Alle Artikel mit dem Schlagwort: DVD

„Die Mühle & das Kreuz“: Faszinierend verfilmtes flämisches Meistergemälde

Lech Majewski hat sich in „Die Mühle & das Kreuz“ an ein seltenes Sujet gewagt: Die Verfilmung eines Bildes. Nicht eines Computerspiels oder eines Romans. Nein: An die Kinoumsetzung von „Die Kreuztragung Christi“ des flämischen Meisters Pieter Bruegel (1525-1569). Der Pole Majewski hat das von Bruegel seinerzeit in einem symbolträchtigen Moment eingefrorene Treiben von 100 niederländischen Bauern, „Ketzern“ und spanischen Söldnern in einem stilistisch beeindruckenden Film- der nun auf DVD erschienen ist – gewissermaßen wiederbelebt, das Woher, Warum und Wohin der Akteure in Szene gesetzt.

DVD „Ein Mann von Welt“: Mörder zwischen Zwergen und Sexfurien

Zwölf Jahre, nachdem er einen Nebenbuhler erschossen hat, kommt Ulrik (Stellan Skarsgård, „Breaking the Waves“) endlich aus dem Knast und das Leben scheint an ihm vorbeigegangen sein. Sein früherer Gangsterboss, der schmierige Jensen, quartiert ihn in die Bruchbude seiner sexgierigen Schwester ein, besorgt von einem lappischen Zwerg eine Knarre und schickt Ulrik zu einem neuen Killer-Auftrag. Doch der hat die Faxen dicke vom Morden und nimmt lieber einen Mechanikerjob bei einem Bonmot-sprudelenden Autowerkstattchef an. Das ist von dem norwegischen Regisseur Hans Petter Moland so schräg und lustig ins Szene gesetzt wie sich‘s anhört und ist unter dem Titel „Ein Mann von Welt“ inzwischen auf DVD erschienen.

Triaden-Krimi „Monga“: epische Gangstersaga aus Taiwan

„Wegen einer Hühnerkeule bin ich Mitglied einer Gang geworden“, erzählt uns Mosquito zum Auftakt: In der Schule ewig gemobbt, lernte der Halbwaise zu kämpfen. Als ihm ein Mitschüler seinen Frühstücksbroiler klaut, kommt es zum Kampf – und der fasziniert Dragon derart, dass er den 17-jährigen Mosquioto in seiner „Prinzengang“ aufnimmt. Und damit beginnt das taiwanesische Gangster-Epos „Monga“, das in Stil, Qualität und Fasination durchaus an amerikanische Mafia-Sagas wie „Good Fellas“ oder „Es war einmal in Amerika“ herankommt.

„Der dunkle Schirm“ – die psychodelische Verfilmung

Philip K. Dicks Romane gehören zu den deprimierendsten, aber auch besten Werken der amerikanischen Science-Fiction-Literatur: In ihren Dialogen erinnern sie an Bukowski, in ihrem Fokus auf das „dem System“ ausgelieferten und seelisch verkrüppelten Individuum an Kafka. Und sie gehören erstaunlicherweise zu den (postum) meistverfilmten Sci-Fi-Büchern. „Erstaunlich“, da kaum eine Leinwand-Umsetzung bisher ohne tiefe Änderungen des Original-Plots auskam – man denke nur an Ridley Scotts ganz eigene Interpretation von „Träumen Andrioden von elektrischen Schafen?“ als „Blade Runner“. Der Grund liegt auf der Hand: Dicks Stories spielen sich eher im Innern seiner Protagonisten ab. Dies gilt ganz besonders für „Der dunkle Schirm“, jene Geschichte um einen Drogenagenten namens „Fred“, der sich so vollkifft, dass er schließlich beginnt, sich selbst als einen Verdächtigen zu sehen, sich zu überwachen wie einen Fremden. Dies adäquat zu verfilmen, ohne Dicks Drogendrama auf die äußere Handlung zu reduzieren, ist schwierig. Richard Linklater hat sich 30 Jahre danach dennoch daran gewagt – und dies mit einer auch wieder freien und originellen Interpretation gemeistert. Um das Psychodelisch-Surreale der Vorlage zu spiegeln, setzte er das Rotoskopie-Verfahren …

DVD „Die Meute“: Horror-Trash auf Französisch

Chalotte nimmt auf der Reise durch die französische Pampa den Anhalter Max mit. Beide rasten in einem Gasthaus, das von einer ehemaligen Catcherin geführt wird. Max verschwimdet auf dem Klo und kehrt nicht zurück. Als Charlotte ihn sucht, wird sie niedergeschlagen. Sie wacht festgeschnallt in einen Mäststuhl wieder auf und findet sich bald in einem wilden Zombie-Spektakel wieder… Der französische Horrorstreifen „Die Meute“, der nun bei Sunfilm auf DVD erschienen ist, lehnt sich lose an den Genre-Klassiker „The Texas Chainsaw Massacre“ an, ist aber ziemlich wirr inszeniert. Kreatives blitzt nur gelegentlich durch – etwa wenn sich der „Sheriff“ Salzstangen in alle Kopföffnungen steckt -, ansonsten kommt nur Trash voll abrupter Unglaubwürdigkeiten raus. hw „Die Meute“ (Sunfilm), Horror, F 2010, R.: F. Richard, Extras: Making Of, P 18, DVD 15, Bluray 17 Euro

DVD: „Die Schlacht an der Somme“

Propaganda, Kassenknüller, Welterbe Lange bevor der Krieg, der 1914 bis 1918 die Welt verheerte, der „I. Weltkrieg“ genannt wurde, hieß er schon „Der große Krieg“, „Der Maschinenkrieg“ oder schlicht „Die Blutpumpe“. Wohl kaum einem Zeitgenossen in den kämpfenden Ländern entging der hohe Blutzoll, die neue Qualität dieses Krieges. Dass die Verlustzahlen einer Grabenschlacht nicht mehr nach Tausenden oder Zehntausenden, sondern nach Hunderttausenden oder gar Millionen gemessen wurden. Und auch keiner der Regierungen entging, welche Gefahren ein langer und verlustreicher Krieg für die Moral der „Heimatfront“ barg. Man flüchtete sich – statt in einen Friedensschluss – in mehr Propaganda. Und auch wenn die anfangs noch recht plump daher kam, entwickelte sich bereits hier der (wie später auch im II. Weltkrieg) so erfolgreiche britische Agitprop-Weg: Man gab sich zumindest den Anstrich einer objektiven Berichterstattung und erhöhte so die eigene Glaubwürdigkeit. Mit der Handkurbelkamera eingebettet in den Schützengraben Ein Beispiel dafür ist „Die Schlacht an der Somme“: Der englische (Pseudo-)Dokumentarfilm über den britischen Großangriff 1916 auf die deutschen Stellungen entwickelte sich in England zum Kassenschlager. Binnen sechs Wochen …

DVD „Dexter 3“: Schlächter und Staatsanwalt Arm in Arm

Darf ein heimlicher Schlächter Männerfreundschaften pflegen und damit sein sorgsam gepflegtes Doppelleben gefährden? Mit einem Staatsanwalt gar seine dunklen Geheimnisse teilen? Dexter Morgan (Michael Hall) ist hin- und hergerissen: Im zivilen Leben ist er ein gefeierter Blutanalyst bei der Kripo Miami, nächtens bringt er mit Spritze und Hackebeilchen jene Mörder wie den „Häuter“ zur Strecke, die durch die Netze der Gesellschaft schlüpfen. Und dann kommt dieser Staatsanwalt namens Miguel Prado (Jimmy Smits) daher und entpuppt sich als blutdurstiger Gleichgesinnter. Ein Mann, mit dem endlich offen über sein wahres „Handwerk“ reden kann, nachdem Dexter ja nun leider seine außer Kontrolle geratene Sympathisantin Leila hat verhackstücken müssen…. Die dritte Staffel der Krimiserie „Dexter“ lebt vor allem vom ambivalenten Wechselspiel zwischen Dexter und Chefankläger Prado, da entwickeln sich Szenen, die die Serie auf ihrem Höhepunkt zeigen. Ansonsten aber fehlt der dritten Staffel etwas von der kompositorischen Stärke und Dichte der ersten beiden Runden. Was vielleicht auch daran liegt, dass der „böse Massenmörder“ – der „Häuter“ – als Widerpart diesmal recht blass, eher als Nebenfigur aufgebaut wird. Dennoch bleibt …

DVD "Eraserhead": Verstörender Albtraum

  Lange nicht gesehen, aber wieder ausgegraben: „Eraserhead“ (Radiergummikopf) war 1977 David Lynchs Spielfilmpriemiere und wurde ein eineinhalbstündiger Albtraum. In klaustrophobischen Schwarzweiß-Bildern zeigt er den schüchternen Henry, der zu einem Mahl von den Nachbarn eingeladen wird, die ihm eröffnen, dass seine Freundin Mary nach einer Turbo-Schwangerschaft ein missgestaltetes Baby geboren hat. Mary und Henry ziehen zusammen, doch binnen kurzem hält es die Mutter mit dem wimmernden Wesen nicht mehr aus. Während das Baby immer bizarrere Form annimmt, halluziniert der Vater von deformierten Tanzblondinen. Letztlich verliert er im wörtlichen Sinn den Kopf, der in einer Maschine zu Radiergummis verarbeitet wird… Fans werden hier vieles begründet finden, was Lynch später in „Twin Peaks“, „Dune“ und anderswo verarbeitete – in radikaler, verstörender Frühform. Die DVD ist oft nur schwer erhältlich, kann aber auch über David Lynchs Internetseite bestellt werden. hw „Eraserhead“, Experimentalfilm, USA 1977, R.: D. Lynch http://www.davidlynch.de/head.html   

