Alle Artikel mit dem Schlagwort: Wolkenatlas

„Die Tausend Herbste…“: Ehre und Schrecken im Gefängnis Japan

Raffiniertes Intrigenspiel der Edo-Zeit von „Wolkematlas“-Autor David Mitchell Orito Aibagawa: „Der menschliche Verstand ist ein Webstuhl, der unterschiedliche Fäden aus Glauben, Erinnerung und Erzählungen in ein Ganzes verknüpft, das wir gewöhnlich ,Ich’ nennen.“ (in: David Mitchell: „Die Tausend Herbste des Jacob de Zoet“) Der Brite David Mitchell ist ein Virtuose dieses Individualität kreierenden Webstuhls, wie wir erst jüngst in der Verfilmung seines „Wolkenatlas“ auf der Kinoleinwand sehen konnten, wo das das Webschiffchen seiner Fabulierlust rasant zwischen Epochen und Erzählebenen hin und her flog und sie zu einer Weltgeschichte verflochten hat. Auf solche Zeitreisen verzichtet Mitchell in seinem jüngsten Roman „Die Tausend Herbste des Jacob de Zoet“ zwar, verschachtelt darin aber wieder nach dem Matroschka-Prinzip Story in Story, um das zu spiegeln, was menschliche Entscheidungen, was Leben ausmacht: Komplexität.

Bluray „Cloud Atlas“: Opulente Weltgeschichte über den Wolf im Menschen

Ein prächtiges Segelschiff verlässt 1849 durch eine strahlendblaue Bucht eine Sklaveninsel. Eine Enthüllungsjournalistin stürzt 1973 mit ihrem VW Käfer ins Meer. Eine geklonte Sklavin schaut 2144 versonnen auf der überflutete Seoul. Ein prächtiges Fusionsschiff schwebt in der fernen Zukunft durch eine strahlendblaue wieder der Sklaveninsel entgegen. Und irgendwie – so scheint es – hat sich gar nichts geändert: Immer noch und wieder versklaven sich Menschen, etablieren brutale Hackordnungen, töten sich, fressen sich. Und doch gab und gibt es in jeder Epoche der monumentalen Romanverfilmung „Cloud Atlas“ auf den ersten Blick unscheinbare Helden des Alltags, die der Menschheitsgeschichte immer wieder einen mutigen Schubs in die „richtige“ Richtung geben…

Roman „Der Wolkenatlas“: Mitchells raffinierte Zeit- und Weltmaschine

Der amerikanische Notar Adam Ewing schließt sich nach einer vergifteten Pazifikreise in San Francisco den Sklavenbefreiern an. 70 Jahre später liest der Dandy Robert Frobisher Ewings Tagesbuch, schreibt in Belgien eine Meisterkomposition und schießt sich eine Kugel durch den Kopf. Weitere 80 Jahre darauf liest Luisa Ray Roberts Briefe an dessen Liebhaber, den Physiker Sixsmith – der die Journalistin auf eine tödliche Bedrohung für San Francisco aufmerksam macht. In unserer Gegenwart bekommt Verleger Tim Cevendish ein Roman-Manuskript mit dem Titel „Luisa Rays erster Fall“, kurz bevor ihn Gier und sein Bruder in die Rentnerklapse einsperren. Rund 200 Jahre später bekommt die geklonte Bedienerin Sonmi 451 im von der Konzernokratie beherrschten Korea ein Filmfragment des „Grausigen Martyrium des Timothy Cavandish“ in die Hände und bricht aus ihrer Sklavenwelt aus. Eine Apokalypse später beten ein pazifistischer Stamm auf Hawai Somni als Göttin untergegangener Moral und Zivilisation an…All diese Menschen verbindet ein feines Gespinst aus Korrelationen über die Äonen und Kontinente hinweg – ein „Wolkenatlas“ aufsässiger Seelen, wie Robert Frobisher seine Meisterkomposition nannte und gleichzeitig Titel von David …