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Verunsicherte KIs, Öko-Elektronik und der Verlust der Vielfalt

Der Finanzierungsbedarf junger Unternehmen in Deutschland steigt. Foto: Heiko Weckbrodt

Foto: Heiko Weckbrodt

Sachsen beantragt Millionenzuschüsse für acht Exzellenzzentren

Dresden/Leipzig, 15. August 2024. Wie können wir Künstlichen Intelligenzen (KI) beibringen, ähnlich intuitiv und blitzschnell wie das menschliche Gehirn zu intuitiven Entscheidungen zu kommen? Zum Beispiel wenn eine Plauderei, eine unfallträchtige Verkehrslage in der Stadt oder eine andere Situation so komplex und voller Unsicherheits-Faktoren ausufert, dass sich die KI an einer Lösung normalerweise tot rechnen würde? Lassen sich erst jüngst entdeckte Gehirnmechanismen auf maschinelles Lernen und im nächsten Schritt auch auf neue Therapien übertragen?

Wie reagiert die Künstliche Intelligenz, wenn sie unsicher ist?

Diese und weitere Fragen rund um „Berechnungen von Verhalten durch Gehirn und Maschine in komplexen und unsicheren Umgebungen“ wollen Neurowissenschaftler, Gehirnforscher, KI- und Computerexperten um den Dresdner Uni-Professor Stefan Kiebel in einem neuen Exzellenzzentrum „Behaviour in Context“ (BIC) beantworten. Dafür beantragen sie Millionenzuschüsse aus dem Exzellenzprogramm von Bund und Ländern – und haben dafür nun auch die nötigen Rückversicherungen vom Freistaat Sachsen bekommen.

Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow vor dem Fraunhofer CNT 2.0. Foto: Heiko Weckbrodt

Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow. Foto: Heiko Weckbrodt

Minister hofft auf neuen Adelsschlag für Spitzenforschung „Made in Saxony“

„Wir werden damit noch attraktiver für exzellente Forscherinnen und Forscher und erhöhen die Sichtbarkeit von Spitzenforschung und Spitzentechnologie ,Made in Saxony‘“, kommentierte der sächsische Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow (CDU) diese und weitere Vorhaben aus Dresden und Leipzig. „Ich bin zuversichtlich und drücke fest die Daumen, dass die Exzellenzcluster-Anträge in der zweiten Runde des Exzellenzwettbewerbes für eine Förderung ausgewählt werden.“

Dabei ist BIC nur einer von acht Anträgen auf neue Exzellenzgelder, mit denen die beiden vorausgewählten sächsischen Unis in Dresden und Leipzig in die nächste Förderrunde gehen:

Prof. Yana Vaynzof. Foto: privat

Prof. Yana Vaynzof. Foto: privat

REC2: Elektronik im Zeitalter des Klimawandels

Im „REC2“-Komplex zum Beispiel will ein Kollektiv um die Dresdner Elektroniktechnologie-Professorin Yana Vaynzof „Verantwortungsvolle Elektronik im Zeitalter des Klimawandels“ entwickeln. Im Fokus stehen dabei neue Materialplattformen, Bauteilkonzepte und integrierte Systeme, die den Ressourcenverbrauch bei der Schaltkreisherstellung mindern und das Wachstum von Elektronikschrottberge mindern sollen.

„Care“ und das neue Bauen

Der dritte Neuantrag der TU Dresden kommt von Baustoff-Professor Viktor Mechtcherine und zielt auf eine „Klimaneutrale und ressourceneffiziente Bauweise“. Im geplanten „Care“-Zentrum wollen er und seien Kollegen gemeinsam mit Partnern aus Aachen mit „klimafreundlichen Baustoffen, Konstruktionsprinzipien und Fertigungstechnologien Wege hin zu nachhaltigem Bauen aufzeigen“.

Prof. Frank Fitzek leitet den Telekom-Stiftungslehrstuhl für Kommunikationsnetze an der TU Dresden. Hier ist er im Show-Raum des 5G-Labs zu sehen. Foto: Heiko Weckbrodt

Foto: Heiko Weckbrodt

Ceti will mit Quantentech menschliche Sinne auf Roboter übertragen

Außerdem beantragt das Team um Prof. Frank Fitzek Anschlussgelder für das bereits existierende Exzellenzzentrum „Ceti“. Ziel für das Ceti 2.0 ist „die Übertragung menschlicher Sinne auf die Robotik und das Metaversum“. In der zweiten Phase wollen die Forscher „neue Ansätze aus der Quantentechnologie und der Biologie integrieren, um die Energieeffizienz und Vertrauenswürdigkeit in virtuellen Welten zu verbessern“.

Professor Matthias Vojta ist Sprecher für das Exzellenz-Cluster "Komplexität und Topologie in Quantenmaterialien" in Dresden Foto: Heiko Weckbrodt

Professor Matthias Vojta ist Sprecher für das Exzellenz-Cluster „Komplexität und Topologie in Quantenmaterialien“ in Dresden Foto: Heiko Weckbrodt

Auch die Quantenphysiker von ct.qmat sowie die Physiker und Biologen von „PoL: Physics of Life“ beantragen neue Millionenzuschüsse.

Von der Uni Leipzig, die in der letzten Runde weitgehend leer ausgegangen war, kommen zwei neue Anträge:

Leicem: Maßgeschneiderte Therapien gegen Fettleber und Diabetes

„Leipzig Centrum für Metabolismus (Leicem) – Stoffwechselgesundheit verstehen und verbessern“:

Das Vorhaben widmet sich dem Verständnis und der Verbesserung von Krankheiten, die aus Stoffwechselstörungen entstehen und zu schwerwiegenden Gesundheitsproblemen wie Diabetes mellitus, Fettleber und Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen. „Leicem“ fokussiert auf personalisierte Therapieansätze und individuelle Stoffwechselvariationen statt auf allgemeine Risikofaktoren. Besonderes Augenmerk gilt der frühkindlichen Entwicklung sowie genetischen Einflüssen auf lebenslange Gesundheitsrisiken.

„Breathing Nature“: Wie Klimawandel und Artenvielfalt zusammenhängen

„Atmende Natur – Wechselwirkungen zwischen Biodiversität, Klima und menschlichem Verhalten“:

Im Exzellenzclustervorhaben „Breathing Nature“ untersuchen Forscher aus den Lebens-, Wirtschafts- und Erdsystemwissenschaften die Wechselwirkungen zwischen Biodiversitätsverlust und Klimawandel. Im Fokus steht menschliches Verhalten in diesen Umweltkrisen und die Frage nach gesellschaftlichen Lösungsansätzen.

Pro Jahr winken 687 Millionen Euro

Bis zum 22. August 2024 müssen die Unis ihre Anträge abgegeben haben. Die Entscheidung, welche Cluster ab dem 1. Januar 2026 gefördert werden, trifft die Exzellenzkommission im Mai 2025.

Für die Projektförderung der Exzellenzcluster stellen Bund und Länder bis zum Jahr 2025 jährlich insgesamt rund 385 Millionen Euro und ab dem Jahr 2026 jährlich insgesamt rund 539 Millionen Euro zur Verfügung. Hinzu kommen die Querschnittsgelder: Unis, die den Zuschlag für mindestens zwei Exzellenzzentren bekommen haben, können im Anschluss beantragen, als Exzellenz-Universitäten eingestuft zu werden – dafür winken dann weitere Millionenzuschüsse. Für bis zu 15 Exzellenzuniversitäten oder Verbünde stehen jährlich rund 148 Millionen Euro zur Verfügung. In Ostdeutschland hat bisher nur die TU Dresden diese Einstufung bekommen – und will sie nun verteidigen.

Rechnet man alles zusammen, stehen ab 2026 in Summe im Zuge der Exzellenzstrategie insgesamt 687 Millionen Euro pro Jahr zur Verfügung. Diese Zuschüsse finanziert zu 75 Prozent der Bund und zu 25 Prozent das jeweilige Bundesland. Das jeweilige Land muss sich zudem verpflichten, die Zentren in der einen oder anderen Form auch dann weiterzuführen, wenn keine Bundesgelder mehr fließen.

Autor: Oiger

Quellen: SMWK, Oiger-Archiv, Wikipedia

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt