Forschung

293 Millionen € aus EU-Töpfen für Sachsens Forscher

Sachsens Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange besuchte heute das mit EFRE-Geldern finanzierte Zentrum für Energietechnik der TU Dresden und ließ sich von Prof. Uwe Gampe (vorn rechts) das Versuchskraftwerk erklären. Bei der Gelegenheit verkündete sie, dass in der neuen Förderperiode 175 Millionen Euro aus dem EFRE-Programm für derartige Forschungsinvestitionen zur Verfügung stehen. Foto: Heiko Weckbrodt

Sachsens Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange besuchte heute das mit EFRE-Geldern finanzierte Zentrum für Energietechnik der TU Dresden und ließ sich von Prof. Uwe Gampe (vorn rechts) das Versuchskraftwerk erklären. Bei der Gelegenheit verkündete sie, dass in der neuen Förderperiode 175 Millionen Euro aus dem EFRE-Programm für derartige Forschungsinvestitionen zur Verfügung stehen. Foto: Heiko Weckbrodt

Vor allem Dresdner Institute bauen mit EFRE-Geld aus – aber in Summe gibt es nicht mal halb soviel wie früher

Dresden, 13. April 2015: Die sächsischen Unis und außeruniversitären Institute bekommen in der neuen Förderperiode bis 2020 nur noch 293 Millionen Euro EU-Fördergelder – nicht einmal halb soviel wie in der vorherigen Förderperiode. Das hat Sachsens Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange (SPD) heute in Dresden mitgeteilt. Denn einerseits gleitet der Freistaat wegen seiner gestiegenen Wirtschaftskraft generell aus dem Förder-Fokus der EU hinaus. Anderseits waren in den 645 Millionen Euro, die in der vorherigen Förderperiode 2007 bis 2013 zur Verfügung standen, auch 151 Millionen Euro Sonderzuwendung für die Landesexzellenz-Initiative enthalten – „ein Einmaleffekt“, wie Stange betonte. Von den nun eingeplanten Geldern – die allerdings noch nicht offziell bewilligt sind – können in den nächsten Jahren dennoch mehrere Institute ihre Forschungs-Infrastruktur deutlich ausbauen, um ihre Positionen in der internationalen Forschungslandschaft zu stärken. Besonders viel wird dabei in Dresdner Einrichtungen investiert, vor allem in Mikrolektronik- und Biotech-Projekte.

Geld für Forschernachwuchs und Neubauten

„Wir wollen mit diesen Mitteln einerseits den Forschernachwuchs fördern, andererseits den Forschungsstandort Sachsen wettbewerbsfähiger machen und dabei auch die sächsische Wirtschaft stärken und neue Firmenausgründungen generieren“, kündigte Eva-Maria Stange an. Von den 293 Millionen Euro stammen 118 Millionen Euro (vorherige Förderperiode: 178 Millionen Euro) aus dem „Europäischen Sozialfonds“. Mit diesen ESF-Geldern will die Ministerin vor allem neue Nachwuchs-Forschergruppen sowie Projekte finanzieren, die die Studienabbrecherquote senken sollen. Weitere 175 Millionen (vorher: 467 Millionen Euro) kommen aus dem „Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung“ (EFRE) und sind für Neubauten und andere Infrastrukturprojekte in den Unis und in den außeruniversitären Institute sowie wissenschaftlichen Bibliotheken und der Berufsakademie Sachsen reserviert. Einen Löwenanteil in Höhe von über 63 Millionen Euro aus diesem Investitionstopf bekommen hier vor allem Institute aus Dresden.

