Alle Artikel mit dem Schlagwort: Abendland

So stellte sich der französische Maler Jacques-Louis David 1814 König Leonidas und dessen Spartiaten vor, wie sie vor 2500 Jahren an den Thermopylen das „freiheitliche Europa“ gegen den „despotischen Osten“ verteidigten. Als West-Ost-Gegensatz hatte schon der antike Geschichtsschreiber Herodot die Perserkriege geschildert. Repro: Mathiasrex, Wikipedia, public domain

Flüchtlingskrise ist Chance für uns

Wer gehört dazu, wer sind die „Anderen“? Der Dresdner Philosoph und Theologe Prof. Karlheinz Ruhstorfer über das „Konzept Europa“ gestern und heute In der EU-Schuldenkrise wollten einige Politiker Griechenland am liebsten aus der EU und Europa herauswerfen – obwohl die Griechen als die Erfinder des Konzeptes „Europa“ gelten. Im Ukraine-Konflikt schwingen immer wieder Untertöne mit, die Russland den Status als Teil Europas und der Wertegemeinschaft der Europäer absprechen. Und in der Flüchtlingskrise ist die Frage noch weiter eskaliert, was Europa eigentlich ausmacht. Wer dazugehört und wer nicht. Wer zu wenig Solidarität zeigt, wer die Spielregeln bestimmt. Wer sind „Wir“ in Abgrenzung zu „den Anderen“? Oiger-Reporter Heiko Weckbrodt hat sich mit dem Philosophen und Theologen Prof. Karlheinz Ruhstorfer (52 Jahre) vom Institut für Katholische Theologie der Technischen Universität Dresden (TUD) darüber unterhalten, wie sich Europa eigentlich definiert und wie sich dieses Selbstverständnis verändert hat. Drückt Europa demnächst auf den Reset-Knopf – um dann zu zerbrechen oder sich noch fester einzuigeln? Prof. Karlheinz Ruhstorfer: Ich sehe die Flüchtlingskrise als Chance. Denn wir bekommen hier auch die Rechnung …

Was ist eigentlich das Abendland?

Wie ein vage beschriftetes Gefäß, in das jeder etwas anderes hineingießt Dresden, 8. Dezember 2014. Mit Blick auf die aktuelle Debatte um die „Pegida“-Demonstrationen („Patriotische Europäer Gegen die Islamisierung des Abendlandes“) in Dresden, die sich gegen die Aufnahme von Flüchtlingen insbesondere aus islamischen Ländern richten, wollen wir hier eine Erklärung versuchen, was eigentlich unter dem „Abendland“ verstanden werden kann. Und das ist schwierig: Es gibt keine allgemein anerkannte Definition, vielmehr kann man „das Abendland“ mit einem verschwommen beschrifteten Gefäß vergleichen, in das jeder eine andere Deutung hineingießt. Meist wird es heute als Wertegemeinschaft Europas (meist unter Ausklammerung Ost- und Südosteuropas) und Nordamerikas gedeutet. Verwendet wurde das Wort laut „Kluges Etymologischem Wörterbuch“ etwa ab dem 16. Jahrhundert im Sinne von „Westen“, ab dem 18. Jahrhundert im deutschsprachigen Raum dann in seiner eher ideologischen Bedeutung.