiko Weckbrodt
„Sisters Hood – Die Mädchen-Gang“ (Sunfilm), UK 2011 (DVD 2012), Regie: Nirpal Bhogal, 73 Minuten, P 16, DVD zwölf, Bluray 14 Euro
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