Fabriken in der Schweiz und Sachsen stellen Präszisions-Mechaniken für Chip-Belichter her
Zürich/Coswig/Oberkochen, 5. September 2024. In die Ausrüstungsbranche für Chipfabriken kommt wieder einmal Bewegung: Zeiss kauft die Chipbelichtungs-Sparte des Schweizer Technologiekonzerns „Ruag“. Inbegriffen sind die Lithografietechnik-Produktion in Zürich und im sächsischen Coswig mit insgesamt 200 Beschäftigten. Das geht aus einer gemeinsamen Mitteilung der Zeiss-Mikroelektronik-Tochter „Zeiss Semiconductor Manufacturing Technology“ (SMT) in Oberkochen und von Ruag International (alias „Beyond Gravity“) in Zürich hervor.
Schweizer konzentrieren sich auf Raumfahrt
Demnach übernehmen die Zeissianer zum Jahresende 2024 das gesamte Lithografiegeschäft der Schweizer, wenn die amtlichen Wettbewerbswächter in Deutschland und der Schweiz zustimmen. Die Kaufsumme wollen beide Unternehmen nicht verraten. Die Ruag trennt sich von der Litho-Sparte, weil sie sich unter dem neudeutschen Namen „Beyond Gravity“ stärker auf ihre Raumfahrt-Aktivitäten konzentrieren will.
Zeiss baut das „Herz“ aus Linsen und Spiegeln, Ruag den mechanischen „Herzschrittmacher“
„Seit 2001 haben wir unsere Kompetenzen für Lithografieanwendungen kontinuierlich entwickelt und eine erfolgreiche Partnerschaft mit unserem Hauptkunden Zeiss SMT aufgebaut“, erklärte Ruag-Chef André Wall. „Mit den neuen Eigentümern erhält unsere Lithografie-Division ein ideales Umfeld für die Weiterentwicklung der großen Kompetenzen, die wir über die Jahre aufgebaut haben.“ Und für Ruag-Litho-Vizepräsident Oliver Kunz ist der Verkauf der Sparte auch technologisch sinnvoll: „Das Herz von Zeiss besteht aus empfindlichen Linsen und Spiegeln, und unsere Aktuatoren arbeiten wie Herzschrittmacher, die dafür sorgen, dass das Herz präzise schlägt“, argumentierte er. „Der Schrittmacher und das Herz müssen eng aufeinander abgestimmt und synchronisiert sein. Diese Übernahme ist deshalb die perfekte Ergänzung.“
Ruag Litho beliefert seit zwei Jahrzehnten die Zeissianer
Auch für Zeiss-SMT-Operativchef Christoph Hensche ist der Transfer ein logischer Schritt: „Die Division Lithography von Ruag International war in den letzten zwei Jahrzehnten ein hervorragender und verlässlicher Partner in unserer Lieferkette“, betonte er. „Der Halbleitermarkt bietet viele Chancen für eine prosperierende Zukunft. Zeiss SMT setzt seinen Wachstumskurs fort, der durch diese Akquisition unterstützt wird.“
Standort Coswig kam 2016 dazu – auch weil Ruag näher am Chipcluster Dresden sein wollte
Die Ruag mit Hauptsitz in Bern entstand 1998 aus den Produktionsbetrieben der Schweizer Armee. Seither produziert der Technologiekonzern unter anderem Rüstungsgüter sowie Technik für die Luft- und Raumfahrt. Abgeleitet von den Präzisionsmechaniken, die für Raumschiffe und Rüstungstechnik ohnehin gebraucht werden, stellt Ruag seit 2001 auch Aktuatoren und andere mechanische Präzisions-Baugruppen für Schaltkreis-Belichtungsanlagen in Chipfabriken her. Neben dem Werk in Zürich geschieht dies auch im sächsischen Coswig nahe dem europäischen Mikroelektronik-Standort Dresden. Diese Fabrik hatten die Schweizer 2016 von der sächsischen „HTS“ übernommen. Ab 2022 waren die Lithografie-Komponenten ein eigener Geschäftszweig für die Ruag. Hauptabnehmer war schon in der Vergangenheit „Zeiss SMT“. Die ist wiederum eine Tochter des Technologie- und Optikkonzerns Carl Zeiss und beschäftigt weltweit rund 7500 Menschen.
Autor: Heiko Weckbrodt
Quellen: Zeiss SMT, Ruag, Wikipedia, Oiger-Archiv
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