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Düstere Aussichten für Sachsens Mittelstand

Der Geschäftsklimaindex von Creditreform ist in Sachsen weit unter das Bundes-Niveau abgerutscht. Grafik: Creditreform

Der Geschäftsklimaindex von Creditreform ist in Sachsen weit unter das Bundes-Niveau abgerutscht. Grafik: Creditreform

Creditreform: Mühevoll aufgebaute Polster schmelzen im Eiltempo

Dresden, 1. Oktober 2024. Die wirtschaftliche Lage des sächsischen Mittelstands hat sich im Herbst 2024 spürbar verschlechtert. Das hat das Bonitäts-Unternehmen „Creditreform“ in Dresden eingeschätzt. In den meisten Wirtschaftsbereichen herrsche große Unsicherheit. In einigen Branchen seien Lage und Aussichten sogar „dramatisch“ beziehungsweise „verheerend schlecht“, die Ertragslage vieler Unternehmen im Freistaat regelrecht „katastrophal“.

Multikrise wirkt auch im Freistaat immer stärker

Bisher sei die sächsische Wirtschaft noch vergleichsweise gut durch die Multikrisen aus Ukraine-Krieg, Corona-Nachwehen, Energiepreis-Anstieg, Inflation und schwächelnder Auftragslage gekommen, schätzen die Creditreform-Experten ein. Das liege auch daran, dass viele Betriebe in Sachsen in den vergangenen Dekaden vergleichsweise hohe Eigenkapital-Polster für eben solche schlechte Zeiten aufgebaut haben. „Diese Polster schmelzen derzeit mit großem Tempo“, warnt Creditreform-Wirtschaftsforschungsleiter Patrik-Ludwig Hantzsch mit Blick auf ganz Ostdeutschland.

Leit-Industrien kippen ins Negative

Und: Inzwischen kippen – absehen von bereits gebeutelten Sektoren wie Gastro-Gewerbe und Bauwirtschaft – auch immer mehr Industriebranchen bei Umsatz und Auftragseingängen ins Negative. Dies gelte vor allem für Sachsens Leitindustrie, den Automobilbau, an der jeder dritte Umsatz-Euro und jeder sechste Industrie-Arbeitsplatz im Freistaat hängen. In der Chipindustrie gebe es zwar derzeit hoffnungsvolle Entwicklungen – doch die seien bei weitem nicht stark genug, um den Einbruch der stark an Elektromobilität gekoppelten Autoindustrie in Sachsen aufzufangen.

Andreas Aumüller von Creditreform Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Andreas Aumüller von Creditreform Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Die in Mittelstands-Umfragen und persönlichen Gesprächen mit Unternehmern in Sachsen ermittelten Lagebilder, Erwartungen und Pläne lassen laut Andreas Aumüller und Thomas Schulz von Creditreform Dresden „nichts Gutes“ für die Zukunft erwarten. Sprich: Mehr und mehr Pleiten sowie Personalabbau sind zu erwarten – und eine schleichende De-Industrialisierung auch in Sachsen.

Weniger Bürokratie und Staatseingriffe gefordert

Um das Ruder herumzureißen, fordern die Creditreform-Wirtschaftsexperten von den Politikern, endlich den lang versprochenen Bürokratie-Abbau zu starten, den Datenschutz praxisnäher zu gestalten und nicht mehr jede EU-Vorgabe zu 150 % überzuerfüllen. Wünschenswert sei zudem, ausländische Qualifikationen zugewanderter Fachkräfte schneller anzuerkennen und Anreize für alle Einwanderer zu schaffen, rasch eine Arbeit in Deutschland zu suchen. Dafür müssten verschiedene soziale Leistungen auf den Prüfstand, auch habe sich das Prinzip „Geldkarte statt Bargeld“ in vielen Kommunen bereits bewährt.

Nicht zuletzt sei die Staatsquote in Deutschland einfach zu hoch geworden, schätzt Aumüller ein. Der Staat solle sich ein Stück weit zurücknehmen und „die Unternehmen machen lassen“.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quelle: PK Creditreform, Oiger-Archiv, Wikipedia

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt