Grund: Für die Wiederverwendungs-Quoten aus Brüssel gibt es nicht genug Lithium und Kobalt aus Alt-Akkus
Köln, 29. September 2024. Als im Kern richtig, aber in der Praxis zu weitgehend hat das „Institut der deutschen Wirtschaft“ (IW) in Köln die neue Batterieverordnung der EU eingeschätzt, die Anfang 2024 in Kraft getreten ist.„Die Idee ist richtig, wir müssen knappe Rohstoffe künftig bestmöglich nutzen“, betont IW-Forscherin Sarah Lichtenthäler. „Die Pläne der EU gehen aber sehr weit.“
Nachfrage-Prognose des IW Köln
2031 würden über 4100 Tonnen recyceltes Kobalt fehlen
Die neue Verordnung zielt darauf, mehr wertvolle Rohstoffe wiederzuverwerten, auch bei der Produktion von Elektroauto-Akkus. „Ab 2036 soll nach EU-Willen beispielsweise Kobalt in jeder Batterie zu mindestens 26 Prozent recycelt sein, bei Nickel sind es 15 Prozent, bei Lithium immer noch zwölf Prozent“, heißt es in der Zusammenfassung einer Studie des IW.
Demnach könnten recyceltes Lithium und Kobalt knapp werden: „Hält jede Fahrzeugbatterie durchschnittlich etwa 14 Jahre und geht dann direkt zurück in den Kreislauf, fehlen 2031 rund 3500 Tonnen wiederverwertetes Kobalt“, rechnen die Forscher. „Denkbar ist aber auch, dass Batterien nach der Nutzung im Auto noch einige Jahre in anderer Form genutzt werden, etwa als Energiespeicher – dann würden 2031 sogar mehr als 4100 Tonnen recyceltes Kobalt fehlen. Die EU-Verordnung wäre nicht erfüllbar, zumindest, solange es keine anderen Quellen für die recycelten Rohstoffe gibt.“ Für Nickel hingegen sehen die Studienautoren keine Engpässe nahen.
Verordnung könnte Trend zu langlebigeren Akkus und zum „2. Leben“ bremsen
Letztlich könnte die EU-Batterieverordnung für den Aufbau einer sinnvollen Kreislaufwirtschaft insofern sogar ausbremsen: „Besonders eine längere Batterielebensdauer und eine Weiternutzung der Fahrzeugbatterien in Second-Life-Anwendungen können die Knappheit von Lithium und Kobalt erhöhen“, heißt es in der IW-Studie. Anders ausgedrückt bedeutet dies: Die verordneten Recycling-Vorgaben setzen Anreize gegen langlebige Akkus und gegen einer Weiternutzung alter Auto-Akkus als stationäre Energiespeicher zum Beispiel für Solar- und Windstrom. Allerdings sehen die Studienautoren auch sinnvolle Anreize durch die Vorgaben: „Die prognostizierte Knappheit von Kobalt-Rezyklat in manchen Szenarien kann neben möglichen Preiseffekten und Marktreaktionen ein weiterer Faktor sein, der einen Wandel hin zu kobaltärmeren Batterien bewirkt.“
Autor: hw
Quelle: IW Köln
Wissenschaftliche Publikation
„Neue Batterien aus Recyclingmaterial – Was ist in Europa möglich?“ von Sarah Lichtenthäler und Cornelius Bähr, in: „IW-Trends“ Nr. 3/2024, S. 107-130, Fundstelle im Netz hier
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