Dresden-Lokales

Konzept für Wiedereröffnung des Fernsehturms Dresden

So etwa stellen sich Klaus Martin und der Förderverein den Ausbau des Fernsehturms Dresden zur deutschlandweit ausstrahlenden Touristenattraktion vor: eine Seilbahn vom anderen Elbufer hinauf zum Turm, an dessen Fuße ein futuristisches "Televersum" als Wissenschafts-Unterhaltungszentrum stehen soll. Montage: FV Fernsehturm, Repro: hw

So etwa stellen sich Klaus Martin und der Förderverein den Ausbau des Fernsehturms Dresden zur deutschlandweit ausstrahlenden Touristenattraktion vor: eine Seilbahn vom anderen Elbufer hinauf zum Turm, an dessen Fuße ein futuristisches „Televersum“ als Wissenschafts-Unterhaltungszentrum stehen soll. Montage: FV Fernsehturm, Repro: hw

Vereins-Exposé sieht 32 Millionen Euro teuren Ausbau zum Wissenschafts-Unterhaltungszentrum vor – Amortisation nach 12 Jahren

Dresden, 13. Mai 2015. Um den Fernsehturm Dresden wieder eröffnen und wirtschaftlich betreiben zu können, müssten rund 32 Millionen Euro in Sanierung und Neubauten investiert werden. Innerhalb von etwa zwölf Jahren würde sich dieses Projekt auch amortisieren, wären also genug Einnahmen geflossen, um die Startinvestitionen zu refinanzieren. Das geht aus einem Exposé des Technologen Klaus Martin hervor, das der Fernsehturm-Förderverein heute vorgestellt hat. Der Einsatz werde sich auch für die ganze Stadt lohnen, sind Klaus Martin, Barbara Lässig und Eberhard Mittag vom Verein überzeugt: Damit könne man eine touristische Attraktion von deutschlandweiter Ausstrahlung schaffen.

Bloße Turm-Sanierung als unwirtschaftlich verworfen

Ähnlich wie die Deutsche Telekom, der der Turm über eine Tochtergesellschaft letztlich gehört, gehen auch die Exposé-Autoren nicht davon aus, dass allein die – auf acht bis zwölf Millionen Euro geschätzte – Sanierung des 252 Meter hohen Fernsehturms und eine Wiedereröffnung des Turm-Cafés betriebswirtschaftlich vertretbar sind: Die gastronomischen Einnahmen wären zu gering, um die Investitionskosten in überschaubarer Zeit wieder einzuspielen. Zu rechnen wären in der Minimal-Ausbauvariante lediglich rund 100.000 Besucher pro Jahr.

Neues „Televersum“ mit Laser-, Kosmo- und 3D-Shows vorgeschlagen

Klaus Martin vom Fernsehturm-Verein hat das Exposé für den Um- und Ausbau entworfen. Foto: hw

Klaus Martin vom Fernsehturm-Verein hat das Exposé für den Um- und Ausbau entworfen. Foto: hw

Daher schlagen Klaus Martin und seine Mitreiter vor, nicht nur den Turm für zwölf Millionen Euro zu sanieren und aufzuwerten, sondern auch ein Wissenschaftszentrum mit Unterhaltungswert (Arbeitstitel: „Televersum“) am Fuß des Turms zu bauen. Dort sollen sich Forschungsinstitute aus Dresden präsentieren, den Besuchern könne man Lasershows, Holografie-Vorführungen, ein Planetarium, modernste 5G-Datenfunkerbindungen und Weltraum-Simulationen bieten. Das „Televersum“ soll eine futuristische Architektur bekommen, die reinen Baukosten beziffert Martin auf rund zwölf Millionen Euro.

Seilbahn von Tolkewitz zum Fernsehturm

Weitere acht bis zwölf Millionen Euro würde es laut Exposé-Kalkulation kosten, eine Seilbahn zum Fernsehturm als weitere Attraktion zu installieren – entweder vom alten Straßenbahnhof Tolkewitz aus über die Elbe auf die Wachwitzer Höhen oder zumindest vom Elbufer hinauf. Außerdem ist ein Erlebnisgarten am Hang vorgesehen.

Lässig: Exposé ist überfälliger 1. Schritt

Barbara Lässig. Foto: hw

Barbara Lässig. Foto: hw

Wie diese Gelder aufzutreiben sind und wer Bauherr sein könnte, dafür hat der Förderverein noch keine konkrete Vorstellung. „Aber man muss ja irgendwann mal den ersten Schritt machen“, betonte Ex-Stadträtin Barbara Lässig. Und dieser erste Schritt sei das nun vorgestellte Exposé. Als nächstes müsse man zirka 150.000 Euro besorgen, um eine solide Machbarkeitsstudie aus dem Papier abzuleiten, um damit dann den Eigentümer Telekom zu überzeugen. Für die Baukosten selbst hofft die Vereinsspitze auf eine Mischfinanzierung aus Mitteln der Telekom, des Landes, der Stadt, Spenden sowie Fördergeldern.

Fernsehturm 1969 zum „Republik-Geburtstag“ eröffnet

Der Fernsehturm Dresden entstand Ende der 1960er Jahre nach Entwürfen der sächsischen Architekten Kurt Nowotny, Herrmann Rühle und Johannes Braune. Er wurde kurz vor dem DDR-Nationalfeiertag am 18. September 1969 eröffnet, gehörte bis 1989 der DDR-Post und bot in 145 Metern Höhe ein zweistöckiges Turm-Café und eine Aussichtsplattform. Ursprünglich sollte am Turm des Fußes eine weitere Gaststätte entstehen, die damals von Klaus Martin für die Handelsorganisation HO geplant, aber niemals realisiert wurde.

Blick vom Lingnerschloss auf den Fernsehturm und das Blaue Wunder. Foto: Heiko Weckbrodt

Blick vom Lingnerschloss auf den Fernsehturm und das Blaue Wunder. Foto: Heiko Weckbrodt

Seit 1991 kein Cafébetrieb mehr

Eberhard Mittag. Foto: hw

Eberhard Mittag. Foto: hw

1989 übernahm die Telekom-Tochter „Deutsche Funkturm GmbH“ den Turm, schloss aber 1991 das Aussichts-Café. Seitdem wird der Turm nur noch technisch genutzt, die Schnellaufzüge wurden demontiert. 2004 gründeten Mittag und andere Enthusiasten den Förderverein, der sich eine Turm-Wiedereröffnung als Ziel setzte – bisher aber vergeblich.

Rückenwind bekam der Verein aber in jüngste Zeit, als sich in mehreren klassischen und Online-Petitionen Zehntausende für eine Renaissance des Fernsehturms einsetzten. Zu Beginn der Woche hatten Vereinsvertreter erst wieder eine Online-Petition mit knapp 23.000 Unterstützern an den sächsischen Staatskanzlei-Chef Fritz Jaeckel (CDU) übergeben.

Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt