Alle Artikel in: Medizin & Biotech

Das neue Roboterlabor am Leibniz--Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie. Foto: Anna Schroll für das Leibniz-HKI via Jena Analytik

Roboter suchen in Jena nach neuen Antibiotika

Automaten können Tag und Nacht nach neuen Mitteln für Kampf gegen multiresistente Keimen suchen Jena, 16. Juni 2023. Weil immer mehr Keime immun gegen herkömmliche Antibiotika werden, die Pharmaindustrie jedoch wegen mangelnder Profitabilität kaum noch derartige Mittel neu entwickelt, sollen nun Roboter hochautomatisch nach neuen Mitteln gegen Bakterien und andere Krankheitserreger suchen. Dafür hat das Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie (HKI) nun ein spezielles Robotiklabor in Jena in Betrieb genommen. Das haben das HKI sowie das Messtechnik-Unternehmen „Analytik Jena„, das die Anlagen mitentwickelt hat, mitgeteilt.

Dr. Thomas Herrmannsdörfer (li.) und Prof. Richard Funk untersuchen die therapeutische Wirkung von Magnetfeldern auf gestörte Motoneuronen. Foto: HZDR/Amac Garbe

Naht Magnet-Therapie gegen tödliche Nervenkrankheit ALS?

Helmholtz-Forscher aus Dresden-Rossendorf reaktivieren im Labor geschädigte Zellen Dresden, 12. Juni 2023. Jahr für Jahr erkranken rund 2500 Deutsche an amyotrophe Lateralsklerose (ALS) – und diese muskellähmende, unheilbare Nervenkrankheit kommt regelmäßig einem Todesurteil gleich. Bis jetzt gibt zwar Ansätze, den Verlauf der Krankheit hinauszuzögern, aber noch keine Heilung, die übers Experimentalstadium hinausgekommen ist. Forscher aus Dresden und Rostock ist es aber bereits 2022 gelungen, durch ALS geschädigte Motoneuronen mit Magnetfeldern in der Petrischale im Labor zu reaktivieren. Sie hoffen, daraus auf lange Sicht womöglich eine Magnettherapie entwickeln zu können, die ALS-Patienten heilen kann. Nun haben sie mit der Entwicklung einer ersten, prototypischen Therapie-Anlage begonnen. Das geht aus einer Mitteilung des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf (HZDR) hervor.

So stellt sich eine KI ein Wechselbad der Gefühle beim Menschen vor. Visualisierung: Dall-E

Stetes Wechselbad der Gefühle

Studie der Uni Leipzig: Stimmungen von Neurotikern schwanken besonders stark Leipzig, 7. Juni 2023. Bei Neurotikern schwanken Stimmungen wie Trauer, Niedergeschlagenheit oder Wut rascher als bei Menschen mit stabiler Psyche. Das hat ein Team vom Wilhelm-Wundt-Institut für Psychologie der Universität Leipzig durch Datenanalysen bereits vorliegender Befunde ermittelt. Demnach erleben neurotische Menschen negative Emotionen nicht nur intensiver, sondern haben auch mehr Stimmungsschwankungen als andere.

Prof. Ivan R. Minev. Foto: Emanuel Richter für das IPF

Bioelektronische Hilfe für Epileptiker und Parkinson-Kranke

Neuroingenieur Minev will als Professor in Dresden neue Generation bioaktiver Implantate entwickeln Dresden, 5. Juni 2023. Der britische Physiker und Neuroingenieur Ivan R. Minev ist von England nach Sachsen gewechselt. Das geht aus einer Mitteilung des Leibniz-Instituts für Polymerforschung (IPF) Dresden hervor. Als neuer Professor für elektronische Gewerbetechnologien will Minev an der TU Dresden neuartige kybernetische Implantate für den Kampf gegen bisher unheilbare Nervenkrankheiten entwickeln. „Ich möchte elektronische und biologische Systeme verschmelzen, um neurologische Erkrankungen wie Parkinson oder Epilepsie besser behandeln zu können“, hat der Forscher angekündigt.

Bakteriophagen sind auf bestimmte Bakterien spezialisierte Viren. Visualisierung: Dall-E

Phagen sollen gegen multiresistente Keime kämpfen

Immunologen in Breslau wollen Bakterien-Fresser als Antibiotika-Alternative etablieren Breslau/Leipzig, 30. Mai 2023. Weil immer mehr Keime gegen herkömmliche Antibiotika immun werden und jedes Jahr über eine halbe Million Menschen in Europa an multiresistenten Keimen erkranken, treiben polnische Akademiker ihre Forschungen an alternativen Ansätzen voran. Sie haben dafür eine der weltweit größten Sammlungen von Bateriophagen angelegt – eine Art Viren ohne eigenen Stoffwechsel, die Bakterien gewissermaßen „krank“ machen und zerstören. Die Wissenschaftler an der polnischen Akademie der Wissenschaften sind auch durchaus optimistisch, so für viele Infektionen und Krankheiten, bei denen Antibiotika wegen zunehmender Resistenzen versagen, andere Heilmittel zu finden. Das hat Prof. Andrzej Gorski vom Breslauer Hirszfeld-Institut für Immunologie an der Akademie eingeschätzt.

