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Videorezensionen

David Budds (Richard Madden) ist kein Soldat mehr, sondern nun Polizist und Personenschützer für die ehrgeizige Innenministerin Julia Montague (Keeley Hawes). Äuerlich ist er ganz Profi - aber unter der Oberfläche brodelt die Wut in ihm. Szenenfoto aus "Bodyguard": Panda/Glücksstern

„Bodyguard“: Thrillerserie um Personenschützer, Terror und Betrug

Britische Erfolgsserie ist fürs deutsche Heimkino erschienen Wie loyal kann sich ein Personenschützer um eine Politikerin kümmern, die für alles steht, das er in der Politik verachtet? Mit dieser Frage spielt sehr gekonnt die Serie „Bodyguard“, dessen erste Staffel fürs deutsche Heimkino erschienen ist und die zeigt: Die Briten haben’s immer wieder drauf, spannende und vielschichtige Politthriller zu inszenieren.

Jake De Long (Martin McCann) ist eigentlich Programmierer, scheut aber auch vor Waffengewalt nicht zurück. Szenenfoto von Eurovideo aus "Dark Justice"

„Dark Justice“ im Heimkino: Umweltextremisten im Selbstjustiz-Modus

Luxemburger Politthriller inszeniert den Schauprozess 2.0 Wie weit kann und muss man im Kampf um die Errettung des Weltklimas gehen? Die Hacker-Gruppe im Lehrstück „Dark Justice“, das inzwischen fürs deutsche Heimkino erschienen ist, haben auf diese Frage radikale Antworten gewählt: Die Umweltextremisten entführen Unternehmer und eine Ministerin, die sie der Umweltzerstörung verdächtigen. Dann sperren sie die Vier ohne Essen oder Wasser in einen Schutzraum, foltern mit Lärm und Bilderfluten, übertragen all dies live über ein Online-Spiel in alle Welt. Dann lassen die Zuschauer darüber abstimmen, ob die Verdächtigen schuldig sind. Wie schon zu Stalins Zeiten sind öffentliche Geständnisse der „Angeklagten“ die Sahnehäubchen in diesem Schauprozess 2.0.

Anfangs hat Uma (Emma Roberts) nur eines im Sinn: von der Insel zu fliehen, zurück zu ihrem Unterschichts-Geliebten Markus (Jeremy Irvine). Szenenfoto (Koch Films) aus: "Paradise Hills"

„Paradise Hills“: Ein Inselpensionat macht aus Mädchen Aufziehpuppen

Dystopisches Märchen mit Milla Jovovich als allmächtige Gouvernante Mit „Paradise Hills“ legt Regisseurin Alice Waddington ein dystopisches Mädchenmärchen vor. Ins Zentrum stellt sich sie die Frage, wie weit Eltern, Schule und Umfeld einen jungen Menschen verbiegen können, bevor er oder sie zerbricht und alle Individualität aufgibt. Zu sehen ist diese Mischung aus Science-Fiction und Modeinszenierung nun im deutschen Heimkino.

Fritz Langs Sci-Fi-Klassiker "Metropolis" nimmt in der Dauerausstellung im Filmmuseum in Berkin besonders viel Raum ein. Repro: Heiko WeckbrodtFritz Langs Sci-Fi-Klassiker "Metropolis" nimmt in der Dauerausstellung im Filmmuseum in Berkin besonders viel Raum ein. Repro: Heiko Weckbrodt

Der Ingenieur heilt die zerrissene Gesellschaft

VDI zeichnet Dresdner Soziologin für Buch über deutsche Ingenieur-Filme der 1930er mit Matschoß-Preis aus Dresden/Düsseldorf, 19. Februar 2021. Ab den 1930er Jahren tauchten in deutschen Filmen, die bis dahin eher expressionistisch geprägt waren und Verbrecher, Künstler oder Polizisten als Protagonisten hatten, immer öfter männliche Ingenieure als Helden technischer Großprojekte auf: Sie verkörperten Fortschrittsoptimismus und den Glauben, dass durch Wissenschaft und Technik nahezu alles erreichbar sei – bis hin zur „Verbesserung“ des Menschen zur „Mensch-Maschine“. Wie es zu diesen „Ingenieurfilmen“ kam, welche Motive dabei dominierten und welche Ideologiemuster darin mitschwangen, das hat die Technikhistorikerin Dr. Anke Woschesch vom Deutschen Hygienemuseum in Dresden untersucht. Für ihr Buch „Ingenieure auf der Leinwand: Technische Visionen und Ordnungsvorstellungen im deutschen Zukunftsfilm der 1930er Jahre“ verlieh ihr nun der „Verein Deutscher Ingenieure“ aus Düsseldorf den Conrad-Matschoß-Preis 2021. Woschesch teilt sich den mit 4000 Euro dotierten Preis mit Dr. Daniela Mysliwietz-Fleiß von der Uni Siegen. Diese hatte über „Die Fabrik als touristische Attraktion“ dissertiert, wie aus einer VDI-Mitteilung hervorgeht.

Ein historischer Kinoprojektor. Foto (bearbeitet): Heiko Weckbrodt

Kinoumsatz schrumpft im Coronajahr auf kaum ein Drittel

Filmförderanstalt: Das war zu erwarten Berlin/Dresden, 16. Februar 2021. Die deutschen Kinos haben im Corona-Jahr kaum ein Drittel der Tickets verkauft, wie sie sonst üblich waren. Auch die Umsätze rauschten um mehr als zwei Drittel auf nur noch 318 Millionen Euro in den Keller. Das hat die Filmförderanstalt (FFA) in Berlin heute mitgeteilt.

Der Außenposten brennt. Szenenfoto (Eurovideo) aus: "The Outpost"

DVD „The Outpost“: Taliban-Falle im Tal schnappt zu

Afghanistankriegsfilm erzählt über einen Trupp US-Soldaten, die auf einem sinnlosen Außenposten aufgerieben werden Was tun, wenn man als Befehlsempfänger in der tiefsten Provinz in einem taktisch völlig idiotisch angelegten Außenposten feststeckt, umgeben von feindseligen Einheimischen und nur darauf wartend, wann die Taliban die ganze Militärsiedlung plattmachen? Auf solch eine Episode im Afghanistan-Krieg der USA hat sich der CNN-Moderator Jake Tapper in seinem Buch „The Outpost: An Untold Story of American Valor“ konzentriert. Dessen Verfilmung ist inzwischen im deutschen Heimkino angelangt. Glücklicherweise ist dieser Kriegsfilm bei weitem nicht so patriotismustriefend ausgefallen, wie es der Buchtitel erwarten ließe.

Szene aus dem chinesischen Kriegsfilm "The 800". Abb.: Koch Film

„The 800“: Chinesisches Heldenepos im deutschen Heimkino

Aufwendiger Kriegsfilm deutet Rückzugsgefecht gegen die Japaner als Großheldentat China feilt an seiner Geschichte herum: Eigentlich war es im II. Weltkrieg innerlich marode und zerstritten, ein Spielball fremder Mächte. Dieses wenig heroische Bild will Regisseur Hu Guan nun mit dem monumentalen Epos „The 800“ „geraderücken“. Darin erzählt er über ein gar tapferes Regiment von 800 Helden, die im Jahr 1937 tagelang ein Lagerhaus in Shanghai gegen Divisionen japanischer Invasoren verteidigen. Wer da automatisch an Herodot denkt und an eine alte abendländische Legende um 300 Spartaner, die ein persisches Millionenheer aufhalten, hat den Sinn und Zweck von Chinas neuem cineastischen Großwerk gewiss nicht völlig falsch verstanden…

Detective Steve Wakes (Bruce Willis) schiebt seine verletzte Zeugin Madison (Nicky Whelan) im Rollstuhl auf die Seuchenstation, um sie dort zu verstecken. Unterm Strich erweist sich das als keine gute Idee. Szenenfoto (Eurovideo) aus: "Trauma Center"

„Trauma Center“ im Videostrom: Zeugenjagd im Krankenhaus

Bruce Willis zieht das übliche Programm durch Actionheld-Rentner Bruce Willis („Stirb langsam“) dreht weiter wie am Fließband mäßige Thriller, die es wohl auch ohne Corona nicht in die deutschen Kinos geschafft, sondern gleich in die Heimkino-Verwertung gekommen wären. Dazu gehört auch „Trauma Center“ – ein Katze- und Mausspiel mit korrupten Cops im Krankenhaus.

Ungleiches Ermittler-Duo: Pierre Niémans (Olivier Marchal) und Camille Delaunay (Erika Sainte). Szenenfoto aus: Die Purpurnen Flüsse, Staffel 2

2. Staffel der „Purpurnen Flüsse“: Ritualmorde und der Preis der Schönheit

Bizarre Verbrechen in der französischen Provinz Der ruppige Altkommissar und seine verdeckte Jungermittlerin sind zurück: Die französische Thriller-Serie „Die purpurnen Flüsse“ hat eine zweite Staffel bekommen, die nun auch für die deutschen Heimkinofreunde als Videostrom verfügbar ist. Und wieder müssen die beiden knietief durch Blut waten, mit religiösen Eiferern fertig werden und die Arroganz der Mächtigen durchbrechen, um vier bizarre Mordserien zu lösen.

Hat gerade wieder einen General abgemurkst, wird dabei aber in eine Falle gelockt: Jessica Chastain als Ava. Szenenfoto aus: "Code Ava", Eurovideo

Thriller „Code Ava“ auf DVD: Profikillerin unter Beschuss

Mix aus Krimi und Familiendrama fürs Heimkino Als Genremix von Agententhriller und Familiendrama hat Regisseur Tate Taylor seinen Film „Code Ava – Trained To Kill“ angelegt. Darin erzählt er im Stil von „Nikita“ und „Anna“ über Ava (Jessica Chastain), die sich von ihrer Familie abwendet, um Auftragsmörderin zu werden, aber schließlich doch zu ihren Wurzeln zurückkehrt. Erschienen ist dieser Krimi nun auch fürs Heimkino in Deutschland.

Führt die Briten mit flotten Sprüchen in eine entmenschlichte Zukunft: Emma Thompson als Vivienne Rook - eine Art weibliche und englische Version von Donald Trump. Szenenfoto aus: "Years and Years", Studiocanal

„Years and Years“: Dystopie über den Verlust unserer Welt

BBC-Serie reist 15 Jahre in eine populistische, entmenschlichte Zukunft Was geschieht mit der Welt, wenn skrupellose Demagogen weltweit in der Politik die Überhand gewinnen? Der britische Autor Russell T. Davies („Dr. Who“, „Torchwood“) gibt in seiner – nun auch in Deutschland fürs Heimkino erschienenen – dystopischen BBC-Serie „Years and Years“ eine sehr pessimistische Antwort: Dann steht bald „die ganze Welt in Flammen“, lässt er die populistische Politikerin Viv Rook (glänzend: Emma Thompson) prophezeien.

Ein historischer Kinoprojektor. Foto (bearbeitet): Heiko Weckbrodt

Filmförderanstalt warnt vor Kino-Sterben

Gastro-Verbot oder gar zweite Corona-Schließung würden viele Filmtheater existenziell bedrohen Berlin, 23. Oktober 2020. Viele Filmtheater-Betreiber sind überzeugt: Eine weitere Ausgangssperre mit Schließungen werden viele Kinos in Deutschland – die ohnehin unter dem Konkurrenzdruck durch expandierende Streaming-Videodienste stehen – nicht überleben. Nun hat auch die Filmförderanstalt (FFA) in Berlin vor eine Pleitewelle gewarnt.

Belgische Partisanen im deutschen U-Boot auf dem Weg gen USA. Szenenfoto: Eurovideo

U-235: Belgier als furchtlose U-Boot-Chaoten

Weltkriegs-Thriller schreibt Geschichte um: Atombombe war eigentlich flämisch Belgien wird außerhalb der belgischen Landesgrenzen oft nur mit Waffeln, Schokolade, dem EU-Sitz und als alter Zankapfel benachbarter Großmächte wahrgenommen. Das ist natürlich ungerecht und daran will Regisseur Sven Huybrechts etwas ändern: Im U-Boot-Thriller „U 235“, der nun fürs deutsche Heimkino erschienen ist, hat er Belgien eine weit aktivere Rolle für den Ausgang des II. Weltkriegs zugewiesen als bisher bekannt.