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Dreiarmiger Roboter dirigiert transhumane Musik

Andreas_Gundlach übt mit dem Roboter-Dirigenten. Foto: David Sünderhauf für die Dresdner Sinfoniker

Andreas_Gundlach übt mit dem Roboter-Dirigenten. Foto: David Sünderhauf für die Dresdner Sinfoniker

Dresdner Sinfoniker und Exzellenforscher lernen maschinellen Dirigenten an

Dresden, 7. August 2024. Roboter dirigieren künftig Musikwerke, die für Menschen unmöglich zu leiten wären. Wie das geht, machen die „Dresdner Sinfoniker“ im Herbst 2024 im Festspielhaus Hellerau vor: Gemeinsam mit Ceti-Exzellenzforschern lernen sie bis Mitte Oktober einen dreiarmigen Roboter an. Der dirigiert dann ein menschliches Orchester durch komplexe Stücke wie #kreuzknoten und „Semiconductor’s Masterpiece“, die teils eigens für die besonderen Fähigkeiten der Maschine komponiert worden sind. Anlass sei das 25. Jubiläum des Enembles, teilte Sinfoniker-Intendant Markus Rindt mit.

„#kreuzknoten wäre aufgrund seiner rhythmischen Finesse von einem Menschen nicht zu dirigieren“

Den ersten Teil des Konzerts sollen ausschließlich Menschen bestreiten: „16 Blechbläserinnen und 4 Schlagwerkerinnen der Dresdner Sinfoniker spielen Werke von Markus Lehmann-Horn, Konstantia Gourzi und Wieland Reissmann unter der Leitung von Michael Helmrath“, kündigte Rind an. „Nach der Pause übergibt der Dirigent die Leitung des Orchesters an seine maschinelle Kollegin Maira Pro S, die mit #kreuzknoten von Wieland Reissmann sogleich eine besondere Herausforderung zu meistern hat. Zwei ihrer drei Arme leiten das Orchester durch sich überkreuzende Tempi. Ein Teil der Musikerinnen beginnt langsam und akzeleriert, während die andere Hälfte retardiert. #kreuzknoten wäre aufgrund seiner rhythmischen Finesse von einem Menschen nicht zu dirigieren.“

Video mit Probenausschnitt
der Dresdner Sinfoniker:

Teaching the machine how to conduct from Dresdner Sinfoniker on Vimeo.

Mikroelektronisches Meisterwerk komponiert

Danach folge ein Auftragswerk des Komponisten und Jazz-Pianisten Andreas Gundlach für die Dresdner Sinfoniker. „In Semiconductor’s Masterpiece nutzt Gundlach die Fähigkeit des Roboters, mit allen Armen das geteilte Ensemble unabhängig voneinander durch komplexeste Passagen zu führen und damit musikalisch vollkommenes Neuland zu betreten“, heißt es in der Ankündigung. „Wie klingt es, wenn drei Orchesterteile in unterschiedlichen Metren und Geschwindigkeiten zusammenspielen, sich rhythmisch voneinander entfernen, um sich schließlich im Unisono zu treffen?“

Schüler interagieren mit Roboterhund

Außerdem studieren Gymnasiasten aus Dresden-Johannstadt gemeinsam mit den Ceti-Forschern der TU Dresden eine Choreografie ein, in der sie mit dem Roboterhund Spot von Boston Dynamics interagieren. Daraus soll ein Kurzfilm entstehen, den die Sinfoniker während ihres Roboter-Konzerts zeigen wollen.

Entwickeln Roboter eigenen musikalischen Ausdruck?

Wie schon so oft, wollen die Dresdner Sinfoniker auch mit diesem Projekt die Grenzen heutiger Musik und deren Darbietung hinausschieben. Speziell im Experiment mit dem dreiarmigen Roboter-Dirigenten möchten sie Fragen ausloten wie: Entsteht womöglich ein neuer, ganz eigener musikalischer Ausdruck als Ergebnis der Zusammenarbeit von Mensch und Maschine? Wo bleiben Interpretation und Charisma?“

Autor: hw

Quelle: Dresdner Sinfoniker

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt