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Naht Abschwung in Chipbranche?

Blick in eine Fabrik von TSMC - das taiwanesische Unternehmen ist die weltweit größte Chip-Foundry. Abb.: TSMC

Blick in eine Fabrik von TSMC - das taiwanesische Unternehmen ist die weltweit größte Chip-Foundry. Abb.: TSMC

Taiwans Foundries sehen Wolken am Halbleiter-Horizont

Taipeh, 20.8.2011: Bei den führenden Chip-Foundries in Taiwan mehren sich die Anzeichen, dass der Halbleitermarkt zu schwächeln beginnt – unter anderem als indirekte Folge der Schuldenkrisen in den USA und Europa, einer hohen Inflation in den bisher markttreibenden Schwellenländern und einer nachlassenden Elektronikgüter-Nachfrage seitens der Verbraucher. Das geht aus Angaben der zwei weltgrößten Halbleiter-Auftragsfertiger TSMC und UMC hervor. Und erfahrungsgemäß bekommen Ausrüster und Foundries als erstes die Vorboten eines Abschwungs zu spüren.

TSMC-Finanzchefin Lora Ho. Abb.: TSMC

TSMC-Finanzchefin Lora Ho. Abb.: TSMC

Schuldenkrise, Inflation und Konsumschwäche drücken Nachfrage

„Der wirtschaftliche Ausblick hat sich in den letzten Monaten abgeschwächt“, schätzte TSMC-Finanzchefin Lora Ho ein. Daher erwarte man deutliche Umsatzeinbußen im dritten Quartal 2011. UMC-Chef Shih-Wei Sun sieht das ähnlich: „Makroökonomische Faktoren wie die Schuldenprobleme in Europa und den USA und die Inflation der Schwellenmärkte haben zu unvorteilhaften Wirtschaftsbedingungen geführt. Diese Unsicherheiten führen zu konservativen Geschäftsprognosen der Kunden.“ Zu erwarten sei, dass all diese Faktoren die traditionelle Herbstbelebung der Halbleiterbranche wohl überlagern und zu sinkender Nachfrage führen werden. Globalfoundries als weltweit drittgrößter Chip-Auftragsfertiger machte keine Angaben zum Geschäftsverlauf. Das in den USA, Deutschland (Dresden) und Singapur beheimatete Unternehmen befindet sich derzeit allerdings in einer Aufrüstphase und hatte für das vergangenen Jahr – ähnlich übrigens wie TSMC und UMC – noch ein starkes Wachstum vermeldet.

Foundry-Primus TSMC (Jahresumsatz 2010: 419,5 Milliarden Taiwan-Dollar = 10,1 Milliarden Euro) hatte im zweiten Quartal 2011 zwar seinen Umsatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 5,3 Prozent auf 110,5 Milliarden Taiwan-Dollar (2,65 Milliarden Euro) gesteigert, aber der Gewinn war um 10,8 Prozent gesunken und im Juli gab auch der Umsatz nach. Für das dritte Quartal erwartet TSMC-Finanzchefin Lora Ho einen Umsatzrückgang um sieben Prozent.

UMC-Chef Shih-Wei Sun

UMC-Chef Shih-Wei Sun. Abb.: UMC

Bei UMC (Jahresumsatz 2010: 126,4 Milliarden Taiwan-Dollar = drei Milliarden Euro) machten sich die negativen Effekte bereits im zweiten Quartal 2011 bemerkbar: Der Umsatz sank im Jahresvergleich um 5,4 Prozent auf 28,15 Milliarden Taiwan-Dollar (675 Millionen Euro), der Nettogewinn brach um fast 40 Prozent auf 3,2 Milliarden Taiwan-Dollar (76,8 Millionen Euro) ein. Für das dritte Quartal erwartet UMC einen weiteren Umsatzrückgang im niedrigen zweistelligen Prozentbereich.

Intel badet sich hingegen in Rekorden

Branchen-Führer Intel hingegen, der seine Prozessoren weiterhin in eigenen Werken fertigt, hatte erst kürzlich Rekord-Quartalszahlen vorgelegt: Der Umsatz stieg im zweiten Quartal 2011 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 22 Prozent auf 13,1 Milliarden Dollar (9,1 Milliarden Euro).

Indikatoren für drohende Rezession noch widersprüchlich

Weltweit droht derzeit als Kaskadeneffekt von Schuldenkrise und fallenden Börsenkursen derzeit eine Rezession, wobei die Indikatoren noch widersprüchlich sind. So sind zum Beispiel in der Elektronikbranche die Impulse aus der Industrie noch immer recht hoch. Im Endkonsumenten-Markt hingegen gibt es zwar eine weiterhin starke Nachfrage zum Beispiel nach Smartphones und Tablett-Computern, andere Artikel wie die ehemals so gefragten Netbooks liegen hingegen wie Blei in den Händlerregalen. Auch Desktop-PCs werden kaum noch von Endkunden, allerdings weiter von den Unternehmen gekauft. Zudem brummt die Konjunktur zum Beispiel in Deutschland bisher noch immer ordentlich – gerade auch in der Hightech-Branche. Heiko Weckbrodt

 

Zahlen und Fakten (ausgewählte Foundries)
Foundry Umsatz 2010 Zuwachs Mitarbeiter
TSMC (Taiwan) 419,5 Mrd. TWD (10 Mrd. €) + 48 % über 33.000
UMC (Taiwan) 126,4 Mrd. TWD (3 Mrd. €) + 38,4 % über 13.000
Globalfoundries (USA) 3,5 Mrd. $ (2,45 Mrd. €) + 45 % über 10.000
X-Fab (Deutschland) 317 Mio. $ (222,4 Mio. €) +50,6 % rund 2400

Quellen: Finanzreporte TSMC, UMC, Intel, unveröffentlichte Unternehmenspräsentation Globalfoundries

 

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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