Dresdner Photoniker rüsten ihr Mini-Chipwerk auf

Laut dem ministeriellen Verteilplan kann beispielsweise das Fraunhofer-Photonik-Institut IPMS demnächst ein lange gehegte Projekt realisieren und seine Pilot-Chipwerk in Dresden-Klotzsche von 150 Millimeter großen Siliziumscheiben (Wafer) auf modernere 200-mm-Wafer umrüsten. Denn für Wirtschaftspartner drohte das IPMS in diesem Punkt zu unattraktiv zu werden, weil in der Halbleiterindustrie nur noch wenige Chipwerke mit 150-mm-Scheiben arbeiten. Ursprünglich wollte das Institut hier 45 Millionen Euro investieren, tatsächlich stellen Land und EU nun zumindest 24 Millionen Euro zur Verfügung.

Eine Fraunhofer-Mitarbeiterin kontrolliert im Reinraum des Dresdner Photonik-Institut, der für 45 Millionen Euro modernisiert werden soll. Abb.: IPMS

Eine Fraunhofer-Mitarbeiterin im Reinraum des Dresdner Photonik-Instituts IPMS. Das Mini-Chipwerke wird nun für 24 Mio. € aufgerüstet. Abb.: IPMS

20 Millionen für Entwurfsautomatisierer in Dresden-Klotzsche

Ebenfalls dem mikroelektroniknahen Sektor sind die 20 Millionen Euro für das Fraunhofer-Institut für integrierte Schaltungen zuzurechnen: Dessen bisher sehr beengt untergebrachter Institutsteil für Entwurfsautomatisierung (EAS) bekommt ein neues Gebäude in Dresden-Klotzsche. Dies dürfte auch Dresdens Wirtschaftsbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) freuen, da dadurch auch ein Schub für das benachbarte – und bisher eher schwach ausgelastete – städtische Nanozentrum an der Maria-Reiche-Straße zu erwarten ist.

Forschungszentrum für Neuro-Krankheiten bekommt 19 Millionen

Weitere 19 Millionen Euro sind für das „Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen“ (DZNE) vorgesehen, dessen Neubau derzeit bereits neben dem Bio-Innovationszentrum (BioZ) in Dresden-Johannstadt hochgezogen wird.

Fehlfunktionen an Neuronen oder blockierte Verbindungen zwischen ihnen können schwere Nervenkrankheiten hervorrufen. Abb.: DZNE

Ein Schwerpunkt des DZNE, für das nun ein Neubau in Dresden-Johannstadt entsteht, sind Forschungen über Fehlfunktionen an Neuronen. Abb.: DZNE

Auch Freiberg und Leipzig bekommen Stücke vom Kuchen

Aber auch Freiberg und Leipzig kommen – wenn auch mit etwas kleineren Projekten – zum Zuge. So kann das Helmholtz-Institut für Ressourcentechnologie (HIF) für 10,2 Millionen Euro eine neue Technikumshalle in Freiberg bauen. Auch die Biotech-Zentren Leipzig und Dresden erhalten Millionen-Zuwendungen – wenngleich in geringerem Umfang als bisher.

Schon TU-Energietechnikzentrum wurde mit EU-Hilfe finanziert

Bisher habe der Wissenschaftsstandort Sachsen bereits in erheblichem Maße von der Unterstützung aus Brüssel profitiert, betonte Stange. Ein Beispiel dafür sei das Dresdner TU-Zentrum für Energietechnik, in dem sie heute das neue Förderprogramm vorstellte, und das mit eben solchen Mitteln erst ermöglicht wurde.

Wie es aber nach 2020 weitergehe, wenn die aktuelle Förderperiode ende und Sachsen zu Gunsten der neuen EU-Beitrittsländer wohl noch weniger Fördergeld aus ESF- und EFRE-Töpfen erhält, dahinter stehe noch „ein großes Fragezeichen“. Insofern müsse der Freistaat schon jetzt anfangen, für die Zeit danach zu planen, um auch andere EU-Töpfe jenseits von ESF und EFRE anzuzapfen. Autor: Heiko Weckbrodt

Zum Weiterlesen:

EU-finanziertes TU-Energiezentrum Dresden forscht an Energiespeichern und besseren Turbinen

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt