Die Idee klingt reizvoll für den nostalgisch veranlagten Großstädter: In einem „Agrar Simulator“ mit historischen Traktoren Felder bestellen und das Landleben auskosten, ohne sich die Hände wirklich dreckig zu machen oder tatsächlich in aller Herrgottsfrühe aufstehen zu müssen. So ähnlich verspricht dies das gleichnamige Simulationsprogramm mit dem Zusatz „Historische Landmaschinen“. Leider ist dies – wie bei so vielen Vertretern der aktuellen Simulator-Schwemme – bloße Theorie, wie wir im Oiger-Test rasch feststellen mussten.
Auch Netzwerkspiel gegen andere Bauerntrampel
Der Fairness halber zunächst der formale Rahmen: Der Spieler wählt zum Einstieg einen Bauernhof in den Alpen oder der Toskana, wo sich allerlei Hunde, Schweine, Hühner und andere Getier lustig im Drecke wälzen und die Felder auf ihre Bestellung warten. Dafür können wir uns auf den Führersitz diverser Oldtimer-Landmaschinen schwingen, alle zwischen 1950 und 1970 gebaut. Bei Bedarf kann man auch ein Netzwerkspiel einleiten, um gemeinsam mit anderen Möchtegern-Bauertrampeln gemeinsam loszuackern.
Werbevideo von UIG:
Tutorial futsch, kein Blick übern Brunnenrand
Die Spielpraxis allerdings beginnt schon schlecht: Das versprochene Tutorial funktioniert nicht. Das heißt, wir sollen jetzt tatsächlich das Handbuch auswendig lernen, bevor wir losspielen können – denn besonders intuitiv lassen sich weder Bauer noch Traktor steuern. Zudem scheint im Agrarsimulator eine agrarische Liliputaner-Rasse eingenistet zu haben: Latschen wir im Bauernmodus zum Beispiel über den Hof und stehen vor einem Brunnen, haben wir sichtlich die Größe eines Kleinkindes und können kaum über den Sims schauen.
Auch Grafik und Fahrphysik sind alles andere als Stand der Technik: Die Landschaft wirkt künstlich statt rustikal und ich wage mal zu bezweifeln, dass ein echter Traktor auch schlagartig hält, wenn wir vom Gaspedal gehen.
Fazit:
Nette Idee, aber völlig unter dem Stand der Technik realisiert – zudem wenig glaubwürdig, fehlerhaft und wenig einsteigerfreundlich. So werd ich bestimmt nicht zum Bauern. Heiko Weckbrodt
„Agrar Simulator – Historische Landmaschinen“ (Koch/UIG), Fahrzeugsimulator, zirka 20 EuroIhre Unterstützung für Oiger.de!
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