Bluray “A Woman…”: Chinas Star vermurkst Coen-Western

Eine Nudelbude mitten in der chinesischen Wüste: Wirt Wang tyrannisiert seine Frau, die daraufhin eine Affäre mit dem Weichei Li anfängt und bei einem fahrenden Händler eine Pistole kauft, um den Brutalo-Gatten um die Ecke zu bringen. Davon erfährt Wang und beauftragt den Soldaten Zhang, die Turteltäubchen abzumurksen. Zhang jedoch erschießt lieber Wang und versucht dessen Tresor zu knacken… Chinas Star-Regisseur Zhang Yimou („Hero“, „House of the Flying Daggers“) hat sich in “A Woman, a Gun and a Noodleshop”, das nun auf DVD und Bluray erschienen ist, an einem Remake des Coen-Debüts “Blood Simple” (1984) versucht – und ist grandios gescheitert. Was bei den Coen-Brüdern dicht und spannend wirkt, wird bei ihm zur wirren Alberei. Wie immer bietet er grandiose Kameraeinstellungen, Farben und Bilder, verlässt sich leider jedoch völlig darauf: Wo präzise Schauspielkunst nötig wäre, setzt er auf das Over-Acting chinesischer Spaßmacher, wo man stringent erzählen muss, lässt er Leute wild hin- und herreiten und leistet sich logische Patzer. Schade eigentlich. Vielleicht sollte Zhang Yimou einfach vom Western die Finger lassen. hw “A Woman, a …

DVD-Box „Serie in Schwarz“; Ein tödliches Menü

Julie-Marie Parmentier als tödliche Köchin. Fotos: Arte Ein Weinbauer sitzt an seinem Tisch. Seine Frau trägt furchtsam ihr mehrgängiges Menü auf. Wird der Gatte diesmal mit der Zunge schnalzen? Der Bauer kaut, er verharrt – und erschießt die Bäuerin. „Ich konnte ihr verkochtes Zeug nicht mehr ertragen“, sagt er später. Wenig später, in der Stadt, liest er die Streunerin Aline auf. Die mürrische Jungschönheit erweist sich als Gourmetköchin und der Bauer stellt sie ein – und ein unerwartetes Duell beginnt… „Schießen Sie auf den Weinhändler“ ist einer von acht französischen Kurzkrimis, die „Arte“ kürzlich als „Schware Serie“ ausstrahlte und die nun auf DVD erhältlich sind. Die jeweils rund einstündigen Thriller sind Kinder des neueren französischen Kinos: Originell, oft recht brutal, meist aus der Perspektive der Kriminellen erzählt. Die Konzepte mögen im Grundsatz zwar nicht ganz neu sein, sind aber frisch und mit originellen Stilmitteln in Szene gesetzt und mit in Deutschland noch wenig bekannten Jungmimen, da schaut man gerne zu. Die „Weinhändler“-Geschichte zum Beispiel wird erst aus Sicht des Bauern und dann des Mädchens beleuchtet …

Bluray „Harry Potter 7.1“: Wo sind nur die Horkruxe?

Abb. Warner Sechs Bücher und Filme lang intrigierte er im Hintergrund herum, nun hat der schwarze Magier Voldemort offen die Herrschaft an sich gerissen. Das Zaubereiministerium ist gefallen und jagt gemeinsam mit den Totessern Voldemorts Erzfeind Harry Potter. Der taucht mit seinen Mitstreitern Ron und Hermine unter und sucht die legendären Horkruxe, in denen Voldemort seine Seele, quasi sein Leben deponiert hat. Doch die Fahndung läuft zähe an, die Freunde verlässt der Mut, Ron seilt sich ab, Hermine heult – im Buch ist diese verzweifelte Phase vor dem großen Finale noch ausführlicher geschildert als in der Verfilmung von „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes“. Um die Pottermanie am Laufen zu halten, haben sich die Studios entschieden, den siebten und letzten Band in zwei Filme zu verteilen, Part 2 soll im Sommer in die Kinos kommen und dann gleich in 3D. Part 1 ist nun auf DVD und Bluray erschienen, beigefügt sind dort zusätzliche Szenen, Produktionsnotizen und mehrere kleine Making-Of-Dokus, zum Beispiel über die Genese der sieben Harrys während der Rettungsmission. Über die Verfilmung selbst …