Forscher am US-Seuchenkontrollzentrum CDC haben dieses 3D-Modell des neuen Corona-Virus (2019nCoV) entworfen, das eine schwere Lungenkrankheit auslösen kann. Die Angst vor dem Krankheitserreger lähmt mittlerweile weltweit das öffentliche Leben, die Wirtschaft, den Tourismus, selbst die Forschung in vielen Ländern. Illustration: CDC/ Alissa Eckert, MS; Dan Higgins, MAMS, Lizenz: Public Domain, https://phil.cdc.gov/Details.aspx?pid=23312 / Wikipedia https://commons.wikimedia.org/wiki/File:2019-nCoV-CDC-23312.png

Corona begünstigt Kinder-Diabetes

TUD und Helmholtz München haben Daten von 1,1 Millionen Kindern ausgewertet Dresden/München, 23. Mai 2023. Der starke Anstieg von Diabetes 1 während und nach der Corona-Pandemie war kein Zufall: „Nach einer SARS-CoV-2 Infektion hatten die Kinder ein um 57 Prozent erhöhtes Risiko, Typ-1-Diabetes zu entwickeln“, hat nun eine gemeinsame Studie der TU Dresden und von Helmholtz München ergeben.

Künstliche Intelligenz, wie sie die KI "Dall-E" visualisiert hat

Sensorpflaster und Hör-besser-Implantate: „Semeco“-Verbund startet in Dresden

Bund gibt 45 Millionen Euro, damit Forscher das Innovationstempo in der Medizintechnik ankurbeln Dresden, 12. Mai 2023. Ein innovatives Hörgerät, dass implantiert statt ins Ohr eingesteckt wird. Ein Pflaster mit Sensoren, die den Heilungsprozess der Wunde überwachen und per Funk an Dr. Computer sendet. Eine Künstliche Intelligenz (KI), die Labor in der Größe eines Chips für den Praxiseinsatz fit macht… Das sind nur einige Beispiele der Projekte, mit der der neue Dresdner Forschungs-Verbund „Semeco“ die heutige Medizintechnik auf das Innovationstempo heutiger Smartphones heben will. Geleitet vom Barkhausen-Institut Dresden ist das neue Zukunfts-Cluster nun gestartet und bekommt in den kommenden neun Jahren bis zu 45 Millionen Euro Fördergelder vom Bundesforschungsministerium. Das hat die TU Dresden mitgeteilt, an der das Barkhausen-Institut angedockt ist.

Prof. Florian Lordick. Foto: Stefan Straube für das UKL

Antikörper Zolbetuximab verlängert Leben von Magenkrebs-Patienten

Uni Leipzig: Todesrisiko sinkt um ein Viertel Leipzig, 8. Mai 2023. Das Antikörper-Medikament „Zolbetuximab“ kann in Kombination mit einer Chemotherapie den Tod von Magenkrebs-Patienten deutlich hinauszögern. Das hat eine Studie der Uni Leipzig gemeinsam mit weiteren Partnern ergeben. Demnach sank das Risiko, an einem Magenkarzinom zu sterben, bei den solcherart behandelten Kranken um 25 Prozent.

Die Kran-Zellmotoren können sich versteifen oder wieder hängen lassen, wenn sie GTP-Kraftstoff getankt haben. Durch diese Bewegungen bugsieren sie Container-Bläschen (Vesikel) mit Roh-, Wirk- oder Recycling-Stoffen der Zelle an ihren Bestimmungsort. Visualisierung: MPI-CBG

Winzige Zell-Kräne entdeckt

Forscher aus Sachsen und Indien finden neuen, stationären Zellmotor mit alternativem Treibstoff Dresden, 5. Mai 2023. Forscher aus Sachsen und Indien haben eine Art biologischen Mikrokran entdeckt, der von einem alternativen Phosphor-Treibstoff tankt und sich um Blasencontainer mit Rohstoffen in unseren Zellen verteilt. Das geht aus einer gemeinsamen Mitteilung der TU Dresden, des Max-Planck-Instituts für molekulare Zellbiologie und Genetik (MPI-CBG), des Exzellenzzentrums „Physik des Lebens“ (PoL) Dresden sowie des indischen „National Centre for Biological Sciences“ (NCBS) in Bengaluru hervor. Damit hat das länder- und fachübergreifende Team neben den bereits bekannten Nano-Schrittmotoren einen weiteren biomechanischen Mechanismus entschlüsselt, mit denen lebende Zellen Nährstoffe verteilen, Arbeit verrichten oder sich verformen.

Das Knochenzucker-Team (von links nach rechts): Prof. Maria Teresa Pisabarro, Dr. Gloria Ruiz Gómez, Dr. Juliane Salbach-Hirsch und Prof. Lorenz Hofbauer. Foto: Magdalena Gonciarz für die TUD

Mit Kunstzucker zu Stahlknochen

Dresdner Biotechnologinnen arbeiten an Selbstheilungs-Therapie für altersschwache Knochen Dresden, 30. April 2023. An einer Art künstlichen Zuckermolekülen, die altersschwache Knochen womöglich wieder härten und reparieren können, arbeiten derzeit Dresdner Biotechnologinnen und Mediziner gemeinsam mit Berliner Synthese-Experten. Bei Mäusen klappt das auch schon recht gut. Allerdings ist noch abzuklären, ob der Knochenhärtungszucker auch beim Menschen funktioniert. Das geht aus einer Mitteilung der TU Dresden hervor.

