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Bioelektronische Hilfe für Epileptiker und Parkinson-Kranke

Prof. Ivan R. Minev. Foto: Emanuel Richter für das IPF

Prof. Ivan R. Minev. Foto: Emanuel Richter für das IPF

Neuroingenieur Minev will als Professor in Dresden neue Generation bioaktiver Implantate entwickeln

Dresden, 5. Juni 2023. Der britische Physiker und Neuroingenieur Ivan R. Minev ist von England nach Sachsen gewechselt. Das geht aus einer Mitteilung des Leibniz-Instituts für Polymerforschung (IPF) Dresden hervor. Als neuer Professor für elektronische Gewerbetechnologien will Minev an der TU Dresden neuartige kybernetische Implantate für den Kampf gegen bisher unheilbare Nervenkrankheiten entwickeln. „Ich möchte elektronische und biologische Systeme verschmelzen, um neurologische Erkrankungen wie Parkinson oder Epilepsie besser behandeln zu können“, hat der Forscher angekündigt.

Elektronisches Material soll mit Gewebe interagieren

Das IPF finanziert gemeinsam mit dem „Else-Kröner-Fresenius-Zentrum für Digitale Gesundheit“ (EKFZ-DG) in Dresden die Berufung des britischen Wissenschaftlers. Der gilt als Koryphäe für bioelektronische Implantate und verschmilzt für seine Forschungen Ansätze aus der Medizin, Physik, Materialforschung, Biologie und Werkstoffforschung. Dabei fokussiert er sich auf künstliche, aber biologisch aktive Materialien, die mit natürlichen Zellen und Gewebe im Patienten interagieren können, elektrisch leitfähig sind, elektronische Funktionen ausführen und sensorische Daten erfassen können. „Diese Materialien sollen in implantierbare Geräten eingesetzt werden und so eine kontinuierliche Überwachung und gezielte Behandlung von Krankheiten ermöglichen“, heißt es vom IPF. Die Hoffnung dabei: Letztlich beispielsweise gut verträgliche Implantate für Epileptiker zu konstruieren, die nahende Anfälle erkennen und womöglich auch gegensteuern können.

In England und in der Schweiz geforscht

Ivan Minev wurde in Bulgarien geboren. Von 2004 bis 2008 studierte in London Physik. Danach promovierte er an der Uni Cambridge in Neuro-Ingenieurwesen. Im Anschluss forschte er zunächst am Zentrum für Neuroprothetik in Lausanne, dann am Biotechnologischen Zentrum (Biotec) der TU Dresden und zuletzt an der Uni Sheffield. Er ist unter anderem auf die Entwicklung weicher Implantate und Systeme für das Nervensystem spezialisiert.

Fachübergreifende Expertise in Dresden könnte Minevs Projektes voranbringen

An der TU Dresden bekommt er nun eine neu geschaffene Professur. Dort soll er die fachübergreifende Zusammenarbeit von Ingenieuren, Materialwissenschaftlern und Medizinern fördern, um die „Medizin der Zukunft mit patientenorientierten Systemen entscheidend voranzubringen“, wie es die Ko-Finanziers vom IPF formuliert haben. Seine Kollegen aus Sachsen erhoffen sich mit seiner Hilfe „neue Behandlungs- und Therapiemöglichkeiten für eine Vielzahl von Erkrankungen“. Neben Patienten mit angeborenen neurologischen Krankheiten zielen die Forschungen auch auf Therapien für Menschen, die zum Beispiel nach einem Unfall Nervenschäden erlitten haben. Bei diesen anspruchsvollen bionischen beziehungsweise kybernetischen Implantat-Forschungsprojekten dürften abgesehen von Minevs besonderer Expertise auch die speziellen Erfahrungen der Dresdner Wissenschaftler einfließen: Das IPF kann sein Know-how mit organischem Kunststoffen beisteuern, die TU Dresden ihre Kompetenzen mit organischer und siliziumbasierter Mikroelektronik, das EKFZ hat besondere Erfahrungen mit digitalen Ansätzen in der Medizin und das Uniklinikum Dresden bringt seine medizinische Expertise ein.

Autor: hw

Quellen: IPF, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt