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Filmkritik: C’est la vie – Der erste Tag vom Rest deines Lebens

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Kindheitserinnerungen beim Wildwestspiel

Was soll man über einen Film berichten, der einem glatt die Sprache verschlägt. Worte hierzu sind schwer zu finden, obwohl sich bei dem Film die Meinungen teilen. Vielleicht ist dies abhängig davon, in welchem Lebensabschnitt man sich gerade befindet. Denn der Film richtet sich in erster Linie an die Generation, die ihre jungen Jahre bereits hinter sich hat. „C’est la vie“ erzählt die Geschichte einer Familie aus der französischen Mittelschicht über einen Zeitraum von zwölf Jahren.

cest_la_vie_miniDer Film besticht vor allem durch eins, durch seine Bilder. Mit ungewöhnlichen Kameraeinstellungen rückt er in fünf verschiedenen Episoden immer ein Familienmitglied in den Vordergrund. Schon der Beginn von „C’est la vie“ ist fesselnd, als die Familie Duval darüber berät, ob sie den 18-jährigen Hund einschläfern lassen soll. In wenigen Sequenzen wird diese Starthandlung erzählt und überlässt es dabei dem Zuschauer, seine eigenen Bilder zu kreieren. Diese Vorgehensweise setzt sich über den gesamten Film fort.

Der Zuschauer soll sich in den Personen und deren Erlebnissen wiederfinden und dabei sein Leben Revue passieren lassen. Und dieses ist dem Regisseur und Drehbuchautoren Remi Bezancon gelungen. Aufgrund der mageren Informationen kann der Zuschauer seine eigenen Erfahrungen in das Geschehen einfliesen lassen. Wenn Albert, der älteste Sohn der Duvals, durch seine erste eigene Einzimmerwohnung tanzt und dabei die Musik auf volle Lautstärke stellt, zeigen die Bilder nicht nur die neu gewonnene Freiheit, sondern vermitteln einem auch das Gefühl von Unabhängigkeit in den ersten eigenen vier Wänden.


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Umzug in die ersten eigenen vier Wände

Ähnlich wird es vielen Zuschauern gehen, wenn die sechzehnjährige Fleur, die Tochter der Duvals, beschließt, ihre Unschuld zu verlieren. Remi Bezancon fängt in dieser Szene den Augenblick ein, in dem sich Fleur von ihrer Kindheit verabschiedet und anschließend den Satz prägt „Heute ist der erste Tag vom Rest meines Lebens.“ Nur ein paar Jahre später befindet sich Fleurs Mutter, Marie-Jeanne Duval in einer ebenfalls unschönen Situation. Ihre Tochter meint hierzu in ihrem Tagebuch „Sie wäre wohl schlecht gefickt“, was ihre Launen erklären würden. Diese Worte, die Marie zu lesen bekommt, öffnen Fragen und Marie sieht nur einen Ausweg eine Schönheitsoperation, um sich selber wieder attraktiv zu finden.


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Kurt Cobain ist tot und Fleur trauert auf ihre Art

Remi Bezancon lässt solche Gewissenskonflikte aktiv von den Akteuren ausleben. In vielen Dialogen werden lebenswichtige Fragen gestellt, ohne eine endgültige Antwort zu geben. Zeitgleich spickt Remi Bezancon die Erinnerungen der Duvals mit witzigen Begebenheiten und angenehmen Momenten. So setzt sich in der Episode „Magic Fingers“ Raphael, der Zweitgeborene, in seine eigene Zeitmaschine und fliegt zurück in das Jahr, in dem er 18 war, und bei einem Luftgitarrenwettbewerb seiner große Liebe begegnete. Die Hoffnung auf eine lange innige Beziehung wurde jedoch schon wenige Stunden später durch eine unglückliche Begebenheit zerstört. Seitdem füllt sich Raphael in dieser Epoche gefangen.


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Marie fragt einen Wildfremden „Bin ich noch schön?“

Durch diese Episoden wird „C’est la vie“ zu einem Spiegelbild des eigenen Lebens. Es zeigt einem die Hoffnungen und Erwartungen, die man in jungen Jahren verspürte und konfrontiert einem mit der realen Welt in der man sich gerade befindet. Autor: Ronny Siegel

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt
Kategorie: Filme

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Über sich selber etwas zu schreiben ist wohl eines der schwierigsten Dinge. Ich versuche es trotzdem. Mein Name ist Ronny Siegel. Auf Computer-Oiger blogge ich über Software und Filme. Mehr über mich findest du auf meiner Google+ Seite. In diesem Sinne "Kreise mich ein", wenn du mehr erfahren möchtest ;)

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