Prof. Nils Cordes leitet die Strahlenbiologie im Dresdner "Oncoray"-Zentrum. Er erforscht unter anderem die biologischen Zelleigenschaften von Glioblastomen. Foto: Rainer Weisflog für das HZDR

Hirnkrebs-Matrix im Visier

Dresdner Onkologen schwächen Zell-Gerüste, bevor sie die Strahlenkanone starten Dresden, 25. April 2023. Um Hirntumore besser zu behandeln und Patienten mehr Lebenszeit zu erkaufen, wollen Dresdner Radioonkologen in Zukunft die Klebematrix dieser Krebsgeschwulste vorab schwächen. Speziell haben sie sich dabei die sogenannten Glioblastome vorgeknöpft – eine besonders bösartige Hirnkrebs-Variante, die den Erkrankten nach dem Befall oft nur noch Monate oder höchstens anderthalb Jahre Lebenszeit lässt. Das geht aus einer gemeinsamen Mitteilung des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf (HZDR), der Hochschulmedizin Dresden und ihrer gemeinsamen Krebsforschungseinrichtung Oncoray hervor.

Die von der Yun-Gruppe untersuchte Salamanderart: der Grünliche Wassermolch Notophthalmus viridescens. Foto: Maximina Yun

Zombiezellen lassen Beine nachwachsen

Allerdings (vorerst) nur beim Salamander Dresden, 15. April 2023. Seneszente Zellen, auch „Zombie-Zellen“ genannt, gelten . wie Zombies im Allgemeinen – als eher schlechtes Zeichen für unsere Gesundheit: Diese Zellen sind zwar nicht tot, teilen sich aber nicht mehr und gelten gemeinhin als Indiz für einen fortschreitenden Alterungsprozess. Neuere Studien stellen diese Sicht aber zunehmend in Frage. So hat ein Team um Dr. Maximina Yun vom „Zentrum für Regenerative Therapien Dresden“ (CRTD) festgestellt, dass diese Zombiezellen bei Salamandern sogar Heilungsprozesse beschleunigen und dabei helfen, abgetrennte Beine nachwachsen zu lassen. Das hat die TU Dresden mitgeteilt, zu der das CRTD gehört.

Fotos von Fliegenaugen mit verschiedenen Farben, normal (links, dunkelrot), verändert (hellrot, Mitte; Mutation im cinnabar Gen) und weiß, rechts (Mutation im white Gen). Anormale Augenfarben entstehen durch Mutationen in Genen, die die Pigmentbildung und einen bestimmten Stoffwechselweg regulieren. Abb.: Hebbar u.a.., PLoS Genetics, 2023 / MPI-CBG

Verrät Augenfarbe Netzhaut-Probleme?

Studie: Augenfarbe-Gene regulieren auch Retina-Gesundheit Dresden, 26. März 2023. Falsche Ernährung, Stress und Stoffwechselprobleme können womöglich beeinflussen, wie gesund die Augen bleiben. Hinweise darauf haben Dresdner Molekularbiologen nun bei der Fruchtfliege gefunden: Experimente im Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik (MPI-CBG) in Dresden haben nämlich gezeigt, dass die Netzhaut-Gesundheit der „Drosophila“ leidet, wenn sie zuviel Futter mit giftigen Stoffwechsel-Substanten frisst. Das geht aus eine CBG-Mitteilung hervor.

Anhand der sogenannten "Stumpff-Locke" -entzifferten die Forscher Beethovens Genom. Foto: Anthi Tiliakou via MPI-Eva

Studie: Trunk- und Gelbsucht sowie Risikogene brachten Beethoven ins Grab

Internationales Team mit sächsischer Beteiligung entschlüsselt Erbgut des berühmten Komponisten Cambridge/Leipzig, 22. März 2023. Beethovens Trunksucht, gepaart mit geerbten Leber-Problemen und einer Gelbsucht-Infektion haben vermutlich zum frühen Tod des berühmten Komponisten im Alter von 56 Jahren geführt. Das legen die Befunde einer Haarlocken-Analyse durch ein internationales Forscherteam nahe.

Die Greifswalder Leibniz-Physiker setzten kaltes Plasma ein, um Wunden zu heilen. Foto: Heiko Weckbrodt

Kaltes Plasma schließt Wunden rascher

Untersuchung: Behandlungstempo steigt, Kosten halbieren sich Greifswald, 20. März 2023. Kaltes Plasma kann die Wunden von chronischen Zuckerkranken und anderen Patienten schneller schließen, die Behandlungskosten halbieren und viele Verbände sparen. Das haben zwei Studien ergeben, auf die der Greifswalder Kaltplasma-Geräteanbieter „Neoplas med“ hingewiesen hat.