Alle Artikel mit dem Schlagwort: Demokratie

Sieht Chancen für die direktere Teilhabe der Internetnutzer am politischen Geschehen, aber auch die Gefahr, dass sich die Gesellschaft durch „algorithmische“ Medien wie Facebook immer mehr polarisiert: Prof. Lutz Hagen. Foto: André Wirsig, TUD

Gefangen in der Echo-Kammer

Wie die Digitalkultur die Demokratie verändert Dresden, 7. September 2016. Der digitale Wandel stärkt die Chancen der Menschen, sich an politischen Prozessen direkter zu beteiligen – birgt aber auch das Potenzial, die Gesellschaft zu polarisieren. Davor hat Prof. Lutz Hagen vom Institut für Kommunikationswissenschaft der TU Dresden im Vorfeld der Tagung „Digitale Revolution in der Demokratie“ gewarnt.

Ist Deutschland auf der Weg zu einer internetbasierten Empörungsgesellschaft? Foto: S. Hofschlaeger / pixelio.de

Deutschland steuert in eine Empörungs-Demokratie

Medienforscher Pörksen sieht in den „vernetzten Vielen“ eine 5. Gewalt im Staate reifen Dresden/Tübingen, 10. Juni 2015. Die deutsche Gesellschaft befindet sich mitten in einem Übergang von einer „Mediendemokratie“ zu einer „Empörungsdemokratie“. Das hat der Tübinger Medienforscher Prof. Bernhard Pörksen gestern Abend während einer öffentlichen Ringvorlesung der TU Dresden im Dresdner Residenzschloss eingeschätzt. In dieser „Empörungsgesellschaft“, so ist Pörksen überzeugt, agieren nicht mehr (allein) die etablierten Massenmedien als quasi „Vierte Gewalt“ und Korrektiv für Staat und Wirtschaft. Vielmehr werden in ihr viele politische, wirtschaftliche und andere gesellschaftliche Prozesse und Entscheidungsfindungen von den „vielen Vernetzten“ getrieben und beeinflusst: Den Twitterern, Bloggern, „Scheißesturm“-Entfesslern, Netz-Trollen, digitalen Subkulturen und Aktivisten, die den Eliten genauer denn je auf die Finger schauen – und ihre Befunde und Meinungen durch das Internet auch massenwirksam publizieren können. „Hier entsteht eine Fünfte Gewalt“, meint der Medienforscher.

Deutsche glauben an mehr Demokratie durch Internet

Berlin, 7.11.2011: Knapp zwei Drittel der deutschen Internetnutzer – das entspricht 32 Millionen Menschen – sind überzeugt, dass das Netz zu einem Plus an Demokratie führt. Das hat eine Aris-Umfrage unter 1000 Deutschen ergeben. 44 Prozent der Befragten antworteten zudem, das Internet helfe auch ihnen persönlich, Politik mitzugestalten. Diese Meinung vertreten allerdings eher die Jüngeren, während nur jeder vierte Senior diese Ansicht teilt. „Politiker können das Internet einsetzen, um die Menschen zum Mitmachen bei politischen Aktionen zu bewegen und die zunehmende Distanz zwischen Staat und Gesellschaft zu verringern“, kommentierte Dieter Kempf, der Präsident des Hightech-Verbandes „Bitkom“ in Berlin die Umfrageergebnisse. Zum einen könnten Politiker über Facebook, Twitter und ähnliche Kanäle ihre Wähler informieren, zum anderen biete das Internet auch eine breite Diskussionsplattform.