DVD „22 Bullets“; Mafiarentner räumt auf

Abb. Sony Einst war Charly Matteï (Jean Reno) ein gefürchteter Pate der Marseiller Unterwelt. Doch längst hat er sich aus dem „Geschäft“ zurückgezogen, um sein Leben ganz der leiblichen Familie zu widmen. Bis er eines Tages in einer Tiefgarage von einem vermummten Überfallkommando mit Kugeln durchsiebt wird – 22 Projektile holen die Chirurgen aus dem Mafiarenter heraus und der überlebt das. Als auch noch seine Kinder und Freunde bedroht werden, greift Matteï wieder zur Knarre, und schaltet in einem blutigen Ein-Mann-Feldzug die Maskenmänner aus, bis er deren Auftraggeber vor dem Rohr hat… Der Plot ist nicht neu und doch unterscheidet sich „L‘Immortel“ (Der Unsterbliche, engl. Titel: „22 Bullets“) wohltuend von einschlägigen US-Pendants: Die Franzosen geben sich einfach mehr Mühe, selbst einen Actionfilm mit guten Schauspielern zu besetzen und eine innerlich stimmige Geschichte zu erzählen. Dabei spart Regisseur Richard Berry keineswegs an Härte: Manche Szene ist so abwegig brutal, dass man gar nicht hinsehen will – aber eben um der Story, nicht um der Effekte wegen. Zusätzlich enthält die DVD, die am 20. Mai in den …

DVD „The Third Wave“ Von Euro-Kriminellen gejagt

Abb.: Atlas Film „The Third Wave“ ist all das, was den neueren schwedischen Krimi so interessant macht: knackig und dennoch ganz fokussiert auf die Menschen, die da agieren – deutlich entfernt vom 08/15-Hollywood-Thriller, der oft Action nur um der Action willen zelebriert und dabei eine schlüssige Erzählung vernachlässigt. Sie ist Teil einer Film-Reihe um den Polizisten Johan Falk (Jakob Eklund), den man vor gar nicht langer Zeit als Mitglied der „Spezialeinheit Göteborg“ im deutschen Fernsehen sah. Die dritte Welle konzentriert sich eine Verschwörung des organisierten Verbrechens, das den EU-Raum wellenartig infiltriert – und eine paneuropäische Polizeiarbeit nötig macht. Doch kaum stellt Falks Ex-Chef, der neuernannte Europol-Beauftragte Sellberg, sein Anti-Verbrechensprogramm vor, wird er von einem namenlosen Auftragsmörder (Sylvester Groth) abgemurkst. Gleich darauf rennt Falk Sellbergs Kronzeugin in die Arme, die über ein Komplott von internationalen Konzernen, Banken und Verbrechern aussagen will – ein rasantes Katze-und-Maus-Spiel beginnt. Erschienen ist der zweistündige Thriller nun auf einer DVD, die zusätzlich ein Making-Of enthält sowie ein Interview mit Regisseur Anders Nilsson – das sich ebenfalls wohltuend vom Blabla vieler amerikanischer …

DVD „I’m a Cyborg“: Panoptikum in der Klapse

Die Arbeit von Young-goon in einer koreanischen Radiofabrik ist monoton. So monoton, dass sie sich einzubilden beginnt, ein Maschinenwesen zu sein, ein Cyborg. Als sie sich daraufhin zu Aufladezwecken selbst an die Steckdose anschließt, diagnostizieren die Ärzte Suizidgefahr und weisen sie in die Klapse ein. Dort redet die junge Frau nur mit „ihresgleichen“, also mit Radios, Getränkeautomaten und Lampen – bis ihr kleptomanische Mitinsasse Il-sun, der sich oft für einen Hasen hält, ihr Vertrauen gewinnt… Ziemlich schräg: Androidisches aus Asien. Abb.: REM „I’m a Cyborg, but that’s okay“ ist ziemlich schräg, wie so oft bei Independentfilmen aus Fernost. Manchmal ziemlich überzeichnet, aber doch über weite Strecken originell und deshalb eine Empfehlung für Freunde des „etwas anderen“ Films. Als Bonus sind der inzwischen auch in Deutschland erschienen DVD geschnittene Szenen und ein Interview mit dem Regisseur beigefügt. hw „I’m a Cyborg, but that’s okay“ (REM), Südkorea 2006, R.: Chan-wook Park, zehn Euro