Verbund will Wohn- und Gewerbegebiete für Chipfabrik-Ansiedlung organisieren
Dresden, 9. August 2024. Um die regionalen „Nebenwirkungen“ der geplanten TSMC-Chipfabrik in Sachsen in den Griff zu bekommen, haben 21 Bürgermeister aus dem Raum Dresden „eine verstärkte regionale Kooperation zur Entwicklung des europäischen Halbleiterstandortes Region Dresden“ beschlossen. In diesem Zuge gründen sie eine Lenkungsgruppe und einen Arbeitsstab, die die Suche nach neuen Wohnsiedlungen, Gewerbeparks und anderen Infrastrukturen für das neue Halbleiterwerk, dessen Beschäftigte und Zulieferer vorantreiben. Das hat die Stadtverwaltung Dresden mitgeteilt.
1. Spatenstich für Mega-Fab noch im August
„Zwei Wochen vor dem Spatenstich von TSMC ist der Beschluss ein wichtiges Signal aus der Region“, betont der Dresdner Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP). „Ziel ist, dass alle Gemeinden und Städte an den Wachstumseffekten der Ansiedlung partizipieren“, ergänzt der Dohnaer Bürgermeister Ralf Müller (CDU), der in Personalunion der Sprecher des Verbundes „Erlebnisregion Dresden“ ist, in dem sich die 21 beteiligten Kommunen und Gemeinden zusammengeschlossen haben.
Analysen sollen klären, was nötig und machbar ist
„In einem ersten Schritt sollen mit Fördermitteln des Freistaates Sachsen mehrere Analysen beauftragt werden, um die Auswirkungen der rasanten Entwicklungen der Halbleiterindustrie im Dresdner Norden auf das Umland bewerten und die Herausforderungen gemeinsam bewältigen zu können“, kündigt der Regionalverbund an. Vor allem durch die TSMC-Ansiedlung sei mit einem starken Zuzug von Fachkräften und einem Einwohnerwachstum im Großraum Dresden zu rechnen. „Bis Mitte 2025 sollen die Wohnbauflächenpotenziale in der Region ermittelt und dem voraussichtlichen Arbeitskräftezuzug und der damit verbundenen Einwohnerentwicklung gegenübergestellt werden“, haben die Bürgermeister nun vereinbart. „Außerdem werden alle mindestens fünf Hektar großen, freien Gewerbeflächen in der Region erfasst. Fazit soll ein Überblick sein, ob und in welcher Größenordnung weitere Wohn- und Gewerbegebiete entwickelt werden können und müssen.“
Neben TSMC bauen auch Infineon, Jenoptik & Co. in Dresden aus
Hintergrund: In der sächsischen Halbleiterbranche sind derzeit mehrere Erweiterungen und Neuansiedlungen im Gange. So baut Infineon derzeit für fünf Milliarden Euro eine vierte Chipfabrik in der Dresdner Heide und will dadurch etwa 1000 neue Arbeitsplätze schaffen. Auch X-Fab, Jenoptik und weitere Unternehmen erweitern derzeit ihre Kapazitäten. Der „dickste Fisch“ ist TSMC: Die Taiwanesen wollen gemeinsam mit Bosch, Infineon und NXP in Dresden rund zehn Milliarden Euro eine Megafab bauen und dafür rund rund 2000 Beschäftigte anheuern. Als Folgeeffekt könnten außerdem gut und gerne zusätzlich 8000 neue Jobs durch TSMC-Zulieferer, Dienstleister und andere Umfeld-Unternehmen entstehen, schätzt der Branchenverband „Silicon Saxony“.
Region drückt auf die Tube, damit’s in Dresden schneller geht als in Magdeburg
Dass für solche demografischen wie wirtschaftlichen Zuwächse viele neue Wohnhäuser, Gewerbegebiete, Wasser-und Stromleitungen, Straßen, Bahnverbindungen, Kitas, Schulen und andere Infrastrukturen nötig sind, ist den lokalen und regionalen Politikern sowie Versorgungsunternehmen durchaus klar. Nun sind aber auch rasche Lösungen gefragt – damit die TSMC-Ansiedlung nicht durch innere wie weltwirtschaftliche Effekte in ähnliche Verzögerungen hinein gerät wie die versprochene Intel-Großinvestition in Magdeburg. Zudem wird Dresden die damit verbundenen Herausforderungen schwerlich ohne die Umland-Kommunen bewältigen können, die natürlich auch vom Dresdner Chip-Boom profitieren wollen.
Autor: Heiko Weckbrodt
Quellen: LHD, Oiger-Archiv
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