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Textilinstitut Chemnitz will mit Nassvlies-Anlage neue Kreislaufprozesse entwickeln

Nassvliesanlage im Zentrum für Textile Nachhaltigkeit am STFI. Foto: Dirk Hanus für das STFI

Nassvliesanlage im Zentrum für Textile Nachhaltigkeit am STFI. Foto: Dirk Hanus für das STFI

Aus altem Carbon und anderen Sero-Stoffen sollen Auto-Bauteile und Akku-Komponenten werden

Chemnitz, 30. September 2024. Um alte Carbon-Bauteile, Kleider und andere Materialien im Sinne einer Kreislaufwirtschaft für neue Akkus, Filter oder Auto-Komponenten wieder zu verwerten, arbeiten Chemnitzer Textilforscher an modernen Nass-Vlies-Technologien. Dabei werden die Altstoffe in kurze Fasern zerhäckselt, in eine Art Industrie-Suppe eingerührt und dann auf Sieben getrocknet, so dass besonders feste und glatte Vliesstoffe entstehen. Die können zudem durch Beimischungen ganz neue Eigenschaften erhalten, beispielsweise elektronische Geräte gegen elektromagnetische Felder abschirmen. Um diese Technologie weiter zu entwickeln, hat das „Sächsische Textilforschungsinstitut“ (STFI) in Chemnitz nun ein neues „Nassvlies-Technikum“ im „Zentrum für Textile Nachhaltigkeit“ offiziell in Betrieb genommmen.

Nass-Vliese als elektromagnetische Schilde

Damit erweitere das Chemnitzer Institut seine Kompetenzen in der Vliesstoffentwicklung, im Textilrecycling und für Prüfaufgaben, hieß es vom STFI. Mit der Anlage wollen die sächsischen Ingenieure bis zu sechs Meter breite Nassvliese aus Kurzfasern und Faserstäuben herstellen, die bei vielen Recycling-Prozessen übrig bleiben. Aktuelle Forschungsprojekte zielen unter anderem darauf, moderner Filtermedien zu konzipieren, die Verarbeitung recycelter Carbonfasern auszuprobieren und Batteriekomponenten zu entwickeln. Die Wissenschaftler verweisen auf das große Potenzial der Nassvlies-Technologie. Damit lassen sich demnach nachhaltige Vliese mit neuartigen Materialeigenschaften erzeugen, beispielsweise mit elektromagnetischen Abschirmungs-Fähigkeiten. Als Anwendungsfelder sehen die Forscher unter anderem Hygieneartikel, Verpackungen, Akku-Separatoren, Filtermedien, Verstärkungsstrukturen und technische Textilien, wie sie beispielsweise im Automobil-, Flugzeug- und im allgemeinen Maschinenbau gebraucht werden.

Fraunhofer-Institut IGCV sieht eine „Symbiose zwischen Tradition und Innovation“

Das Chemnitzer Institut steht mit dieser Meinung nicht allein da: „Die Anwendungsfelder erstrecken von Klebstoff-Trägerfilmen, über Verpackungsmaterial, bis hin zu Banknoten mit direkt im Prozess integrierten Wasserzeichen und Sicherheitsmerkmalen“, schätzt auch das „Fraunhofer-Institut für Gießerei-, Composite- und Verarbeitungstechnik“ (IGCV) aus Augsburg ein. „Im Bereich technischer Nassvliesstoffe sind insbesondere die Technologiefelder rund um Batteriekomponenten, Brennstoffzellenelemente, Filtrations-Schichten, bis hin zu funktionsintegrierten Werkstofflösungen“. Mittlerweile erwachse aus der eigentlich schon seit über 2000 Jahre aus der Papierherstellung bekannten Nassvlies-Technik ein „bedeutender Industriezweig mit weitreichenden Einsatzfeldern in hoher Symbiose zwischen Tradition und Innovation.“

Autor: hw

Quellen: STFI, Wikipedia., Fraunhofer IGCV

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt