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Leipziger Forscher schwören auf Hoffnungsträger Holz

Das neue Holzbau-Forschunngszentrum in Leipzig. Foto: Swen Reichhold für die HTWK Leipzig

Das neue Holzbau-Forschunngszentrum in Leipzig. Foto: Swen Reichhold für die HTWK Leipzig

Neues Holzbau-Forschungszentrum soll nachwachsenden Baustoff und Industrie 4.0 verknüpfen

Leipzig, 23. August 2024. Um den Holzbau in Sachsen voranzutreiben, ist in Leipzig ein neues Holzbau-Forschungszentrum entstanden. In der rund 1100 Quadratmeter großen Halle wollen Forscher der „Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur“ (HTWK) Leipzig im Maßstab 1:1 neue Konzepte für Häuser aus dem nachwachsendem Leichtbau-Material entwickeln und erproben.

Umweltfreundlicher als der Energiefresser „Beton“

„Der traditionsreiche Baustoff Holz gilt als Hoffnungsträger, um die Baubranche nachhaltiger zu machen“, heißt es dazu aus der HTWK. „In seiner Herstellung und Nutzung ist er klimafreundlicher als andere Baustoffe, wie zum Beispiel der energie- und ressourcenintensive Stahlbeton.“ Zudem steige die Nachfrage nach Holzbauten seit Jahren – und zwar mit zunehmender Geschwindigkeit.

Regionalminister Thomas Schmidt. Foto: Foto-Atelier-Klemm für das SMR

Regionalminister Thomas Schmidt. Foto: Foto-Atelier-Klemm für das SMR

Minister: Holz hat Sachsen genug, nun muss es Treiber für nachhaltiges Bauen werden

Auch die Landespolitiker verknüpfen große Erwartungen mit dem neuen Holzbau-Forschungszentrum. „Holz ist ausreichend hier in Sachsen vorhanden“, argumentiert Regionalminister Thomas Schmidt (CDU). „Unser Ziel ist es, diesen nachwachsenden und nachhaltigen Baustoff als starken Treiber eines nachhaltigen Bauens zu verankern.“ Konkret auf das neue Zentrum gemünzt, hofft Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow (CDU): „Es wird Sachsen als Standort einer innovativen Holzbauforschung mit deutschlandweiter Strahlkraft neu definieren.“ Er rückt dafür über fünf Millionen Euro heraus: Mit dem Fördergeld wollen die Ingenieure digital gesteuerte Holz-Fertigungsanlagen anschaffen.

Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow vor dem Fraunhofer CNT 2.0. Foto: Heiko Weckbrodt

Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow. Foto: Heiko Weckbrodt

HTWK-Team hat platzsparende Vorfertigungsstrategie entwickelt

Die sind wiederum Teil des HTWK-Konzeptes „Smart Fixed Position Fabrication“. Dahinter steht der Versuch, den alten Baustoff Holz und die Trendtechnologie „Digitalisierung“ so zu verknüpfen, dass sich Holzbau ökologisch und ökonomisch wirklich lohnt: „Technologisches Alleinstellungsmerkmal der Modellfabrik ist die enorm platzsparende Vorfertigungsstrategie, über die wir zentral in der Halle jeden Punkt einzeln ansteuern und damit Bauteile aus Holz in Maßanfertigung herstellen können“, erklärt Prof. Alexander Stahr, der das neue Zentrum als Wissenschaftschef leitet. Bei der „Smart Fixed Position Fabrication“ bleibt das Werkstück – im Gegensatz zur Fließbandproduktion – an einer Position und sowohl das Material als auch die Werkzeuge werden mittels Robotertechnik zum Bauelement oder Montagetisch gebracht.

Immer mehr Akteure im Freistaat schwenken auf hölzernen Trend ein

Gerade in Sachsen hat sich in jüngerer Vergangenheit eine regelrechte Renaissance des alten Baumaterials „Holz“ abgezeichnet: Immer mehr Wohnhäuser, Kitas, Schulen und Gemeindezentren entstehen aus Holz, ebenso Aufstockungen existierender Betongebäude. Zahlreiche Hochschulen, Institute, Unternehmen und Verbünde feilen an dieser „Wiedergeburt“ mit – weil Holz eben nach Meinung vieler Branchenvertreter die Umweltbilanz der gesamten Bauindustrie verbessern, leichtere Konstruktionen ermöglichen und viele statische Probleme lösen kann.

Und: Dieser Baustoff wächst nicht nur nach und verbraucht auch weniger Energie als Beton in der Herstellung, sondern ist auch leichter wiederverwendbar. Einige Holzbau-Anhänger wie etwa der Handwerksbetrieb Lepski in Dresden entwickeln dafür eine Art Holzlego-Bauteilsystem, dessen Elemente sich immer wieder neu zusammensetzen lassen. Auch neue Verbundstoffe aus Holzwolle sind ein Forschungsthema in Sachsen – Forscher der TU Dresden wollen so den Erdölverbrauch der Kunststoff- und letztlich auch der Autoindustrie mindern.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: HTWK, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt